Das System der Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation ist eine umfangreiche Zusammenstellung von Normen, die die geometrische Produktspezifikation und den Nachweis der Bauteileigenschaften regelt. Die vorliegende Arbeit stellt die im Jahr 2012 gültigen Normen und deren Inhalte dar. Den Schwerpunkt bildet die funktionsgerechte Spezifikation. Ausgehend von den in den Normen festgelegten Möglichkeiten und bisherigen Ansätzen werden ein funktionsgerechtes Spezifikationsmodell abgeleitet und die Grenzen des Systems aufgezeigt.
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Funktionsgerechte Spezifikation
geometrischer Eigenschaften mit dem
System der Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation
Von der Fakultät für Maschinenbau
der Technischen Universität Chemnitz genehmigte
Habilitationsschrift
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktoringenieur habilitatus (Dr.-Ing. habil.)
vorgelegt der
Technischen Universität Chemnitz
von Dr.-Ing. Sophie Gröger
geboren am 04. Juli 1972 in Karl-Marx-Stadt
Gutachter: Prof. Dr.-Ing. M. Dietzsch
Prof. Dr.-Ing. A. Weckenmann
Prof. Dr.-Ing. E. Leidich
Chemnitz, den 10. Januar 2013
„Eine zu messende Eigenschaft muss erst definiert werden, bevor sie toleriert
werden kann."
Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. eh. mult. Harry Trumpold
Gründer des Instituts für Messtechnik und Austauschbau an der Technischen Hochschule Karl-Marx-
Stadt
13. Juli 1928 - 18. November 2012
Bibliographische Beschreibung
I
Bibliographische Beschreibung
Gröger, Sophie
Funktionsgerechte Spezifikation geometrischer Eigenschaften mit dem System der
Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation
Habilitation an der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Chemnitz,
Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik und Qualitätssicherung,
Chemnitz, 10 . Januar 2013.
158 Seiten
98 Abbildungen
31 Tabellen
99 Literaturzitate
Referat
Das System der Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation ist eine
umfangreiche Zusammenstellung von Normen, die die geometrische
Produktspezifikation und den Nachweis der Bauteileigenschaften regelt. Die vorliegende
Arbeit stellt die im Jahr 2012 gültigen Normen und deren Inhalte dar. Den Schwerpunkt
bildet die funktionsgerechte Spezifikation. Ausgehend von den in den Normen
festgelegten Möglichkeiten und bisherigen Ansätzen werden ein funktionsgerechtes
Spezifikationsmodell abgeleitet und die Grenzen des Systems aufgezeigt.
Schlagworte
Geometrische Produktspezifikation und -verifikation, Normen, funktionsgerechtes
Spezifikationsmodell, geometrische Eigenschaften
Bibliographische Beschreibung
II
Vorwort
III
Vorwort
Die Habilitationsschrift entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftliche
Mitarbeiterin und stellvertretende Institutsleiterin an der Professur
Fertigungsmesstechnik und Qualitätssicherung der Technischen Universität Chemnitz.
Mein besonderer Dank gilt Professor Dietzsch für die langjährige Förderung am Institut
und im wissenschaftlichen Umfeld. Mit den an mich übertragenen Leitungsfunktionen
konnte ich mich umfassend in die Organisation, Lehre und Forschung einbringen. Seine
unermüdliche Normungsarbeit bildete die Motivation für diese Arbeit und eine
umfassende Grundlage für Diskussionen und Unterstützung.
Ich danke auch Professor Nendel für sein Vertrauen und seine Unterstützung, ohne die
diese Arbeit nicht möglich geworden wäre. Großer Dank gilt auch Professor
Weckenmann, den ich seit vielen Jahren als international anerkannten Wissenschaftler
auf dem Gebiet der Fertigungsmesstechnik sehr schätze. Ich danke ebenfalls Professor
Leidich für die Bereitschaft zur Begutachtung der Arbeit und die intensive
Zusammenarbeit bei unserem gemeinsamen Forschungsvorhaben.
Sehr dankbar bin ich auch meinen Kolleginnen und Kollegen für das Vertrauen in mich
und die Begeisterung für die Fertigungsmesstechnik und das Qualitätsmanagement.
Den Studenten, die durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten Anregungen geliefert haben,
danke ich für den Fleiß.
Ich danke meiner gesamten Familie für die Unterstützung, besonders Professor
Spensberger für die bereichernden Gespräche. Meiner Anne danke ich für ihre
Toleranz.
Die in der Arbeit verwendeten Begriffe entsprechen dem Stand der Normung zum
Zeitpunkt der Erstellung der Arbeit Ende 2012. Änderungen der Benennungen, die
nachfolgenden in die Normen eingebracht wurden, sind nicht berücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
IV
Inhaltsverzeichnis
Bibliographische Beschreibung…………………………………………………………………I
Vorwort …………………………………………………………………………………………...II
Inhaltsverzeichnis……………………………………………………………………………….III
Abkürzungen ………………………………………………………………..…………………VIII
1 Einleitung .................................................................................................................. 1
2 Problemstellung und Motivation ................................................................................ 3
3 Grundnormen im System der Geometrischen Produktspezifikation und -prüfung .. 11
3.1 Normung ............................................................................................................. 11
3.1.1 Allgemeines ................................................................................................ 11
3.1.2 Internationale Organisation für Normung (ISO) .......................................... 12
3.1.3 Europäisches Komitee für Normung (CEN)................................................ 13
3.1.4 Deutsches Institut für Normung e. V. (DIN) ................................................ 13
3.1.5 ISO/TC 213 ................................................................................................ 14
3.2 Aufbau des GPS-Systems - Masterplan .............................................................. 14
3.3 Grundlagen - Konzepte, Prinzipien und Regeln - ISO 8015 ................................ 19
3.3.1 Grundlegendes ........................................................................................... 19
3.3.2 Grundsatz des Aufrufens (Invokationsprinzip)............................................ 20
3.3.3 Grundsatz der GPS-Normenhierarchie ...................................................... 20
3.3.4 Grundsatz der bestimmenden Zeichnung .................................................. 20
3.3.5 Grundsatz des Geometrieelementes .......................................................... 20
3.3.6 Grundsatz der Unabhängigkeit ................................................................... 21
3.3.7 Grundsatz der Dezimaldarstellung ............................................................. 21
3.3.8 Grundsatz der Standardfestlegung (Defaultprinzip) ................................... 21
3.3.9 Grundsatz der Referenzbedingung ............................................................ 21
Inhaltsverzeichnis
V
3.3.10 Grundsatz des starren Werkstücks ......................................................... 22
3.3.11 Grundsatz der Dualität (Spezifikation, Verifikation) ................................. 22
3.3.12 Grundsatz der Funktionsbeherrschung ................................................... 22
3.3.13 Grundsatz der allgemeinen Spezifikation ................................................ 22
3.3.14 Grundsatz der Verantwortlichkeit ............................................................ 23
4 Globale GPS-Normen ............................................................................................. 24
4.1 Grundlegende Modelle......................................................................................... 24
4.1.1 Zusammenhang zwischen Modellen und Operatoren ................................. 24
4.1.2 Nennmodell ................................................................................................ 24
4.1.3 Nicht-ideales Oberflächenmodell (Hautmodell) .......................................... 26
4.1.4 Diskretes und abgetastetes Oberflächenmodell ......................................... 27
4.2 Grundlegende Operatoren ................................................................................... 28
4.2.1 Funktionsoperator ....................................................................................... 28
4.2.2 Spezifikationsoperator ................................................................................ 29
4.2.3 Verifikationsoperator ................................................................................... 33
4.3 Definitionen von Geometrieelementen ................................................................. 35
4.3.1 Arten von Geometrieelementen .................................................................. 35
4.3.2 Ideales Geometrieelement .......................................................................... 36
4.3.3 Nicht-ideales Geometrieelement ................................................................. 43
4.3.4 Abgeleitetes Geometrieelement .................................................................. 44
4.3.5 Ermöglichende Geometrieelemente ........................................................... 49
4.4 Operationen an Geometrieelementen .................................................................. 50
4.4.1 Operationen als Werkzeug ......................................................................... 50
4.4.2 Partition ...................................................................................................... 50
4.4.3 Extraktion .................................................................................................... 51
4.4.4 Filterung ...................................................................................................... 52
Inhaltsverzeichnis
VI
4.4.5 Assoziation ................................................................................................. 53
4.4.6 Kollektion.................................................................................................... 55
4.4.7 Konstruktion ............................................................................................... 56
4.4.8 Rekonstruktion ........................................................................................... 57
4.5 Merkmale von und zwischen Geometrieelementen ............................................. 57
4.6 Zusammenhang zwischen den Modellen, den Operationen an
Geometrieelementen und den Geometrieelementen ........................................... 59
4.7 Unsicherheiten .................................................................................................... 62
4.7.1 Der Begriff Unsicherheit ............................................................................. 62
4.7.2 Übereinstimmungsunsicherheit .................................................................. 65
4.7.3 Spezifikationsunsicherheit .......................................................................... 65
4.7.4 Messunsicherheit ....................................................................................... 66
4.7.5 Verfahrensunsicherheit .............................................................................. 68
4.7.6 Umsetzungsunsicherheit ............................................................................ 68
4.7.7 Entsprechungsunsicherheit ........................................................................ 68
5 Allgemeine GPS-Normen ....................................................................................... 70
5.1 Geometrische Eigenschaften .............................................................................. 70
5.2 Größenmaßelemente .......................................................................................... 74
5.2.1 Definition Größenmaß am Größenmaßelement ......................................... 74
5.2.2 Örtliche Größenmaße von Größenmaßelementen ..................................... 75
5.2.3 Globale Größenmaße von Größenmaßelementen ..................................... 79
5.2.4 Toleranzsystem für Größenmaßelemente .................................................. 83
5.3 Kennzeichnung der tolerierten Elemente, Toleranzzonen, Toleranzrahmen,
Symbole und Bezüge .......................................................................................... 86
5.3.1 Toleranzrahmen und grundlegende Symbole ............................................ 86
5.3.2 Arten von Toleranzzonen ........................................................................... 88
Inhaltsverzeichnis
VII
5.3.3 Theoretisch genauer Abstand (TED) .......................................................... 90
5.3.4 Kennzeichnung des tolerierten Elementes ................................................. 90
5.3.5 Bezüge ....................................................................................................... 93
5.4 Form .................................................................................................................... 98
5.5 Richtung, Ort und Lauf ....................................................................................... 100
5.5.1 Richtungstoleranzen ................................................................................. 100
5.5.2 Ort ............................................................................................................. 102
5.5.3 Lauf ........................................................................................................... 105
5.6 Allgemeintoleranzen .......................................................................................... 106
5.7 Tolerierung von Abhängigkeiten der geometrischen Eigenschaften .................. 107
5.7.1 Zusammenhang ........................................................................................ 107
5.7.2 Hüllbedingung ........................................................................................... 107
5.7.3 Maximum-/Minimum-Material-Bedingungen ............................................. 110
5.8 Ob erflächenbeschaffenheit ................................................................................ 111
5.8.1 Überblick ................................................................................................... 111
5.8.2 Oberflächenunvollkommenheiten ............................................................. 112
5.8.3 Rauheit und Welligkeit eines Profils .......................................................... 115
5.8.4 Rauheit einer Fläche ................................................................................. 122
6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation geometrischer Eigenschaften
mit dem GPS-System ............................................................................................ 124
6.1 Bisherige Ansätze .............................................................................................. 124
6.2 Handlungsempfehlung ....................................................................................... 134
7 Bewertung des GPS-Systems ............................................................................... 139
8 Zusammenfassung ................................................................................................ 143
9 Verzeichnisse ........................................................................................................ 145
9.1 Literaturverzeichnis ............................................................................................ 145
Inhaltsverzeichnis
VIII
9.1.1 Normen .................................................................................................... 145
9.1.2 Schriften und Bücher ................................................................................ 148
9.2 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... 152
9.3 Tabellenverzeichnis ........................................................................................... 157
9.4 Anlagenverzeichnis ........................................................................................... 158
Abkürzungen
IX
Abkürzungen
Lage des Toleranzfeldes für Bohrungen
Lage des Toleranzfeldes für Wellen
Beliebige Querschnittsfläche
Flächenbezogener Durchmesser
Umfangsbezogener Durchmesser
Europäisches Komitee für Normung
Volumenbezogener Durchmesser
Deutsches Institut für Normung
Bedingung des freien Zustandes
Abkürzungen
X
Assoziationskriterium nach der „Methode der kleinsten Quadrate"
Assoziationskriterium „kleinstes umschriebenes Element"
Geometrische Produktspezifikation und -verifikation
Assoziationskriterium „größtes einbeschriebenes Element"
Internationale Organisation für Normung
Lower limit (Untergrenze)
Minimum-Material-Bedingung
Örtliches Maß, festgelegt durch eine Kugel
Auslegung der Toleranzgrenze bei der Rauheit
Messpunkt 1 an der Stelle i
Maximum-Material-Bedingung
Material Removal Required (Materialabtrag erlaubt)
Messpunkt 2 an der Stelle i
No Material Removed (Kein Materialabtrag erlaubt)
Größte Höhe des Primärprofils
Größte Höhe innerhalb der Einzelmessstrecke des Primärprofils
Abkürzungen
XI
Arithmetischer Mittelwert der Profilspitzen
Steilheit des Rauheitsprofils
Materialanteil des Rauheitsprofils
Höhe der größten Profilspitze innerhalb der Einzelmessstrecke des
Rauheitsprofils
Quadratischer Mittelwert der Profilordinaten
Schiefe des Rauheitsprofils
Größte Höhe des Rauheitsprofils
Tiefe des größten Profiltals innerhalb der Einzelmessstrecke des
Rauheitsprofils
Größte Höhe innerhalb der Einzelmessstrecke des Rauheitsprofils
Mittelwert des Rangordnungsmaßes
Festgelegte Querschnittsfläche
Mittlerer Wert der Spanne des Rangordnungsmaßes
Oberflächenunvollkommenheit
Median des Rangordnungsmaßes
Kleinstes Rangordnungsmaß
Spanne des Rangordnungsmaßes
Theoretisch genauer Abstand
Technische Produktdokumentation
Technische Produktspezifikation
Abkürzungen
XII
Ungleich verteilte Toleranz
Größte Höhe des Welligkeitsprofils
Größte Höhe innerhalb der Einzelmessstrecke des Welligkeitsprofils
Breite des Profilelements
Größte Höhe des Profilelements
Kapitel 1 Einleitung
1
1 Einleitung
Als „Sprache des Ingenieurs" bezeichnet, beschreibt das System der Geometrischen
Produktspezifikation und -verifikation ein umfassendes Regelwerk zur Kommunikation
im Maschinenbau, insbesondere bezüglich der geometrischen Eigenschaften von
Bauteilen. Schon seit vielen Jahren wird durch Fertigungsmesstechniker diese
„Sprache" mit erforscht und weiterentwickelt, weil sie eine entscheidende Wissensbasis
bildet, um die Vorgaben der Produkt- und Prozessentwicklungsbereiche eindeutig
interpretieren zu können und Verfahren zum Nachweis aufzeigt. Die Auswahl und
Entwicklung von Messverfahren und Messtechnik setzt zudem voraus, dass, wie
Professor Trumpold festgestellt hat, die geometrischen Eigenschaften eines Bauteils
erst eindeutig definiert werden müssen, was als Ziel der geometrischen
Produktspezifikation und –verifikation formuliert ist.
Seit fast 20 Jahren gibt es Bestrebungen, die Vorgehensweisen der geometrischen
Spezifikation und Verifikation in dem System der Geometrischen Produktspezifikation
und -prüfung (GPS-System) zusammenzufassen und zu strukturieren. Bis heute
verändert sich dieses GPS-System jedoch ständig aufgrund der Zusammenführung
nationaler und internationaler Normen und neuer Erkenntnisse aus Forschungs- und
Entwicklungsarbeiten [Nie12/1, Sri12]. Damit ist bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine
Komplexität entstanden, die kaum noch beherrscht werden kann, obwohl immer noch
deutliche Lücken existieren, um klare, nonverbale und vollständige geometrische
Produktspezifikationen zu erstellen und den Konformitätsnachweis nach eindeutigen
Regeln durchführen zu können. Eine Ursache für diese Problematik ist in der
Verknüpfung der verschiedenen Fachbereiche zu suchen.
Im Maschinenbau werden in Technischen Produktspezifikationen die Anforderungen an
ein Produkt bezüglich Funktion, Herstellung und Bewertung definiert, um die
verschiedenen Prozesse von der Entwicklung bis zum Recycling eindeutig zu regeln.
Technische Produktspezifikationen setzen sich aus unterschiedlichen Dokumenten
zusammen, wie z. B. technischen Zeichnungen, Stücklisten, Arbeitsplänen,
Montageplänen und Prüfplänen [23605, Ric12]. Üblicherweise werden die
Anforderungen an geometrische Eigenschaften von Bauteilen in der geometrischen
Kapitel 1 Einleitung
2
Produktspezifikation festgelegt, um die Funktion des Bauteiles zu beschreiben.
Fertigungsbedingt entstehen Abweichungen dieser geometrischen Eigenschaften, deren
zulässige Grenzen durch Toleranzen festgelegt werden müssen. Der Nachweis,
inwieweit diese Grenzen am wirklichen Bauteil eingehalten wurden, erfolgt mit einer
messtechnischen Verifikation.
Durch unvollständige geometrische Produktspezifikationen und ungenügende
Verifikationsmethoden entscheiden heute die Ausbildung und Erfahrung eines
Messtechnikers über die Konformität eines Produktes. Leider wird gerade in diesem
Bereich immer weniger in die Ausbildung und Forschung investiert, um Kompetenzen
aufzubauen. Somit fehlt es an gut ausgebildeten Mitarbeitern und Methoden, um
sinnvolle Entscheidungen über die Erfüllung der Funktionsanforderungen von Bauteilen
zu treffen. Unvollständige und unklare Spezifikationen führen darüber hinaus zu
Mehrdeutigkeiten, die zu erhöhtem Kommunikationsbedarf, Produktausfällen und zu
Produkthaftungsfällen führen können.
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Darstellung des Systems der
Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation und die damit verfolgten Ziele. Die
grundlegenden Modelle und Operatoren zur Spezifikation und Verifikation werden
erläutert und die Verbindung zur Normung aufgezeigt. Als Handlungsempfehlung zur
funktionsgerechten Spezifikation für eindeutige Produktspezifikationen wird ein
Spezifikationsmodell aus den heutigen Festlegungen abgeleitet. Die Möglichkeiten und
Grenzen des Systems der Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation fassen
die erarbeiteten Inhalte zusammen und bewerten den zukünftigen Bedarf.
Kapitel 2 Problemstellung und Motivation
3
2 Problemstellung und Motivation
Die im Lastenheft formulierten funktionalen Anforderungen an ein Produkt werden vom
Konstrukteur in einer Technischen Produktspezifikation beschrieben (Bild 1). Diese
bildet die Grundlage für die Herstellung und den Konformitätsnachweis des Bauteils, der
nach DIN EN 45020 aus dem Jahr 1998 [45020] als „systematische Untersuchung,
inwieweit ein Produkt, ein Prozess oder eine Dienstleistung festgelegte Anforderungen
erfüllt", definiert ist.
Bild 1: Interaktion Funktion, Herstellung und Verifikation [nach ISOCD, Wec12/1]
Die Technische Produktspezifikation umfasst die Darstellung der Geometrie, heute
üblicherweise auch im 3D -Modell, und die Festlegung von Dimensionen mit Toleranzen
und Materialeigenschaften, die auf der technischen Zeichnung in der 2D-Ansicht
idealgeometrisch eingetragen werden. Beispielhaft ist ein geometrische Modell für ein
vereinfachtes Hydraulikventil im Bild 2 dargestellt.
Kapitel 2 Problemstellung und Motivation
4
Bild 2: Darstellung der Geometrie
Der Konstrukteur legt zusätzlich an diesem idealgeometrischen Modell die Dimensionen
des Bauteils durch Längen- oder Winkelangaben (Nennwerte) fest (Bild 3). Die
Fertigung des Bauteils führt jedoch zu Abweichungen von dieser Idealgestalt, die durch
die Eigenschaften der Herstellprozesse hervorgerufen werden. Deshalb ist es
notwendig, Grenzen festzulegen, innerhalb derer die Funktion des Bauteils noch
gewährleistet werden kann.
Bild 3: 3D-Modell mit Nennwerten
Jedes Bauteil enthält funktionsentscheidende geometrische Eigenschaften, die zur
zuverlässigen Funktionserfüllung die Grenzen nicht überschreiten dürfen, und nicht
Kapitel 2 Problemstellung und Motivation
5
funktionsrelevante geometrische Eigenschaften, deren Herstellung deshalb ggf. mit
geringerem Aufwand ausgeführt werden kann, um Kosten zu sparen. Die Festlegung
der zulässigen Grenzen des Bauteils erfordert umfangreiches Wissen u. a. über
mechanisches und dynamisches Verhalten von Bauteilen, Materialeigenschaften und
Herstellprozesse, um Funktionseigenschaften sicher abzubilden. Die Beschreibung
dieser Grenzen kann auf verschiedene Arten erfolgen und wird international durch das
System der Geometrischen Produktspezifikation und -verifikation (GPS-System)
geregelt.
Mit dem GPS-System wird das Ziel verfolgt, ein einheitliches Konzept zur geometrischen
Spezifikation aufzubauen, mit dem die an ein Produkt gestellten funktionalen
geometrischen Anforderungen eindeutig, vollständig und nonverbal beschrieben werden
können. Gleichzeitig soll ein Zusammenhang zu den nachfolgenden Produktphasen
aufgebaut werden, um Herstellungs- und Verifikationsmethoden in den
Spezifikationsprozess mit einbeziehen zu können. Internationale Normen bilden die
Basis des GPS-Systems.
Im GPS-System werden dafür eine symbolisierte Sprache und Regeln entwickelt, die die
Kommunikation zwischen den verschiedenen „Welten" fördern, um die Funktion und
Montierbarkeit sowie die Verifikation von Produkten nach der Zeichnungsfreigabe zu
garantieren. Zur Vereinfachung des Spezifikationsprozesses tragen Symbolik und
Defaultfestlegungen (Standard) bei. In der Übersicht des GPS-Systems [32950] werden
die „Welten" des Produktes unterschieden in:
Produkt, das sich der Konstrukteur vorstellt,
hergestelltes Produkt und
gemessenes Produkt.
Diese Betrachtungsweise ist die Grundlage für die Entwicklung und den Aufbau des
GPS-Systems und wird in den Modellen und Operatoren zur Spezifikation und
Verifikation wieder aufgegriffen.
Kapitel 2 Problemstellung und Motivation
6
Im Jahr 2012 hat das System der Geometrischen Produktspezifikation und –verifikation
eine Komplexität erreicht, die kaum noch zu beherrschen ist. Nur in geringem Maße
stehen Konzepte zur Verfügung, diese Spezifikationsmöglichkeiten systematisch und
grundlegend zu vermitteln [Nie12, Kle12, Jor11, Hen11, Cha12, Sch12]. Das hat zur
Folge, dass die umfangreichen Möglichkeiten nicht genutzt werden und mehrdeutige
Spezifikationen Stand der Technik sind.
Die unzureichende Akzeptanz und die begrenzten Lehrkonzepte des GPS-Systems sind
gleichzeitig die Ursache für den Einsatz mehrdeutiger Spezifikationstools, wie die Plus-
Minus-Toleranz oder Allgemeintoleranzen für Abstände. Beispielhaft soll dieses Defizit
veranschaulicht werden. Alle Längenmaße am Bauteil in Bild 4 sind über eine Plus-
Minus-Tolerierung begrenzt. Die gleiche Spezifikation ist möglich, indem der Hinweis auf
Allgemeintoleranzen entsprechend der Norm DIN ISO 2768 Teil 1 [2768-1] in der Nähe
des Schriftfeldes eingetragen wird. Alle Längen-, Winkel- und Kantenmaße auf der
technischen Zeichnung ohne eine Toleranzangabe werden mit Toleranzen
entsprechend der ausgewählten Toleranzklasse eingeschränkt. Weitere Ausführungen
zu den Allgemeintoleranzen enthält Kapitel 5.6.
a) b)
Bild 4: Längentolerierung nach a) DIN 406 [406-12] und b) mit Allgemeintoleranzen nach
DIN EN ISO 2768 Teil 1 [2768-1]
Kapitel 2 Problemstellung und Motivation
7
Werden Abstände und Radien auf diese Art begrenzt, sind mehrere Interpretationen der
Toleranz und damit Variationen in der Gestalt des Bauteils möglich, da die Form- und
Winkelabweichungen der realen Oberfläche nicht eingeschränkt sind. Bild 5 zeigt auf,
welche Abstände aufgrund dieser Spezifikation zulässig sind.
Bild 5: Interpretation einer Stufentolerierung [Nie12]
Gleiches gilt für Radien, Kanten und Achsen oder Mittelebenen. Aufgrund der
Formabweichungen der Oberfläche in Bild 6 entstehen mehrere Radien. Der Mittelpunkt
des Radius ist nicht festgelegt und der Übergang zu den Kanten ist nicht definiert.
Bild 6: Interpretation der Plus-Minus-Tolerierung eines Radius [Nie12]
Auch für die Definition einer Kante entstehen durch Formabweichungen am realen
Bauteil Mehrdeutigkeiten (siehe Bild 7).
Kapitel 2 Problemstellung und Motivation
8
Bild 7: Interpretation der Plus-Minus-Tolerierung einer Kante [Nie12]
Ort und Richtung einer Bohrung, ausgehend von einer Fläche, sind ebenfalls nicht
eindeutig, wenn diese Formabweichungen aufweist (Bild 8).
Bild 8: Interpretation der Position einer Bohrungsachse [Nie12]
Das entscheidende Problem dieser Art der Tolerierung liegt in der Unabhängigkeit der
einzelnen Festlegungen. Die im geometrischen Modell (Bild 4) scheinbar rechtwinklig
zueinanderstehenden Flächen können am wirklichen Bauteil auf verschiedene Arten
abweichen, ohne dass die eingetragenen Toleranzen (Bild 9) überschritten werden.
Bild 9: Konsequenzen der Unabhängigkeit der Dimensionen
Kapitel 2 Problemstellung und Motivation
9
Eindeutige Spezifikationen verlangen die Festlegung zusätzlicher Einschränkungen, die
auf der geometrischen Tolerierung basieren [Nie12, Cha12]. Als geometrische
Tolerierung ist die Festlegung von Form-, Richtungs-, Orts-, Lauf-, Welligkeits- und
Rauheitstoleranzen beschrieben. Im Gegensatz dazu wird die dimensionale Tolerierung
durch die Eintragung von Längen- oder Winkelmaßen geregelt. Im GPS-System sind
diese Arten der Tolerierung enthalten und festgelegt.
Bisher erfolgte die Beschreibung des GPS-Systems in zusammenfassender
übersichtlicher Weise in der Literatur jedoch nur ansatzweise [Nie12, Hen11, Kle12,
Jor11, Hen11, Hen12, Cha12, Sch12, Tru97, Wec01]. Deshalb sollen die Grundlagen
und Ziele im Rahmen dieser Arbeit ausführlich behandelt werden. Die Arbeit nutzt im
großen Umfang die in den aktuell veröffentlichten Normen abgebildeten Regeln und
Festlegungen und nur zur Ergänzung entsprechende Veröffentlichungen.
Der Aufbau der Arbeit gliedert sich nach der im GPS-System festgelegten
Normenhierarchie (Bild 10), die Grundnormen, Globale, Allgemeine und Ergänzende
GPS-Normen unterscheidet [32950].
Bild 10: Normenhierarchie im GPS-System
Wie in den nachfolgenden Kapiteln aufgezeigt wird, enthalten diese Normen die
Grundlagen und Regeln zur Spezifikation geometrischer Eigenschaften. Für eine
Kapitel 2 Problemstellung und Motivation
10
Anwendung dieser Möglichkeiten ist jedoch keine systematische Vorgehensweise
festgelegt. Ansätze dafür sind in der entsprechenden Literatur zu finden [Lei03, Kle12,
Hen11, Jor11, Nie12, Wec12/1], aber derzeit noch nicht ausreichend in die Lehre
integriert.
Das Ziel der Arbeit ist daher, aufbauend auf den im GPS-System enthaltenen Regeln
und Festlegungen, ein Spezifikationsmodell abzuleiten, mit dem eine funktionsgerechte
Spezifikation angeleitet werden kann, die auch die Basis für eine anwendergeführte
rechnergestützte Spezifikation bildet. Damit sollen zukünftig die umfangreich
eingesetzten CAD-Systeme erweitert werden. Bisher fehlt eine Vielzahl an
Spezifikationsmöglichkeiten am 3D-Modell entsprechend dem GPS-System [Ebe12,
Cre12, Aut12, Cat12].
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
11
3 Grundnormen im System der Geometrischen Produkt-
spezifikation und -prüfung
3.1 Normung
3.1.1 Allgemeines
Unser Zusammenleben wird durch Normung auf vielfältige Weise geordnet und
rationalisiert. Immer wiederkehrende Aufgaben werden durch Normen unter
Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik einheitlich
geregelt [Zym12, Har09]. Auch die Verbreitung von technischem Wissen und
Innovationen zur Wettbewerbs- und Konkurrenzfähigkeit auf nationaler und
internationaler Ebene wird durch die Normung unterstützt [DIN08]. In der DIN 820 Teil 1
sind die Grundsätze der Normung zusammengefasst [820-1]:
Freiwilligkeit: Die Mitarbeit an Normen und die Anwendung von Normen ist
freiwillig.
Öffentlichkeit : In Normenausschüssen muss die Kritik beraten werden, die durch
die Veröffentlichung von Normenentwürfen durch Nichtbeteiligte an der Norm
entstehen kann.
Beteiligung aller interessierten Kreise : An der Normungsarbeit kann sich jeder
direkt oder indirekt mit seinem Fachwissen beteiligen.
Konsens : Eine ausgewogene Berücksichtigung aller Interessen durch eine
gemeinsame Meinungsbildung wird angestrebt.
Einheitlichkeit und Widerspruchsfreiheit: Eine einheitliche Behandlung der
Normungsprodukte ist Grundlage guter Normungsarbeit. Die Normungsprodukte
sind sich selbst sowie dem gesamten Regelwerk gegenüber widerspruchsfrei.
Ausrichtung am Stand der Wissenschaft und Technik: Normen sind der
dokumentierte Stand der Technik.
Wirtschaftlichkeit: Der Inhalt der Norm soll so kurz wie möglich und so lang wie
nötig sein.
Ausrichtung am allgemeinen Nutzen : Der Vorteil des Einzelnen wird dem Nutzen
der Allgemeinheit unterstellt.
Internationalität : Normung erfolgt auf nationaler und internationaler Ebene, um
einen vereinfachten Welthandel zu ermöglichen.
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
12
Die Normung erfolgt in verschiedenen Ebenen (Bild 11).
Bild 11: Normungsebenen mit Wirkungsbereich der Norm [Ney06]
Die internationale Normung wird in der Internationalen Organisation für Normung (ISO)
geregelt.
3.1.2 Internationale Organisation für Normung (ISO)
Aktuell sind in der ISO 163 Länder vertreten. Eine Kategorisierung in feste Mitglieder
(111), korrespondierende Mitglieder (47) und Mitglieder mit Beobachtungsstatus (5)
findet statt, die genau durch ein Mitglied eines jeden Landes vertreten werden. Die
Entwicklung einer nationalen Standardisierungsorganisation entscheidet dabei über die
Einordnung. Nur die festen Mitglieder sind aktiv an der Entwicklungsarbeit beteiligt. Die
Normungsarbeit wird von Technischen Komitees (TC), welche nach Fachgebieten
strukturiert sind, geleistet [DIN08, Har09, ISOM].
Die offiziellen Sprachen der ISO sind Englisch und Französisch, weshalb die ISO-
Normen in diesen Sprachen veröffentlicht werden. Für die Übersetzungen sind die
nationalen Normungsorganisationen verantwortlich [DIN08].
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
13
3.1.3 Europäisches Komitee für Normung (CEN)
27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie die Schweiz und die Türkei gehören
zum CEN [CENM]. Die Stärkung der europäischen Wirtschaft für den Welthandel mit der
Beseitigung von Handelsbarrieren ist das Ziel des CEN [CENA]. Die Mitglieder sind
verpflichtet Europäische Normen unverändert in das nationale Normenwerk
aufzunehmen. Nationale Versionen der Titelseite, des Vorwortes und des Anhanges
bilden die einzigen Änderungen gegenüber den ISO-Normen. Diese
Übernahmeverpflichtung beinhaltet auch das Zurückziehen und Ändern nationaler
Normen, um Widersprüche zu vermeiden [DIN08].
3.1.4 Deutsches Institut für Normung e. V. (DIN)
Das DIN ist ein eingetragener Verein auf ausschließlich gemeinnütziger Grundlage, um
Normungsaktivitäten durchzuführen. Mitglied können Firmen, Verbände und alle an der
Normung interessierten Körperschaften, Behörden und Organisationen sein, jedoch
keine Einzelpersonen [Din08].
Die deutschen Aktivitäten werden in Normenausschüssen (NA) organisiert. Ein
Normenausschuss ist für die nationale Normung auf seinem Fach- und Wissensgebiet
verantwortlich. Zusätzlich obliegt ihm auf diesem Gebiet die Mitarbeit bei der
europäischen und internationalen Normung [DIN08, ISOM]. Die Hauptaufgabe des DIN
und der Normenausschüsse besteht darin, Normen zu erarbeiten, anzuerkennen,
anzunehmen sowie diese der Öffentlichkeit verfügbar zu machen [DIN08, DINA]. Die
Übernahme von ISO-Normen in das deutsche Normenwerk ist in der DIN 820-15 [820-
15] geregelt.
Aus diesen Festlegungen kann abgeleitet werden, dass alle Normen, die vor der
Nummer die Abkürzung DIN EN ISO aufweisen, in Deutschland gültige Normen sind, die
in gleicher Weise auf europäischer und internationaler Ebene veröffentlicht wurden.
Inhaltlich sind die Normen identisch. Abweichungen sind im Titel, ergänzenden Vorwort
oder im erweiterten Anhang erlaubt.
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
14
3.1.5 ISO/TC 213
Das ISO Technische Komitee (ISO/TC) 213 [TC213], ein Verbund aus verschiedenen
Technischen Komitees, ist verantwortlich für die Entwicklung des GPS-Systems. Die
Technische Produktdokumentation (TPD) wird im ISO/TC 10 entwickelt und ist eng mit
dem ISO/TC 213 verbunden. Zeichnungsrahmen, Schriftarten- und größen,
Linienstärken und Ansichten, auch für das 3D-Modell, werden von diesem TC
entwickelt. Das Darstellungsmedium, die Darstellung des Bauteils und die Bemaßung
mit den Toleranzen ergeben die Technische Produktspezifikation (TPS). Die Regeln für
die Darstellung der Geometrie von Bauteilen werden in der Arbeit nicht behandelt. Die
folgenden Ausführungen zeigen auf, welche Normen im ISO/TC 213 für das GPS-
System entwickelt wurden.
3.2 Aufbau des GPS-Systems - Masterplan
Der Aufbau des Systems ist in englischer Sprache in dem Masterplan Technical Report
ISO/TR 14638:1995 Geometrical product specification (GPS) -- Masterplan [14638] und
in deutscher Sprache in der Vornorm DIN V 32950:1997 Geometrische
Produktspezifikation – Übersicht [32950] beschrieben. Im GPS-Matrixmodell (Bild 12 )
sind vier verschiedene Arten von Normen festgelegt und zusammengefasst:
1. GPS-Grundnormen umfassen die Grundregeln.
2. Globale GPS-Normen definieren globale Begriffe.
3. Allgemeine GPS-Normen betrachten die geometrischen Eigenschaften.
4. Ergänzende GPS-Normen umfassen Werkstückeigenschaften und Eigenschaften
spezieller Maschinenelemente.
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
15
Bild 12: GPS-Matrix Modell [32950]
Diese Normenarten unterliegen einer Hierarchie (Bild 13 ), die in DIN EN ISO 8015
[8015] als Grundsatz der Normenhierarchie festgelegt ist. Die Normen eines höheren
Niveaus, z. B. die GPS-Grundnormen, gelten auch in den nachfolgenden
untergeordneten Niveaus, außer es gibt spezielle Regeln in den Normen eines
niedrigeren Niveaus, die diese Regeln außer Kraft setzten.
Bild 13 zeigt eine Zuordnung verschiedener Normen zu den Normenarten in der
Normenhierarchie. Die GPS-Grundnormen und Globalen Normen enthalten den Aufbau
des GPS-Systems und beschreiben das Konzept. Die Allgemeinen GPS-Normen
beziehen sich auf die geometrischen Eigenschaften. Die Ergänzenden GPS-Normen
enthalten weitere Regeln und Definitionen für spezifische Fertigungsverfahren und die
Geometrie von Maschinenelementen. Die Erarbeitung dieser Normen obliegt anderen
Normungsgremien. Die Ergänzenden GPS-Normen werden im Rahmen der Arbeit nicht
weiter ausgeführt. Umfangreiche Hinweise zu den Normen, die im GPS-System
entwickelt wurden, enthält die Vornorm DIN V 32950:1997 Geometrische
Produktspezifikation – Übersicht [32950].
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
16
Bild 13: Normenhierarchie mit Zuordnung der Normennummer zu den Normenarten
[nach 8015 und Cha12]
Die Allgemeine GPS-Matrix ordnet die Allgemeinen GPS-Normen und enthält eine
Zusammenstellung von geometrischen Eigenschaften und Kettengliedern, die eine
Einordnung von Normen zu einem bestimmten Anwendungsgebiet für die
entsprechende geometrische Eigenschaft ermöglichen (siehe Tabelle 1). Den Aufbau
der Allgemeinen GPS-Matrix zeigt Tabelle 1.
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
17
Tabelle 1: Aufbau der Allgemeinen GPS-Matrix [32950]
Ziel der Normung ist es, jedes einzelne „ Matrixkästchen" der Allgemeinen GPS-Matrix
mit mindestens einer Norm zu füllen. Alle zusammenhängenden Normen für eine
geometrische Eigenschaft werden als Normenkette bezeichnet [32950]. Die
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
18
Kettenglieder regeln die Anforderungen bezüglich der geometrischen Eigenschaft. Die
Kettenglieder eins bis drei betreffen die Spezifikation und enthalten:
1. Angaben der Produktdokumenten-Codierung
Das Kettenglied enthält alle Normen zur Eintragung der geometrischen Eigenschaft,
insbesondere durch Symbole, in der technischen Zeichnung.
2. Definition der Toleranzen – Theoretische Definitionen und Werte
Im Kettenglied 2 werden die Toleranzwerte und Toleranzzonen beschrieben.
3. Definitionen der Eigenschaften des Istformelements oder Kenngrößen
Das theoretisch ideale Element soll durch Erweiterungen widerspruchsfrei definiert
werden. Die Eigenschaften des Istformelements beruhen auf erfassten Daten.
Zur Verifikation sind die Kettenglieder vier bis sechs festgelegt:
4. Ermittlung der Abweichungen des Werkstücks – Vergleich mit Toleranzgrenzen
Diese Normen regeln die Aufnahme von Messwerten, die Filterung und Zuordnung, um
einen Vergleich mit den Angaben auf der technischen Zeichnung durchführen zu
können. Sie legen fest, wie der Vergleich zu erfolgen hat.
5. Anforderungen an Messeinrichtungen
Die Beschreibung der Messgeräteeigenschaften für die geometrischen Eigenschaften ist
in den Normen dieses Kettengliedes festgelegt.
6. Kalibrieranforderungen – Kalibriernormen
Das letzte Kettenglied regelt die Kalibrierung. Festlegungen zu Normalen und
Kalibrierverfahren werden für die verschiedenen Messgeräte und geometrischen
Eigenschaften festgelegt.
Die Entwicklung der Normen zur Beschreibung der geometrischen Eigenschaften soll
unter Berücksichtigung der drei folgenden Grundsätze erfolgen:
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
19
Grundsatz der Widerspruchsfreiheit
Jede Normenkette muss die Widerspruchsfreiheit zwischen der Eintragung in der
technischen Zeichnung und der wirklich am Bauteil vorhandenen geometrischen
Eigenschaften gewährleisten und auf internationale Kalibriernormen rückführbar sein.
Grundsatz der Vollständigkeit
Die Allgemeine GPS-Matrix muss die verschiedenen Möglichkeiten enthalten, alle
geometrischen Eigenschaften in die technische Zeichnung einzutragen.
Grundsatz der Ergänzung
Die Normenketten müssen sich untereinander ergänzen. Die einzelnen Anforderungen
in einer technischen Zeichnung dürfen sich nicht überschneiden.
Neben dem Masterplan enthält die DIN EN ISO 8015 weitere Grundlagen auf der Stufe
einer GPS-Grundnorm.
3.3 Grundlagen - Konzepte, Prinzipien und Regeln - ISO 8015
3.3.1 Grundlegendes
Die Veröffentlichung der GPS-Grundnorm DIN EN ISO 8015 [8015] im Jahr 2011 stellt
einen wichtigen Beitrag zur Interpretation von Technischen Produktspezifikationen im
Sinne des GPS-Systems dar. Grundlegende Annahmen zu den Funktionsgrenzen,
Toleranzgrenzen und dem Funktionsniveau des Werkstückes wurden erstmalig zur
Interpretation von Technischen Produktspezifikationen in dieser Norm formuliert. Sie
beeinflusst alle anderen GPS-Normen und jede andere Art von Dokument innerhalb des
GPS-Systems.
Entsprechend dieser Norm sind die Grenzen der Funktionsfähigkeit eines Werkstückes
als Toleranzgrenzen in der Technischen Produktspezifikation eingetragen, die durch
Untersuchungen ermittelt wurden und ohne Unsicherheit bekannt sind. Innerhalb der
Toleranzgrenzen funktioniert das Werkstück zu 100%, außerhalb zu 0%.
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
20
Ein weiterer wesentlicher Fortschritt der Norm ist die Formulierung der folgenden 13
elementaren Grundsätze, die die Möglichkeiten der Mehrdeutigkeit von TPS reduzieren.
Es wird unterschieden zwischen:
3.3.2 Grundsatz des Aufrufens (Invokationsprinzip)
Mit dem Grundsatz des Aufrufens wird festgelegt, dass die Verwendung eines Teils des
GPS-Systems, z. B. eine Norm, Regel oder Angabe, automatisch zur Gültigkeit des
gesamten GPS-Systems führt. Dies kann nur ausgeschlossen werden, wenn ein
spezieller Hinweis auf eine andere Norm oder ein anderes Regelwerk, z. B. eine
firmeneigene Richtlinie, auf der technischen Zeichnung eingetragen ist.
3.3.3 Grundsatz der GPS-Normenhierarchie
Der Grundsatz der GPS-Normenhierarchie regelt, dass die GPS-Normen einer
Hierarchie, wie sie im Bild 10 dargestellt ist, unterliegen. Die Normen des höheren
Niveaus gelten auch bei Anwendung der Normen eines niederen Niveaus, außer es sind
explizit andere Regeln in den Normen des niederen Niveaus angegeben, die die
Festlegungen in den Normen des höheren Niveaus ersetzen.
3.3.4 Grundsatz der bestimmenden Zeichnung
Der Grundsatz der bestimmenden Zeichnung definiert, dass nur Forderungen an ein
Werkstück, die auf der technischen Zeichnung oder in den Technischen
Produktdokumenten festgelegt sind, geltend gemacht werden können. Das schließt alle
Default GPS-Spezifikationen mit ein, wenn durch den Grundsatz des Aufrufens das
gesamte GPS-System gilt.
3.3.5 Grundsatz des Geometrieelementes
Mit dem Grundsatz des Geometrieelementes wird im GPS-System festgelegt, dass
jedes Werkstück aus einzelnen Geometrieelementen, die voneinander abgegrenzt sind
und eine Beziehung zueinander haben, zusammengesetzt ist. Jede GPS-Spezifikation
gilt standardmäßig für ein einziges Geometrieelement und eine einzige Beziehung
zwischen Geometrieelementen und für das gesamte Geometrieelement, außer es wird
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
21
ausdrücklich etwas anderes im oder in der Nähe des Schriftfeldes in der technischen
Zeichnung festgelegt.
3.3.6 Grundsatz der Unabhängigkeit
Der Grundsatz der Unabhängigkeit legt standardmäßig für alle Spezifikationen fest,
dass die Eigenschaften eines Geometrieelementes oder eine Beziehung zwischen
Geometrieelementen unabhängig von anderen Anforderungen an das
Geometrieelement oder die Beziehung zwischen den Geometrieelementen erfüllt
werden muss. Diese Regel wird ungültig, wenn mit einer anderen Norm oder
besonderen Angaben ausdrücklich eine Abhängigkeit gefordert wird. Die
Unabhängigkeit wird z. B. durch die Hüllbedingung für Größenmaßelemente [14405-1]
oder die gemeinsame Zone [1101] als Anforderung für mehr als ein Geometrieelement
aufgehoben.
3.3.7 Grundsatz der Dezimaldarstellung
Der Grundsatz der Dezimaldarstellung regelt, dass nicht angegebene Dezimalstellen in
Normen oder auf technischen Zeichnungen als Nullen interpretiert werden müssen.
3.3.8 Grundsatz der Standardfestlegung (Defaultprinzip)
Der Grundsatz der Standardfestlegung bezieht sich auf das Konzept der GPS-
Spezifikation über den Spezifikationsoperator. Ausführlich wird dieses Konzept im
Kapitel 4.2.2 beschrieben. Bei diesem Grundsatz wird noch einmal unterstrichen, dass
mit der GPS-Grundspezifikation ein vollständiger Spezifikationsoperator festgelegt wird,
bei dem die Definition der geometrischen Eigenschaften auf den
Defaultspezifikationsoperatoren beruht. Auf der technischen Zeichnung erfolgt kein
ausdrücklicher Hinweis auf diese Spezifikationsoperatoren.
3.3.9 Grundsatz der Referenzbedingung
Mit diesem Grundsatz ist festgelegt, dass alle GPS-Spezifikationen bei den im GPS-
System festgelegten Referenzbedingungen gelten. Die ISO 1 [1] legt z. B. die
Referenztemperatur von 20°C fest.
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
22
3.3.10 Grundsatz des starren Werkstücks
Ein starres Werkstück bedeutet, dass keinerlei Verformungen an dem Werkstück durch
Kräfte oder die Schwerkraft angenommen werden. Es wird festgelegt, dass das
Werkstück eine unendliche Steifigkeit aufweist und alle GPS-Spezifikationen auf diesem
Zustand beruhen.
3.3.11 Grundsatz der Dualität (Spezifikation, Verifikation)
Mit dem Operatorkonzept sind im GPS-System der Spezifikations- und
Verifikationsoperator eingeführt worden. Die Erläuterung des Operatorkonzeptes enthält
Kapitel 4.2. Der Grundsatz der Dualität gibt an, dass der Spezifikationsoperator
unabhängig von Messverfahren und -geräten und damit dem Verifikationsoperator
festgelegt wird. Für den Nachweis der geometrischen Eigenschaften des Werkstückes
wird der Verifikationsoperator festgelegt, der unabhängig vom Spezifikationsoperator ist,
aber den Spezifikationsoperator widerspiegeln soll. Die zulässige Auswahl des
Verifikationsoperators soll in Abhängigkeit der damit entstehenden Unsicherheit
gegenüber dem Spezifikationsoperator und der entstehenden Mehrdeutigkeit der
Spezifikation erfolgen. Das Konzept der Unsicherheiten beinhaltet Kapitel 4.7.
3.3.12 Grundsatz der Funktionsbeherrschung
Der Grundsatz der Funktionsbeherrschung drückt aus, dass die Funktion mit dem
Spezifikationsoperator nicht vollständig nachgebildet werden kann und somit immer eine
Mehrdeutigkeit in der Spezifikation gegenüber der Funktion vorhanden ist.
3.3.13 Grundsatz der allgemeinen Spezifikation
Der Grundsatz der allgemeinen Spezifikation greift den Grundsatz des
Geometrieelementes wieder auf, der besagt, dass die GPS-Spezifikationen nur für
einzelne Geometrieelemente oder Beziehungen zwischen Geometrieelementen gelten.
Es wird weiterhin damit festgelegt, dass eine allgemeine GPS-Spezifikation nur für das
Merkmal eines Geometrieelementes oder eine Beziehung zwischen
Geometrieelementen gilt, für die keine individuelle GPS-Spezifikation der gleichen Art
angegeben wurde. Bei widersprüchlichen Angaben ist in den allgemeinen Regeln für die
Kapitel 3 GPS-Grundnormen
23
Mehrdeutigkeit der Spezifikation gefordert, dass entweder zusätzliche Erklärungen
einzufügen sind oder nur die toleranteste GPS-Spezifikation einzuhalten ist.
3.3.14 Grundsatz der Verantwortlichkeit
Der Konstrukteur ist verantwortlich für die Festlegung des Spezifikationsoperators.
Neben den Grenzen des GPS-Systems entscheiden seine Fähigkeiten und Kenntnisse
über den Grad der Mehrdeutigkeit der Funktions- und Spezifikationsbeschreibung. Mit
dem Grundsatz der Verantwortlichkeit wird dem Konstrukteur die Verantwortung für die
Mehrdeutigkeit eindeutig zugewiesen. Der Grad der Annäherung des
Verifikationsoperators an den Spezifikationsoperator wird von der Messunsicherheit
bestimmt. Die Verantwortung für die Messunsicherheit übernimmt, gemäß der Norm DIN
EN ISO 14253 Teil 1 [14253-1], derjenige, der den Nachweis der Übereinstimmung oder
Nichtübereinstimmung mit der Spezifikationen führt. Entsprechend dieser Norm wird
unterschieden zwischen dem Nachweis durch den Hersteller oder Kunden.
Zum besseren Verständnis des GPS-Systems und der grundlegenden Konzepte werden
die Modelle und Operatoren in den Globalen GPS-Normen definiert.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
24
4 Globale GPS-Normen
4.1 Grundlegende Modelle
4.1.1 Zusammenhang zwischen Modellen und Operatoren
Im GPS-System wird das Konzept der Spezifikation und Verifikation an verschiedenen
Modellen und Operatoren beschrieben. Die Modelle sind definiert [17450-1, 22432] als
die „M enge der physikalischen Grenzen des virtuellen und wirklichen Werkstückes" .
Prinzipiell wird zwischen dem Spezifikations- (Kapitel 4.2.2) und dem
Verifikationsoperator (Kapitel 4.2.3) unterschieden. Diese Operatoren sind durch die
Ausführung von Operationen an Geometrieelementen (Kapitel 4.4) in einer festgelegten
Reihenfolge definiert [17450-2(D ) , Nie12]. Unvollständige Spezifikations- und
Verifikationsoperatoren führen zu Unsicherheiten bei der Erfüllung der funktionalen
Anforderungen, die im Kapitel 4.7 weiter ausgeführt werden.
4.1.2 Nennmodell
Die Spezifikation geometrischer Eigenschaften im Rahmen des Systems der
Geometrischen Produktspezifikation und –verifikation ist über die Festlegung der
Nenngestalt und deren zulässige Grenzen geregelt. Im Entwicklungsprozess wird nach
der Konzeptphase eines Produktes ein geometrisches Modell erstellt [Zha11], um die
funktionalen Anforderungen und zulässigen Grenzen definieren zu können. Die
Nenngestalt entspricht dem Nennmodell [17450-1] oder nominalen Modell [22432], das
zunächst nur Nennwerte enthält und von perfekter Gestalt ist (Bild 15). Es wird als „ eine
zusammenhängende Oberfläche, die aus einer unendlichen Anzahl von Punkten
besteht", definiert [22432].
Der größte Anteil der Bauteile setzt sich aus Standardgeometrieelementen zusammen,
die auf verschiedene Art und Weise miteinander kombiniert werden (Bild 14) [Wec12].
Als Standardgeometrieelemente werden z. B. Ebene, Zylinder und Torus bezeichnet.
Alternativ werden Bauteile auch über Geometrieelemente beschrieben, die durch
mathematische Funktionen abgebildet sind. Dazu gehören Freiformflächen,
Schraubenlinien oder Zahnräder [Wec12].
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
25
Bild 14 : Beispiele für die Modellierung der Nenngestalt aus
Standardgeometrieelementen [Zha11, Nie12]
Am Modell können einzelne Elemente, eine Menge von Elementen und/oder Teile von
(Geometrie) Elementen festgelegt werden [22432]. In der Globalen GPS-Norm DIN EN
ISO 17450-1 [17450-1] sind Oberflächenmodelle, die mathematischen Grundlagen des
Konzeptes, die den Modellen zugeordnet sind, und die allgemeinen Begriffe für
geometrische Elemente von Werkstücken festgelegt. Ausgehend von den funktionalen
Anforderungen an das Produkt soll damit die geometrische Spezifikation, die auch die
zulässigen Abweichungen festlegt, vom Konstrukteur definiert werden können.
Bild 15: Nennmodell und Nennmodell mit Nennwerten [Die12]
Das Nennmodel existiert nur als virtuelles (imaginäres) Modell in einem CAD-System
oder auf einer technischen Zeichnung [Nie12]. Im GPS-System wird dem Konstrukteur,
als Hilfestellung für die Definition der zulässigen funktionalen Grenzen der
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
26
geometrischen Gestalt, das mit möglichen Abweichungen behaftete, nicht-ideale
Oberflächenmodell zur Verfügung gestellt.
4.1.3 Nicht-ideales Oberflächenmodell (Hautmodell)
Das nicht-ideale Oberflächenmodell, auch bezeichnet als Hautmodell, ist ebenfalls ein
virtuelles (imaginäres) Modell [Nie12], das die physikalische Grenzfläche gegenüber der
Umwelt [17450-1] mit geometrischen Abweichungen und damit nicht-idealer Geometrie
[22432] beschreibt. Ein nicht-ideales Oberflächenmodell für das Nennmodell (Bild 15) ist
in Bild 16 dargestellt. Auch das nicht-ideale Oberflächenmodell ist eine
zusammenhängende Oberfläche mit einer unendlichen Anzahl von Punkten [22432].
Bild 16: Nicht-ideales Oberflächenmodell (Hautmodell)
Welche Art und Dimension die Abweichungen des nicht-idealen Oberflächenmodells
gegenüber dem Nennmodell haben, ist abhängig von den Kenntnissen des
Konstrukteurs über die Möglichkeiten der Abweichung und die Grenzen der
Herstellverfahren. Die Eigenschaften des nicht-idealen Oberflächenmodells sind damit
eng mit den für die Herstellung ausgewählten Fertigungsverfahren und den noch
zulässigen Grenzen der geometrischen Eigenschaften aus funktionaler Sicht verknüpft.
Für die geometrische Spezifikation soll das nicht-ideale Oberflächenmodell genutzt
werden, um die maximal zulässigen Grenzwerte der geometrischen Eigenschaften
festzulegen [17450-1].
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
27
4.1.4 Diskretes und abgetastetes Oberflächenmodell
Im Jahr 2011, mit der Veröffentlichung der Norm ISO 22432 (Übersetzung und
Veröffentlichung als DIN EN ISO 22432 [22432] im Jahr 2012) Geometrische
Produktspezifikation (GPS) – Zur Spezifikation und Prüfung benutzte
Geometrieelemente, wurden zusätzlich zum bis dahin veröffentlichten Nennmodell und
nicht-idealen Oberflächenmodell das diskrete und abgetastete Oberflächenmodell
definiert. Diese Modelle wurden eingeführt, um die Spezifikation und Verifikation
eindeutiger festlegen zu können.
Beide Modelle sind das Ergebnis der Extraktion (siehe Kapitel 4.4.3) einer endlichen
Anzahl von Punkten. Beim diskreten Oberflächenmodell werden die Punkte auf dem
nicht-idealen Oberflächenmodell erfasst. Das abgetastete Oberflächenmodell wird als
punktweise, physikalisch mit Koordinatenmessgeräten auf der realen Oberfläche
erfasste Oberfläche beschrieben [22432]. In der Tabelle 2 sind die verschiedenen
Modelle gegenübergestellt. Die reale Oberfläche ist für die Darstellung vereinfacht als
Fläche gezeigt.
Tabelle 2: Bild der wirklichen Oberfläche und der Oberflächenmodelle [nach 22342]
Nicht-ideales
Oberflächen-
modell
Diskretes
Oberflächen-
modell
Ab-
getastetes
Oberflächen-
modell
Reale
Oberfläche
eines
Bauteils
Mit Hilfe der Modelle wird die Festlegung der Operatoren für die Spezifikation und
Verifikation vereinfacht.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
28
4.2 Grundlegende Operatoren
4.2.1 Funktionsoperator
Aktuell sind im GPS-System der Funktionsoperator, der Spezifikationsoperator und der
Verifikationsoperator definiert [17450-2(D)]. Der Überblick über die Operatoren im
Zusammenhang zu den Operationen und der Unsicherheit (Bild 17 ) ist dem
Normenentwurf der DIN EN ISO (E) 17450 Teil 2 aus dem Jahr 2009 [17450-2(D)]
entnommen. Aktuell ist die Norm in der Veröffentlichungsphase, aber noch nicht in
deutscher Sprache verfügbar. Grundlegende Änderungen wurden nicht vorgenommen.
Hauptsächlich werden verschiedene Begriffe entsprechend den aktuellen
Übersetzungsregeln angepasst [17450-2(I)]. Die Anlage 1 enthält eine Liste mit den
derzeit genutzten Übersetzungsregeln und den bisher, teilweise auch noch in dieser
Arbeit, verwendeten Begriffen.
Der Funktionsoperator ist ein Operator, der mit der Funktion des Werkstückes ideal
übereinstimmt, aber nicht formal ausgedrückt werden kann [17450-2(D)]. Mit der
Einführung des Funktionsoperators wird ein Vergleich zwischen der tatsächlichen
Funktion und deren Abbildung durch den Spezifikations- und Verifikationsoperator
möglich. Ziel ist es, den Unsicherheitsbeitrag abschätzen zu können, der sich zwischen
dem Funktionsoperator und dem Spezifikations- und Verifikationsoperator ergibt.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
29
Bild 17 : Konzeptdiagramm für Operationen, Operatoren und Unsicherheiten [17450-
2(D)]
Das Konzept des Spezifikations- und Verifikationsoperators ist detailliert in den GPS-
Normen ausgearbeitet.
4.2.2 Spezifikationsoperator
Die Spezifikation auf der technischen Zeichnung erfolgt nach festgelegten Regeln und
wird mit der Angabe von Default- und speziellen Spezifikationsoperatoren vereinfacht
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
30
[8015]. Zur Reduzierung der Angaben auf der technischen Zeichnung oder in der
Technischen Produktspezifikation werden GPS-Spezifikationselemente verwendet. Sie
steuern einen geordneten Satz von Spezifikationsoperationen, z. B. mit einem
grafischen Symbol [17450-2(D)].
Beispielhaft sind GPS-Spezifikationselemente für die Spezifikation der Rauheit und
einer Positionstoleranz im Bild 18 dargestellt. Mit dem Symbol für die Rauheit sind
Vorgaben für die Operationen Partition, Extraktion, Filterung und Assoziation als
Defaultfestlegungen im GPS-System beschrieben (siehe Kapitel 5.8.3). Für die
Positionstoleranz fehlen diese Defaultfestlegungen, um die im Toleranzrahmen
festgelegt Anforderungen nachweisen zu können. Die Interpretation der Angaben im
Toleranzrahmen wird in den Kapiteln 5.3 und 5.5.2 geklärt. Die ausführliche Erläuterung
der genannten Operationen erfolgt unter Kapitel 4.3.
a) Rauheit b) Ortstoleranz
Bild 18: Beispiele für GPS-Spezifikationselemente
Die GPS-Spezifikation enthält mehrere GPS-Spezifikationselemente, die zusammen den
Spezifikationsoperator steuern. Mit dem Spezifikationsoperator erfolgt die formale
Beschreibung der Funktionseigenschaften des Bauteils. Die kürzeste Möglichkeit, eine
GPS-Spezifikation anzugeben, wird als GPS-Grundspezifikation [17450-2(D)] oder
grundlegende GPS-Spezifikation [8015] bezeichnet. Die GPS-Grundspezifikation enthält
die Defaultfestlegungen für die Spezifikation.
Die in der GPS-Grundspezifikation festgelegten Defaults sind nicht immer in der
technischen Zeichnung ersichtlich. Mit der Eintragung eines Größenmaßes, z. B.
ø30H6, ist als Default festgelegt, dass die Regeln der DIN EN ISO 14405 Teil 1 [14405-
1] anzuwenden sind. Damit wird dieses Größenmaß als Zweipunktmaß betrachtet. Mit
Spezifikationsmodifikatoren können diese Defaultfestlegungen geändert werden, die
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
31
dann als besondere GPS-Spezifikation [17450-2(D)] oder spezielle GPS-Spezifikation
[8015] bezeichnet werden. Die Festlegung einer speziellen GPS-Spezifikation kann
durch Modifikatoren des GPS-Systems oder firmeneigene Regeln erfolgen [8015]. Zur
Kennzeichnung eines abgewandelten Default GPS-Spezifikationsoperators müssen auf
der technischen Zeichnung (siehe Bild 19) mindestens das Wort „Tolerierung", das
Symbol AD (eingerahmt), als Abkürzung für „abgewandelter Standard" (englisch Altered
Default), und der Verweis auf das entsprechende Dokument oder die Information
eingetragen sein.
Bild 19: Eintragung eines abgewandelten GPS-Spezifikationsoperators [8015]
Im GPS-System wird zwischen verschiedenen Spezifikationsoperatoren und den
zugehörigen Operationen unterschieden. Die Gegenüberstellung der Definitionen des
Normenentwurfs DIN EN ISO 17450 Teil 2 [17450-2(D)] enthält die Tabelle 3.
Ziel der Spezifikation ist die Festlegung des vollständigen Spezifikationsoperators, der
alle notwendigen Spezifikationsoperationen enthält. Im Falle eines unvollständigen
Spezifikationsoperators entstehen Unsicherheiten (siehe Kapitel 4.7), die sich auf die
Verifikation und Funktionserfüllung auswirken können.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
32
Tabelle 3: Übersicht der Definitionen der Spezifikationsoperatoren und -operationen mit
Verweis auf die Normenkapitel [17450-2(D)]
(3.3.3) „geordneter Satz von
Spezifikationsoperationen
(3.2.1)."
(3.2.1) „Operation, bei dessen
Formulierung nur mathematische
oder geometrische Ausdrücke
oder Algorithmen genutzt
werden."
Vollständiger
Spezifikations-
(3.3.4) „Spezifikations-
operator (3.3.3) basierend auf
einem Satz vollständig
definierter Spezifikations-
operationen (3.2.1) in einer
definierten Reihenfolge"
Unvollständiger
Spezifikations-
(3.3.5) „S pezifikations-
operator (3.3.3) mit einem
oder mehreren fehlenden
oder unvollständig definierten
oder in einer unvollständig
definierten Reihenfolge
vorliegenden Spezifikations-
operationen (3.2.1)"
(3.3.6) „Spezifikations-
operator, der nur Default-
Spezifikationsoperationen
(3.2.2) in der Default-
Reihenfolge enthält"
(3.2.2) „Spezifikations-operation
(3.2.1), die durch Normen,
Richtlinien usw. erfordert wird,
wenn die GPS-
Grundspezifikation (3.5.4) ohne
Modifizierer in der tatsächlichen
GPS-Spezifikation (3.5.6)
genutzt wird"
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
33
Besondere(r)
Spezifikations-
(3.3.7) „Spezifikations-
operator (3.3.3), der eine
oder mehrere besondere
Spezifikationsoperationen
(3.2.3) enthält"
(3.2.3) „Spezifikations-operation
(3.2.1), die nur benötigt wird,
wenn die ISO-Grundspezifikation
(3.5.4) mit Modifizierern
genutzt wird und daher die
Default-Spezifikations-operation
(3.2.2) ersetzen"
Tatsächliche(r)
Spezifikations-
(3.3.8) „Spezifikations-
operator (3.3.3), der eine
oder mehrere besondere
Spezifikations operationen in
der Technischen Produkt-
dokumentation enthält"
(3.2.4) „spezifische
Spezifikationsoperation (3.2.1),
explizit oder implizit in der
vorliegenden technischen
Produkt-dokumentation
angegeben"
Die hier aufgelisteten Definitionen sind die Grundlage für das Verständnis der
Mehrdeutigkeiten von Spezifikationen. Entsprechend des Dualitätsprinzips ist für den
messtechnischen Nachweis der GPS-Spezifikation der Verifikationsoperator definiert.
4.2.3 Verifikationsoperator
Die Bewertung der bei der Herstellung tatsächlich entstandenen Geometrie des Bauteils
erfolgt mit einem messtechnischen Nachweis, der mit dem Verifikationsoperator definiert
wird. Aktuelle Normen verwenden für den Begriff Verifikation alternativ Prüfung. Ziel der
Verifikation ist die Festlegung von Operationen in gleicher Weise wie für die
Spezifikation. Erfüllt der Verifikationsoperator den Spezifikationsoperator ideal und
vollständig, dann entstehen keine Abweichungen. Ein vereinfachter
Verifikationsoperator führt zu Unsicherheiten (siehe Kapitel 4.7). Tabelle 4 enthält die
Definitionen des Normenentwurfs DIN EN ISO 17450 Teil 2 [17450-2(D)] zu den
Verifikationsoperatoren und -operationen.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
34
Tabelle 4: Übersicht der Definitionen der Verifikationsoperatoren (Prüfungsoperatoren)
und –operationen mit Verweis auf die Normenkapitel [17450-2(D)]
Verifikations-
/Prüfungs-
(3.3.9) „geordneter Satz von
Prüfungsoperationen (3.2.5)"
(3.2.5) „in eine Messung
und/oder eine Mess-
ausstattung implementierte
Operation der ent-
sprechenden tatsächlichen
Spezifikationsoperation
(3.2.4)"
Ideale(r) Verifikations-
/Prüfungs-
(3.3.10) „Prüfungsoperator
(3.3.9), basierend auf einem
vollständigen Satz idealer
Prüfungsoperationen (3.2.6)
ausgeführt in einer
vorgegebenen Reihenfolge"
(3.2.6) „Prüfungsoperation
(3.2.5) ohne bewusste
Abweichungen von der
entsprechenden tat-
sächlichen Spezifikations-
operation (3.2.4)"
Vereinfachte(r)
Verifikations-/Prüfungs-
(3.3.11) „Prüfungsoperator
(3.3.9), der einen oder
mehrere vereinfachte
Prüfungsoperationen (3.2.7)
und/oder Abweichungen von
der vorgeschriebenen
Reihenfolge der Operationen
enthält
(3.2.7) „Prüfungsoperation
(3.2.5) mit bewussten
Abweichungen von der
entsprechenden
tatsächlichen
Spezifikationsoperation
(3.2.4)"
Tatsächliche(r)
Verifikations-/Prüfungs-
(3.3.12) „geordneter Satz von
tatsächlichen Prüfungs-
operationen (3.2.8)"
(3.2.8) „in einem
tatsächlichen Messprozess
genutzte Prüfungsoperation
(3.2.5)"
Zur Beschreibung der Spezifikation und Verifikation mit Operationen werden die aus den
verschiedenen Modellen abgeleiteten Definitionen der Geometrieelemente benötigt.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
35
4.3 Definitionen von Geometrieelementen
4.3.1 Arten von Geometrieelementen
Geometrieelemente (Geometrische Elemente) sind in der DIN EN ISO 17450 Teil 1
[17450-1] und der DIN EN ISO 22432 [22432] definiert als „ein Punkt, eine Linie, eine
Fläche, ein Volumen oder eine Menge dieser Elemente". Nachfolgende Ausführungen
fassen die Definitionen der Geometrieelemente dieser Normen [17450-1, 22432]
zusammen.
Geometrieelemente leiten sich aus verschiedenen Betrachtungsweisen ab. Eine
Möglichkeit ist die Ableitung aus den verschiedenen im Kapitel 4.1 beschriebenen
Oberflächenmodellen (Gegenüberstellung siehe Tabelle 5). Weitere Definitionen
ergeben sich aus den Operationen an Geometrieelementen für den Spezifikations- und
Verifikationsoperator.
Tabelle 5: Geometrieelemente, abgeleitet aus den verschiedenen Oberflächenmodellen
Nicht-ideales
Oberflächen-
modell
Diskretes
Oberflächen-
modell
Ab-
getastetes
Oberflächen-
modell
Reale
Oberfläche
eines
Bauteils
Spezifikations-
geometrieelement
Verifikationsgeometrieelement
Das Nenngeometrieelement (Nennmodell) wird vom Konstrukteur als ideales
Geometrieelement dargestellt. Aus der Zerlegung der Oberflächenmodelle entstehen
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
36
Geometrieelemente, di e die funktionalen Eigenschaften abbilden und die
unterschiedlichen physikalischen Teile eines Werkstückes darstellen. Sie werden als
integrale Geometrieelemente bezeichnet und können z. B. aus der Zerlegung eines
Oberflächenmodells, eines anderen integralen Geometrieelementes oder durch die
Verknüpfung integraler Geometrieelemente gebildet werden [22432, 17450-1].
Der Spezifikationsoperator definiert die Spezifikationsgeometrieelemente, die vom nicht-
idealen oder diskreten Oberflächenmodell abgeleitet sind. Der Verifikationsoperator legt,
abgeleitet aus dem nicht-idealen und dem diskreten Oberflächenmodell, die
Verifikationsoperationen fest, die am abgetasteten Oberflächenmodell und der realen
Oberfläche ausgeführt werden [22432].
4.3.2 Ideales Geometrieelement
Das ideale Geometrieelement ist durch einen Typ und intrinsische Merkmale festgelegt.
Mit dem Typ wird die parametrisierte Gleichung definiert und eine Menge von Gestalten
(s. u.) benannt. Alle idealen Geometrieelemente gehören zu einer Invarianzklasse .
Sieben Klassen werden in der DIN EN ISO 17450 Teil 1 [17450-1] bezüglich der
uneingeschränkten Freiheitsgrade, hier als Invarianzgrade bezeichnet, unterschieden.
Es existieren sechs Invarianzgrade: drei translatorische, in Richtung der
Koordinatenachsen und drei rotatorische, als Drehung um die drei Achsen (Bild 20).
Bild 20: Sechs Invarianzgrade eines Bauteils [Nie12]
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
37
Tabelle 6: Invarianzklassen, Typen und Situationselemente idealer Geometrieelemente
[17450-1]
Uneingeschränkte
Invarianzgrade
3 Rotationen um
einen Punkt
1 Rotation senkrecht
zur Ebene und 2
Translationen entlang
zweier Geraden in
dieser Ebene
1 Translation und 1
Rotation um eine
Gerade
Schrauben-
linie,
Schrauben-
fläche
Kombination aus 1
Translation entlang
und 1 Rotation um
eine einzelne Gerade
1 Rotation um eine
Gerade
1 Translation entlang
einer Geraden in
einer Ebene
Bezier-Fläche,
die auf einer
unstrukturierte
n Punktewolke
im Raum
beruht
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
38
Die Invarianzklasse definiert die Gruppe von idealen Geometrieelementen, die „durch
dieselbe(n) Verschiebung(en) des idealen Geometrieelements festgelegt sind, für
welches das Geometrieelement identisch im Raum geh alten wird" [17450-1]. Die
Invarianzklassen, der Typ, die Invarianzgrade, die zugehörigen Situationselemente
(siehe Tabelle 8) und eine bildliche Darstellung idealer Geometrieelemente enthält
Tabelle 6.
Die Eigenschaften eines idealen Geometrieelementes sind als intrinsische
Eigenschaften eines idealen Elementes definiert. Vier Stufen von Eigenschaften können
festgelegt werden:
(1) Gestalt
(2) Maßparameter
(3) Situationselement
(4) Skelettelement
Gestalt
Die Gestalt kennzeichnet den Typ und legt die ideale Geometrie eines
Geometrieelementes durch eine mathematisch generierte Beschreibung fest. Es wird
unterschieden in ebene, zylindrische, sphärische und konische Gestalt. Eine ideale
Fläche kann als Ebene oder ebene Fläche bezeichnet werden.
Maßparameter
Der Maßparameter ist als lineares Maß oder Winkelmaß eines idealen
Geometrieelementes definiert. Ist das Geometrieelement ein Größenmaßelement, dann
ist der Maßparameter das Größenmaß.
Der Begriff Größenmaßelement ist identisch mit den Begriffen einfaches Werkstück oder
einzelnes Geometrieelement und Maßelement. In der DIN EN ISO 14405 Teil 1 [14405-
1] wird Größenmaßelement als „geometrische Form, definiert durch eine Längen- oder
Winkelmaßangabe, die ein Maß ist" , beschrieben. In den verschiedenen Normen
[17450-1, 22432, 14405-1] werden als Größenmaßelemente ein Zylinder, eine Kugel ,
zwei parallele, sich gegenüberliegende Flächen (Ebenen), ein Torus, ein Kegel, eine
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
39
Kugel oder ein Keil bezeichnet. Die DIN EN ISO 17450 Teil 1 [17450-1] und die DIN EN
ISO 22432 [22432] unterscheiden lineare Größenmaßelemente und
Winkelgrößenmaßelemente. Bild 21 zeigt Beispiele für lineare Größenmaße an
Größenmaßelementen und Bild 22 Beispiele für Winkel- oder Kegelmaße.
Bild 21: Beispiele für das Größenmaß für lineare Größenmaßelemente [Nie12]
Bild 22: Größenmaß für Winkel- und Kegelelemente [Nie12]
Das lineare Größenmaßelement wird in diesen Normen als geometrisches Element mit
ein oder mehreren intrinsischen Merkmalen beschrieben. Dabei darf nur eines dieser
intrinsischen Merkmale als veränderlicher Parameter betrachtet werden. Dieser
veränderliche Parameter muss zusätzlich Mitglied einer sogenannten einparametrigen
Familie sein. Erläutert ist dieser Begriff in der Norm DIN EN ISO 22432 [22432] an einer
Menge von O-Ringen, deren Größenmaßelement ein Torus ist.
Intrinsische Merkmale sind geometrische Merkmale auf einem idealen
Geometrieelement, z. B. ein einzelnes Geometrieelement oder ein Geometrieelement
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
40
aus einer Sammlung von mehreren Geometrieelementen. Beispiele für intrinsische
Merkmale sind in Tabelle 7 gezeigt.
Tabelle 7: Beispiele intrinsischer Merkmale [25378]
Durchmesser eines
Zylinders
Öffnungswinkel
eines Kegels
Winkel einer
Sammlung von zwei
Geraden
Bild 23 zeigt den Querschnitt eines O-Ringes mit dem Durchmesser D des zentralen
Ringes und dem Durchmesser d des Querschnittes. Einparametrige Familie bedeutet in
diesem Fall, dass nur der Durchmesser des Querschnittes verändert wird, wobei der
Durchmesser des zentralen Ringes unverändert bleibt.
Bild 23 : O-Ring zur Veranschaulichung des Begriffs „einparametrige Familie" [22432]
Als weitere Bedingung für ein Größenmaßelement ist festgelegt, dass die Eigenschaft
des monotonen Enthaltenseins eingehalten werden muss. Dabei enthält ein Mitglied
einer einparametrigen Familie jedes beliebige Mitglied mit einem kleineren Größenmaß.
Für den O-Ring bedeutet das, dass der Durchmesser des zentralen Ringes nicht
geändert wird und der Querschnittsdurchmesser variiert. Variiert hingegen der
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
41
Durchmesser des zentralen Ringes, dann ist die Eigenschaft des monotonen
Enthaltenseins nicht erfüllt.
Beispiele für ein Winkelgrößenmaßelement sind Kegel und Keil. Die Definition der
Winkelgrößenelemente bezieht sich auf die Invarianzklassen.
Winkelgrößenmaßelemente können sein:
geometrisches Element der rotationssymmetrischen Invarianzklasse, dessen
Mantellinie mit einem anderen Winkel als 0° oder 90° im nominellen Zustand
geneigt ist, oder
der Winkel zwischen den Situationselementen von zwei Flächen derselben
Gestalt.
Situationselement
Das Situationselement ist ein geometrisches Merkmal (Punkt, Linie, Ebene oder
Schraubenlinie) eines idealen Geometrieelementes (siehe Tabelle 8), von dem
ausgehend die Lage und Richtung des idealen Geometrieelementes festgelegt wird.
Den Situationselementen sind keine Maßparameter zugeordnet.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
42
Tabelle 8: Situationselemente [17450-1, 22432]
Zwei nicht parallele
Ebenen
Linienförmige Situationselemente
Punktförmige Situationselemente
Die Situationselemente werden durch Ableitung (siehe Kapitel 4.3.4) gebildet.
Skelettelement
Aus der Reduzierung eines Größenmaßelementes ergibt sich das Skelettelement, wenn
sein Größenmaß auf Null gesetzt wird. Das Skelettelement ist, z. B. beim Zylinder,
identisch mit dem Situationselement. Der Zusammenhang der Eigenschaften idealer
Geometrieelemente für einen Torus ist im Bild 24 dargestellt. Hier ist das Skelettelement
nicht identisch mit dem Situationselement.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
43
1 Integrale nominale Fläche
2 Maßparameter des Torus (nicht Größenmaß)
3 Größenmaß des Torus
4 Skelettelement
5 Mantellinie des Torus
6 Situationselemente (Gerade und senkrechte Ebene, oder Gerade
und ein bestimmter Punkt der Geraden: dieser Punkt entspricht
dem Schnitt einer Ebene mit einer Linie)
Bild 24: Eigenschaften idealer Geometrieelemente am Beispiel eines Torus [17450-1,
22432]
Ideale Geometrieelemente sind standardmäßig unendlich, wenn sie zur Definition des
Nennmodells benutzt werden. Ideale Geometrieelemente entstehen auch als Ergebnis
der Operation Assoziation (Kapitel 4.4.5) am nicht-idealen Oberflächenmodell oder der
wirklichen Oberfläche und sind dann ebenfalls unendlich. Ausgenommen sind Kugel und
Torus. Mit dem Hinweis „ beschränktes ideales Geometrieelement" kann diese
standardmäßige Festlegung aufgehoben werden. Nicht-ideale Eigenschaften sind dem
nicht-idealen Geometrieelement zugeordnet.
4.3.3 Nicht-ideales Geometrieelement
Unvollkommene Eigenschaften eines Geometrieelementes werden mit dem nicht-
idealen Geometrieelement dargestellt. Nicht-ideale Geometrieelemente werden
unterschieden in:
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
44
das gesamte nicht-ideale Oberflächenmodell,
ein Teil des nicht-idealen Oberflächenmodells,
abgeleitete Geometrieelemente von realen Oberflächen oder
die Schnittmenge zwischen einem nicht-idealen und idealen Geometrieelement.
Nicht-ideale Geometrieelemente sind standardmäßig endlich.
4.3.4 Abgeleitetes Geometrieelement
Zentrale Geometrieelemente, auch als Achsen oder Mittelebenen bezeichnet , sind ein
Typ abgeleiteter Geometrieelemente, die als nicht integral und auf der wirklichen
Oberfläche vorhanden definiert sind. Abgeleitete Geometrieelemente werden durch
integrale oder gefilterte Geometrieelemente festgelegt und entstehen durch Anwendung
von Operationen. In der DIN EN ISO 22432 [22432] werden zusätzlich zur Definition der
DIN EN ISO 17450 Teil 1 [17450-1] versetzte, deckungsgleiche und gespiegelte
Geometrieelemente als abgeleitete Geometrieelemente definiert. Aus idealen integralen
Geometrieelementen entstehen ideale abgeleitete Geometrieelemente. Das gleiche gilt
für nicht-ideale integrale und deren abgeleitete Geometrieelemente. Zentrale
Geometrieelemente werden unterschieden in zentraler Punkt (Mittelpunkt), zentrale
Linie (Achse) und zentrale Fläche (Mittelebene).
Zentrale Geometrieelemente
Der zentrale Punkt ist der berechnete Mittelpunkt eines Punktepaares oder einer
unendlichen Anzahl von Punkten
der nominalen integralen Fläche(n) oder Linie(n) für den nominalen zentralen
Punkt und
der Ersatzfläche(n) oder Ersatzlinie(n) für den direkt zugeordneten zentralen
Punkt.
Der berechnete zentrale Punkt ist der berechnete Mittelpunkt einer unendlichen Anzahl
von Punkten der nicht-idealen oder gefilterten Fläche(n) oder Linie(n) oder Punktepaare.
Punktepaare entstehen durch die Partition (siehe Kapitel 4.4.2) eines
Geometrieelementes an einer Schnittlinie (vgl. ermöglichendes Geometrieelement im
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
45
Kapitel 4.3.5). Bild 25 zeigt der Norm DIN EN ISO 22432 [22432] entnommene Beispiele
für zentrale Punkte.
1 integrales oder gefiltertes Geometrieelement
2 nominaler zentraler Punkt
3 Schnittlinie oder Schnittfläche
4 berechneter zentraler Punkt
Bild 25: Beispiele für zentrale Punkte: a) Mittelpunkt zweier Punkte, b) nominaler
Mittelpunkt eines Kreises, c) berechneter Mittelpunkt eines Kreises [22432]
Vier Typen von zentralen Linien sind aktuell definiert [22432]. Aus einer Menge einer
unendlichen Anzahl von Schnittpunkten oder von Mittelpunkten der Punktpaare
der nominalen integralen Fläche(n) oder Linie(n) besteht die nominale zentrale
Linie und
der nicht-idealen integralen oder gefilterten Fläche(n) besteht die nicht-ideale
zentrale Linie.
Das aus der nicht-idealen zentralen Linie gebildete Ersatzgeometrieelement bildet die
indirekt zugeordnete zentrale Linie . Die direkt zugeordnete zentrale Linie wird aus dem
Situations- oder Teilgeometrieelement des Ersatzgeometrieelementes der integralen
oder gefilterten Fläche(n) oder Linie(n) abgeleitet.
In der DIN EN ISO 14660 Teil 2 [14660-2] sind die Defaultfestlegungen für die
Bestimmung der mittleren Linie eines Zylinders und eines Kegels aus einem extrahierten
Geometrieelement definiert.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
46
1 extrahierte Fläche 2 assoziierter Zylinder
3 assoziierte zentrale Linie des Zylinder
4 extrahierte zentrale Linie 5 assoziierter Kreis
6 assoziierter zentraler Punkt 7 assoziierte zentrale Linie des Zylinder
8 assoziierter Zylinder 9 extrahierte Linie
Bild 26 : Extrahierte zentrale Linie eines Zylinders [14660-2]
Die Bestimmung der extrahierten zentralen Linie eines Zylinders ist im Bild 26
verdeutlicht. Sie ist in [14660-2] definiert als der geometrische Ort von zentralen
Punkten der Querschnitte, die aus den assoziierten Kreisen abgeleitet sind und
rechtwinklig zur zentralen Linie des assoziierten Zylinders stehen. Die assoziierten
Kreise und Zylinder werden als Default mit dem Assoziationskriterium nach Gauß
bestimmt. Die Assoziationskriterien sind im Kapitel 4.4 Operationen an
Geometrieelementen weiterführend beschrieben.
Die zentrale Fläche besteht aus der Menge einer unendlichen Anzahl von Mittelpunkten
der Punktepaare
der nominalen integralen Fläche(n) für die nominale zentrale Fläche,
der nicht-idealen integralen oder gefilterten Fläche(n) für die nicht-ideale zentrale
Fläche und
der Ersatzfläche(n) für die direkt zugeordnete zentrale Fläche [22432 ].
Die indirekt zugeordnete zentrale Fläche entspricht dem Ersatzgeometrieelement einer
nicht-idealen zentralen Fläche. Es beschreibt ein eindeutiges ideales
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
47
Geometrieelement, welches einem nicht-idealen Geometrieelement assoziiert ist. Die
Bildung der Ersatzgeometrieelemente erfolgt mit der Operation Assoziation (siehe
Kapitel 4.4.5).
Die Defaultfestlegung für die Ermittlung der zentralen Fläche zweier paralleler Ebenen
(Bild 27 ) ist ebenfalls in der DIN EN ISO 14660-2 [14660-2] festgelegt.
1 und 5 extrahierte Fläche 2 assoziierte Ebene
3 assoziierte zentrale Fläche 4 extrahierte zentrale Fläche
Bild 27: Extrahierte zentrale Fläche [14660-2]
Die zentrale Fläche ist definiert als geometrischer Ort, der aus zentralen Punkten von
zwei extrahierten parallelen Flächen abgeleitet wird. Die Verbindungslinie der
Punktepaare steht senkrecht auf der assoziierten zentralen Ebene, die der zentralen
Ebene der extrahierten gegenüberliegenden parallelen Ebenen entspricht [14660-2].
Versetzte Geometrieelemente
Versetzte Geometrieelemente definieren z. B. die Mittelpunktsbahn eines
Antastelementes. Es wird zwischen versetzten Linien und Flächen in Abhängigkeit der
Art des extrahierten Geometrieelementes unterschieden. Beispielhaft ist eine versetzte
Linie im Bild 28 für ein berührendes Geometrieelement Kreisscheibe gezeigt.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
48
1 versetztes Geometrieelement
2 berührendes Geometrieelement (Kreisscheibe)
3 wirkliches integrales Geometrieelement
Bild 28: Versetzte Linie [22432]
Deckungsgleiche Geometrieelemente
Deckungsgleiche Geometrieelemente entstehen durch Drehung oder Verschiebung des
Geometrieelementes. Die Drehung erfolgt um einen bestimmten Winkel und um eine
festgelegte Achse. Die Verschiebung erfolgt um einen bestimmten Betrag entlang einer
vorgegebenen Richtung. Punkte, Linien und Flächen können gedreht und verschoben
werden.
Gespiegelte Geometrieelemente
Bei der Spiegelung werden Punkte, Linien oder Flächen an einer festgelegten Ebene
gespiegelt, um Geometrieelemente zu erzeugen. Die verschiedenen Arten der
abgeleiteten Geometrieelemente sind in der Tabelle 9 an nominalen
Geometrieelementen zusammengefasst.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
49
Tabelle 9: Arten nominaler abgeleiteter Geometrieelemente [22432]
Bezeichnung der
Geometrieelemente
1 nominales integrales
Geometrieelement
2 nominales zentrales
Geometrieelement
1 nominales integrales
Geometrieelement
3 nominales versetztes
Geometrieelement
1 nominales integrales
Geometrieelement
4 nominales gedrehtes
Geometrieelement
1 nominales integrales
Geometrieelement
5 nominales verschobenes
Geometrieelement
1 nominales integrales
Geometrieelement
2 nominales gespiegeltes
Geometrieelement
4.3.5 Ermöglichende Geometrieelemente
Die ermöglichenden Geometrieelemente sind idealgeometrisch und werden genutzt, um
andere Geometrieelemente durch eine Operation zu errichten. Die Situationselemente,
aufgelistet in der Tabelle 8, gehören neben den Schnittelementen und den berührenden
Geometrieelementen zu den ermöglichenden Geometrieelementen. Beispiele für diese
sind die zentrale Linie eines Zylinders (Achse), eine Schnittebene, eine Drehachse, die
Richtung einer Verschiebung oder eine Spiegelachse. Berührende Geometrieelemente
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
50
sind von endlicher Ausdehnung und werden verwendet, um die mögliche Berührung des
Werkstücks oder Oberflächenmodells nachzuahmen. Ausführlich sind diese in der DIN
EN ISO 22432 [22432] beschrieben.
4.4 Operationen an Geometrieelementen
4.4.1 Operationen als Werkzeug
Operationen sind in der Norm DIN EN ISO 17450 Teil 1 [17450-1] als spezielles
Werkzeug definiert,
die Elemente oder
die Werte eines Merkmals,
den Nennwert des Merkmals und
die Grenze/n des Merkmals
zu ermitteln. Eine besondere Operation ist die Elementoperation als ein spezielles
Werkzeug, um Geometrieelemente zu erhalten. Die Anwendung der Operationen
erzeugt ideale oder nicht-ideale Geometrieelemente.
4.4.2 Partition
Die Partition entspricht der Trennung eines Nennmodels, nicht-idealen
Oberflächenmodells oder der realen Oberfläche in einzelne Geometrieelemente oder
der Identifizierung von eingeschränkten Teilen idealer und nicht-idealer
Geometrieelemente. Die Partition des Nennmodells (Bild 29) wird zur Definition der
Beziehung der Geometrieelemente für die Spezifikation verwendet.
Bild 29 : Partition des Nennmodells
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
51
Die Partition des nicht-idealen Oberflächenmodells stellt Bild 30 dar. Mit der Einführung
des diskreten und abgetasteten Oberflächenmodells kann der Begriff der physikalischen
Partition dem abgetasteten Oberflächenmodell zugeordnet werden. Die physikalische
Partition erfolgt an der realen Oberfläche des Bauteils.
Bild 30: Nicht-ideales Oberflächenmodell und Partition des nicht-idealen
Oberflächenmodells
Geometrieelemente, die durch die Partition entstehen, werden als integrale
Geometrieelemente bezeichnet und stellen eine intrinsische Eigenschaft der realen
Oberfläche oder des Oberflächenmodells dar.
4.4.3 Extraktion
Die Identifizierung einer endlichen Anzahl von Punkten eines nicht-idealen
Geometrieelementes ist das Ziel der Operation Extraktion. Dabei sind festgelegte
Regeln zu beachten [17450-1]. In der DIN EN ISO 14406 Erfassung [14406] werden die
Terminologie und die Konzepte für die Extraktion und Rekonstruktion (siehe Kapitel
4.4.8) im GPS-System aufgezeigt.
Die physikalische Extraktion wird dem abgetasteten Oberflächenmodell zugeordnet und
ist damit Bestandteil des Verifikationsoperators. Diese Operation beruht auf der
Anwendung physikalischer Verfahren, die auf mechanische, elektromagnetische,
optische usw. Art die Punkte identifizieren. Zur Definition des diskreten
Oberflächenmodells wird das nicht-ideale Oberflächenmodell mit einer endlichen Anzahl
von Punkten virtuell extrahiert (Bild 31), um den Spezifikations- und
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
52
Verifikationsoperator darzustellen. Die entstehenden Geometrieelemente werden als
extrahierte Geometrieelemente bezeichnet.
Bild 31: Extraktion von Punkten an einem Geometrieelement des nicht-idealen
Oberflächenmodells
Die bisher festgelegten Kriterien für die physikalische Extraktion geometrischer
Eigenschaften werden im Rahmen der Arbeit nicht beschrieben.
4.4.4 Filterung
Bei der Filterung werden aus einem nicht-idealen Geometrieelement die Informationen
entfernt, die nicht zur Darstellung der Eigenschaften dieses Geometrieelementes
benötigt werden [17450-1, 16610-1]. Damit ist der Informationsgehalt des gefilterten
Geometrieelementes geringer gegenüber dem Informationsgehalt des ungefilterten
Geometrieelements. Filterung wird auch als Transformation eines Schwankungsgraphen
in einen anderen bezeichnet, bei der der Informationsgehalt reduziert wird [17450-1]. Im
Bild 32 ist dargestellt, wie aus einem Profil durch Filterung zwei neue Profile, deren
Informationsgehalt gegenüber dem Ausgangsprofil reduziert ist, abgeleitet wird. Die
Filterung und Filterarten sind in der Normenreihe ISO 16610 ff. [16610 ff] beschrieben.
Bild 32: Filterung eines Profils [17450-1]
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
53
4.4.5 Assoziation
Die Assoziation ist eine Operation, bei der ein ideales Geometrieelement an ein nicht-
ideales Geometrieelement nach vorgegebenen Kriterien angepasst wird, um
Abweichungen des nicht-idealen Geometrieelementes zu bewerten oder
Stellungsmerkmale [25378] zwischen idealen und nicht-idealen Geometrieelementen zu
bestimmen. Es sind verschiedene Assoziationskriterien definiert, die Nebenbedingungen
fordern können [17450-1]. Das ideale Geometrieelement wird als assoziiertes
Geometrieelement bezeichnet.
Assoziationskriterien werden unterschieden in Gaußelement, Minimum-Zone, Hüll-,
Pferch- und Tangentialelement [5459, 17450-1, 12180-1, 12181-1, 12780-1, 12781-1].
Für den Kreis sind die Assoziationskriterien im Bild 33 grafisch zusammengestellt. Das
Gaußelement, auch als Ausgleichselement nach Gauß oder mittleres Element
bezeichnet, wird gebildet, indem die Summe der Quadrate der Abstände zwischen
jedem Punkt des nicht-idealen Geometrieelementes zum idealen Geometrieelement ein
Minimum ist.
Die Minimum Zone, auch als Tschebyscheff Ausgleichselement bezeichnet, minimiert
den Abstand von zwei Geometrieelementen, die entweder koaxial (z. B. beim Kreis oder
Zylinder) oder parallel (z. B. bei der Gerade oder Ebene) sein müssen und an die nicht-
idealen Geometrieelemente angelegt werden.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
54
Bild 33 : Assoziationskriterien am Kreis [nach 12181-1]
Beim Hüllelement wird das nicht-ideale Geometrieelement vom kleinstmöglichen idealen
Geometrieelement umschlossen. Das Pferchelement entspricht der Maximierung des
einbeschriebenen idealen Geometrieelementes. Die Arten von Assoziationskriterien und
deren Anwendbarkeit für die verschiedenen Geometrieelemente sind in der Tabelle 10
zusammengestellt. Tangentialelemente sind derzeit jedoch noch nicht in den Normen
definiert.
Tabelle 10: Geometrieelemente und mögliche Assoziationskriterien [Kef12]
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
55
Die Assoziation (Bild 34c) eines idealen Zylinders (Bild 34b) an einen nicht-idealen
Zylinder (Bild 34a) wird im Bild 34 beispielhaft dargestellt. Als Kriterium ist der
Pferchzylinder gewählt, der von innen das nicht-ideale Geometrieelement berührt.
a) nicht-ideales
Geometrieelement
c) Assoziation des idealen
Zylinders zu dem nicht-idealen
Geometrieelement
Bild 34: Beispiel einer Assoziation am Zylinder [17450-1]
Mit weiteren Operationen ist die gemeinsame Betrachtung von Geometrieelementen
möglich.
4.4.6 Kollektion
Bei der Kollektion werden mehrere ideale oder nicht-ideale Geometrieelemente aus
funktionaler Sicht gemeinsam betrachtet. Das resultierende Geometrieelement kann
sich im Typ und der Invarianzklasse von den ursprünglichen Geometrieelementen
unterscheiden [17450-1]. Im Bild 35 werden zwei Zylinder gemeinsam betrachtet. Die
Zylinder sind parallel und liegen in einer Ebene. Diese Kollektion ist nur noch invariant
gegenüber einer Translation entlang einer Geraden und besitzt damit einen niederen
Invarianzgrad als ein einzelner Zylinder. Das Stellungsmerkmal zwischen den beiden
Zylindern wird zu einem intrinsischen Merkmal der gemeinsam betrachteten Zylinder
[17450-1].
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
56
CY1 - idealer Zylinder 1
CY2 - idealer Zylinder 2
Bild 35: Sammlung zweier idealer Zylinder [17450-1]
Für die Ableitung eines neuen Geometrieelementes werden diese aus mehreren
Geometrieelementen konstruiert.
4.4.7 Kons truktion
Bei dieser Operation wird ein ideales Geometrieelement aus anderen
Geometrieelementen durch eine Konstruktion abgeleitet [17450-1]. Dabei sind
Nebenbedingungen einzuhalten, die derzeit nicht weiter beschrieben sind. An der
Ableitung einer Schnittgeraden aus zwei Ebenen wird diese Operation im Bild 36
verdeutlicht.
PL1 - ideale Ebene 1
PL2 - ideale Ebene 2
Bild 36 : Kons truktion einer Geraden durch den Schnitt zweier idealer Ebenen [17450-1]
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
57
Mit der Zusammensetzung ist die Bildung eines Bezugssystems (Kapitel 5.3.5) auch an
der realen Oberfläche eines Bauteils möglich.
4.4.8 Rekonstruktion
Die Rekonstruktion von Geometrieelementen wird angewendet, wenn ein nicht-
zusammenhängendes Geometrieelement (z. B. ein extrahiertes Geometrieelement) mit
einem idealen Geometrieelement z. B. geschnitten werden soll, um einen
Zusammenhang zwischen den einzelnen extrahierten Punkten zu erzeugen. Aus einem
nicht zusammenhängenden Geometrieelement wird durch die Rekonstruktion ein
zusammenhängendes Geometrieelement erzeugt [17450-1].
Mit der Definition von Merkmalen für Geometrieelemente und für Beziehungen zwischen
Geometrieelementen wird im GPS-System eine regelbasierte Spezifikationsmethodik
angestrebt.
4.5 Merkmale von und zwischen Geometrieelementen
Die Definition der Abweichungen und Abmessungen von Geometrieelementen wird
durch GPS-Merkmale ermöglicht. Die Abweichungen werden bezüglich idealer
Geometrieelemente definiert und unterschieden in Oberflächenbeschaffenheit, Form,
Ort, Richtung und Lauf. Die GPS-Merkmale werden als Grundmerkmale bezeichnet und
sind im GPS-System als intrinsische Merkmale oder Stellungsmerkmale definiert. Mit
den Grundmerkmalen soll ermöglicht werden, dass alle individuellen geometrischen
Merkmale festgelegt werden können.
Diese Betrachtungsweise ist in der DIN EN ISO 25378 [25378] seit Dezember 2011
veröffentlicht. Der aktuelle Stand dieser Norm ist nicht verständlich. In den folgenden
Abschnitten wird trotzdem versucht, die grundlegenden Gedanken dieser neuen
Betrachtungsweise auszudrücken. Die in der Norm dargestellten Ansätze bieten die
Möglichkeit, das GPS-System weiter regelbasiert auszubauen, können aber derzeit nicht
klar abgeleitet werden.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
58
Grundlegend wird der Ansatz verfolgt, dass jedes ideale Nenngeometrieelement einen
entsprechenden Invarianzgrad hat (siehe Tabelle 6). Mit der Definition der
geometrischen Merkmale können die Invarianzgrade eines Geometrieelementes
eingeschränkt und unabhängig voneinander überwacht werden (Tabelle 11).
Tabelle 11: Möglichkeiten der Einschränkung der freien Parameter eines Geometrie-
elementes [nach 25378]
Freier Parameter eines
Geometrieelementes
Unabhängige Überwachung von
Oberflächenbeschaffenheit / Form
3 Invarianzgraden der Rotation
3 Invarianzgraden der Translation
Mit der Oberflächenbeschaffenheit, die wie die Form ein Parameter der Gestalt des
Geometrieelementes ist, und dem Maß ergeben sich acht Invarianzgrade. Für eine
eindeutige Spezifikation müssen die Invarianzgrade eines Geometrieelementes
zusätzlich eingeschränkt werden, die nicht bereits durch den Invarianzgrad des
Nenngeometrieelementes kontrolliert werden. Die Einschränkung der Invarianzgrade
muss demzufolge einerseits über einen Maßparameter und einen Formparameter, der
die Oberflächenbeschaffenheit mit einschließt, erfolgen. Andererseits müssen die
Translationen und die Rotationen des Geometrieelementes über die Richtung, den Ort
oder Lauf des Geometrieelementes in Bezug zu einem anderen Geometrieelement
begrenzt werden. Die aktuellen Möglichkeiten, diese Invarianzgrade einzuschränken
enthält das Kapitel 5.
In der Norm wurden die Begriffe Form-, Stellungs-, Orts- und Richtungsmerkmal
eingeführt. Zusätzlich wird z. B. unterschieden in abhängige, unabhängige und zonale
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
59
Merkmale, Merkmale einer Lehre sowie individuelles, globales, lokales und berechnetes
Merkmal.
Diese Ansätze werden aufgrund der unklaren Definitionen nicht weiter in der Arbeit
verfolgt, obwohl sie auch unterstützen würden, den Zusammenhang der Modelle,
Operationen und Geometrieelemente zu verdeutlichen.
4.6 Zusammenhang zwischen den Modellen, den Operationen an
Geometrieelementen und den Geometrieelementen
Über die Beziehung der Definitionen von Geometrieelementen kann der
Zusammenhang zwischen den Modellen und den Operationen an Geometrieelementen
verdeutlicht werden.
Bild 37: Matrixstruktur der Definition der Geometrieelemente [14660-1]
In der DIN EN ISO 14660 Teil 1 [14660-1] aus dem Jahr 1999 sind vollständige und
abgeleitete Geometrieelemente zusammengefasst. Das vollständige Geometrieelement
wird in der Norm mit „Linie oder Fläche auf einer Fläche" definiert und nicht weiter
erläutert. In Form einer Matrix sind diese Zusammenhänge im Bild 37 dargestellt. Bild 38
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
60
zeigt die Definitionen der Geometrieelemente in Bezug auf die Modelle und die reale
Oberfläche.
A vollständiges Nenn-Geometrieelement
B abgeleitetes Nenn-Geometrieelement
C reales Geometrieelement
D extrahiertes vollständiges Geometrieelement
E extrahiertes abgeleitetes Geometrieelement
F assoziiertes vollständiges Geometrieelement
G assoziiertes abgeleitetes Geometrieelement
Bild 38: Beziehung der Definition der Geometrieelemente [14660-1]
Den Zusammenhang zwischen den Modellen, Operatoren und Operationen für die
Spezifikation zeigt das Bild 39. Neben den Operationen an Geometrieelementen wird
zur Festlegung des Spezifikationsoperators die Operation Auswertung eingeführt, um
Werte festzulegen.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
61
Bild 39 : Vergleich zwischen der nominalen Konstruktion und der Konstruktionsabsicht
[17450-1]
Die Spezifikation erfolgt am nicht-idealen Oberflächenmodell mit den nicht-idealen
Geometrieelementen. Der Zusammenhang zwischen der geometrischen Spezifikation
am nicht-idealen Oberflächenmodell und der messtechnischen Verifikation der realen
Oberfläche des Bauteiles ist in Bild 40 aufgezeigt. Spezifikation und Verifikation werden
mit den gleichen Operationen definiert. Dem Grundsatz der Dualität (Kapitel 3.3)
entsprechend wird der Verifikationsoperator demgemäß festgelegt, dass er den
Spezifikationsoperator so widerspiegelt, dass die zulässige Unsicherheit beim Nachweis
der geometrischen Eigenschaften nicht überschritten wird. Der Spezifikationsoperator
soll unabhängig vom Verifikationsoperator festgelegt werden.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
62
Bild 40 : Parallele Spezifikations- und Verifikationsprozeduren [17450-1]
Mehrfach wurde bereits darauf hingewiesen, dass aufgrund unvollständiger oder
mehrdeutiger Spezifikations- und Verifikationsoperatoren Unsicherheiten und
Mehrdeutigkeiten auftreten.
4.7 Unsicherheiten
4.7.1 Der Begriff Unsicherheit
Unsicherheiten entstehen, wenn Abweichungen zwischen einer Vorgabe und deren
Umsetzung auftreten. Im Rahmen des GPS-Systems werden Unsicherheiten
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
63
beschrieben, die nicht nur die Messunsicherheiten im Rahmen der Verifikation
darstellen. Unsicherheiten entstehen in verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus
und werden demzufolge von unterschiedlichen Fachbereichen erzeugt. Im
Normenentwurf der DIN EN ISO 17450 Teil 2 [17450-2(D)] wird Unsicherheit als „ einem
genannten Wert oder einer Beziehung zugeordneter Parameter, der die Streuung der
Werte kennzeichnet, die vernünftigerweise dem genannten Wert oder der Beziehung
zugeordnet werden könnten" , erklärt. Als genannter Wert wird in dieser Norm ein
Messergebnis oder eine Spezifikationsgrenze bezeichnet.
Eine Beziehung ist im Rahmen des GPS-Systems definiert [17450-2(D)] als die
Differenz, die sich aus der Anwendung unterschiedlicher Operatoren auf das gleiche
Geometrieelement ergibt. Diesem Begriff wird auch die Differenz des Wertes eines
Spezifikationsoperators zu einem Wert, der mit der Funktion des Werkstückes korreliert,
zugeordnet. Der Ausschnitt (Bild 41) aus Bild 17 fasst die Arten der Unsicherheit
zusammen und stellt den Zusammenhang zu den Operationen dar.
In der zukünftigen Norm, die aus diesem Entwurf entsteht, wird die
Übereinstimmungsunsicherheit als Mehrdeutigkeit der Funktionsbeschreibung und die
Spezifikationsunsicherheit als Mehrdeutigkeit der Spezifikation bezeichnet [17450-2(I)].
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
64
Bild 41: Zusammenhang zwischen Unsicherheiten und Operatoren
(Ausschnitt aus Bild 17) [17450-2(D)]
Die Gesamtunsicherheit setzt sich zusammen aus der Übereinstimmungsunsicherheit,
Spezifikationsunsicherheit und Messunsicherheit.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
65
4.7.2 Übereinstimmungsunsicherheit
Die Übereinstimmungsunsicherheit ergibt sich aus der Differenz zwischen dem
tatsächlichen Spezifikationsoperator und dem Funktionsoperator. Im Regelfall sind
mehrere GPS-Spezifikationen zur Simulation einer Funktion notwendig, die alle bei der
Ermittlung der Übereinstimmungsunsicherheit betrachtet werden müssen.
In der Norm [17450-2(D)] wird beispielhaft ein Funktionsoperator beschrieben, der die
Fähigkeit einer Welle, 2000 Stunden in einer Bohrung mit Dichtung ohne
Schmiermittelverlust zu drehen, definiert. Als Spezifikationsoperator ist für die Welle ein
Durchmesser von 30 mm mit einer Toleranz h7 angegeben. Zusätzlich ist die Rauheit
begrenzt mit Ra 1,5 µm. Die Übereinstimmungsunsicherheit, abgeleitet für dieses
Beispiel, bedeutet: Ist eine Welle, die der Spezifikation entspricht, in der Lage, eine
Drehbewegung über 2000 Stunden ohne Schmiermittelverlust sicherzustellen oder nicht
und kann sie die Funktion nicht erfüllen, wenn sie nicht der Spezifikation entspricht?
Diese Unsicherheit wird von den Möglichkeiten der Funktionsbeschreibung mit den
Festlegungen im GPS-System und von den Kenntnissen des Konstrukteurs beeinflusst
und liegt in der Verantwortung desselben (siehe Grundsätze im Kapitel 3.3).
4.7.3 Spezifikationsunsicherheit
Die Spezifikationsunsicherheit ist die Unsicherheit des tatsächlichen
Spezifikationsoperators. Sie entsteht, wenn aufgrund eines unvollständigen
Spezifikationsoperators Mehrdeutigkeiten bei der Interpretation der Spezifikation
auftreten und mehrere Möglichkeiten zu einem Ergebnis führen. Dieser Zusammenhang
ist in Bild 42 aufgezeigt.
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
66
Bild 42: Spezifikationsunsicherheit vergrößert die Toleranzzone [nach Nie12]
Als Spezifikationsunsicherheit wird der Wert bestimmt, der den Bereich der möglichen
Ergebnisse begrenzt. Fehlen z. B. in der Spezifikation die Festlegungen zum
Assoziationskriterium und ist in den GPS-Standardfestlegungen kein solches festgelegt,
dann entsteht eine Spezifikationsunsicherheit, wenn mehrere Assoziationskriterien
möglich sind. Somit ist auch die Spezifikationsunsicherheit in der Verantwortung des
Konstrukteurs und wird zudem beeinflusst von der Vollständigkeit der GPS-
Standardfestlegungen.
4.7.4 Messunsicherheit
Das Ziel jeder Messung ist die Bestimmung eines Wertes. Aufgrund der
unterschiedlichsten Einflüsse ist es jedoch unmöglich, den wahren Wert der Größe zu
bestimmen. Deshalb wird die Unsicherheit einer Messung bestimmt, um den Bereich, in
dem der wahre Wert liegt, darzustellen.
Im GPS-System ist in der DIN EN ISO 14253 Teil 1 [14253-1] die Berücksichtigung der
Messunsicherheit beim Konformitätsnachweis gefordert. Die Messunsicherheit muss
bekannt sein, um das Bauteil anzunehmen oder abzuweisen. In der Norm wird zur
Vereinfachung von Lieferbeziehungen der Spezifikationsbereich um die
Messunsicherheit erweitert oder verringert. Dies ist davon abhängig, ob beim Hersteller
der Verifikationsprozess (Bild 43) oder Kunden (Bild 44) erfolgt. Damit wird auch die
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
67
Verantwortung für den Konformitätsnachweis, wie bereits im Grundsatz der
Verantwortlichkeit in der DIN EN ISO 8015 im Kapitel 3.3.14 beschrieben, festgelegt.
Bild 43: Einschränkung der Konformitätszone durch die Messunsicherheit beim
Hersteller [nach Nie12]
Wird der Nachweis bei Kunden erbracht (siehe Bild 44), dann vergrößert sich der
Bereich, in dem nicht nachgewiesen werden kann, dass das Bauteil außerhalb der
Spezifikation ist.
Bild 44: Erweiterung der Konformitätszone durch die Messunsicherheit beim Lieferanten
[nach Nie12]
Die Messunsicherheit ist definiert im ISO/IEC "Guide to the Expression of Uncertainty in
Measurement" (GUM) [GUM, 13005]. Die Vorgehensweise zur Berechnung der
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
68
Messunsicherheit wird in [Kry12] beschrieben. Im Rahmen des GPS-Konzeptes ist die
Messunsicherheit die Summe aus der Verfahrens- und Umsetzungsunsicherheit [17450-
2(D)].
4.7.5 Verfahrensunsicherheit
Für die Verfahrensunsicherheit ist derjenige verantwortlich, der den tatsächlichen
Verifikationsoperator, abgeleitet aus dem tatsächlichen Spezifikationsoperator, festlegt.
Die mögliche Differenz zwischen den beiden Operatoren entspricht der
Verfahrensunsicherheit. Dabei wird die Unsicherheit, die sich aus der tatsächlichen
Messung ergibt, nicht berücksichtigt.
4.7.6 Umsetzungsunsicherheit
Die Umsetzungsunsicherheit entsteht aus dem Unterschied zwischen dem tatsächlichen
und dem idealen Prüfungsoperator und wird z. B. von den Eigenschaften des
Messgerätes, der Kalibrierung und den Umweltbedingungen beeinflusst.
Unzulänglichkeiten der physikalisch am Messgerät vorhandenen Bauteile, z. B.
Spindelsteigungsfehler oder Führungsbahnabweichungen werden der
Umsetzungsunsicherheit zugeordnet. Mit der Kalibrierung wird angestrebt, die
Eigenschaften des Messgerätes zu kontrollieren, um die Umsetzungsunsicherheit zu
reduzieren, zu kontrollieren oder zu eliminieren. Die Umsetzungsunsicherheit wird heute
üblicherweise als Messunsicherheit verstanden.
4.7.7 Entsprechungsunsicherheit
Die Entsprechungsunsicherheit ist die Summe der Spezifikationsunsicherheit und der
Messunsicherheit. Im Normenentwurf der DIN EN ISO 17450 Teil 2 [17450-2(D)] ist
festgelegt, dass die Entsprechungsunsicherheit „ die Unsicherheit, mit der bewiesen
werden kann, dass ein Werkstück mit allen möglichen Interpretationen der Spezifikation
übereinstimmt", quantifiziert. Wie oben bereits beschrieben, ist eine Spezifikation
unsicher, wenn kein Assoziationskriterium festgelegt ist. Die Festlegung des idealen
Prüfungsoperators würde demzufolge die Auswahl eines Assoziationskriteriums und ein
zum Nachweis geeignetes Messgerät und Messverfahren erfordern. Ist das Messgerät
für das gewählte Assoziationskriterium geeignet, wird die Messunsicherheit nur noch
Kapitel 4 Globale GPS-Normen
69
von der Umsetzungsunsicherheit beeinflusst. Die Entsprechungsunsicherheit setzt sich
in diesem Fall aus der Spezifikationsunsicherheit und der Umsetzungsunsicherheit
zusammen.
Mit der Darstellung der Unsicherheiten werden die Beschreibungen zu den Globalen
GPS-Normen abgeschlossen. Die weiteren Ausführungen zu den Allgemeinen GPS-
Normen zeigen speziell die für die funktionsgerechte Spezifikation festgelegten Regeln
und Symbole zur Einschränkung geometrischer Eigenschaften.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
70
5 Allgemeine GPS-Normen
5.1 Spezifikation geometrischer Eigenschaften
Die Allgemeinen GPS-Normen regeln die Spezifikation und Verifikation der
geometrischen Eigenschaften. In Tabelle 12 ist der Bereich der Spezifikation in der
Allgemeinen GPS-Matrix gekennzeichnet. Die Kettenglieder 1 bis 3 werden in den
folgenden Abschnitten betrachtet.
Tabelle 12: Allgemeine GPS-Matrix mit Kennzeichnung der Kettenglieder für die
Spezifikation [nach 32950]
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
71
Aktuell sind in der Allgemeinen GPS-Matrix [32950] als geometrische Eigenschaften
Maß (Größenmaß), Abstand, Radius, Winkel, Form einer Linie und Form einer Fläche,
jeweils bezugsunabhängig und -abhängig, Richtung, Lage (Ort), Rundlauf, Gesamtlauf,
Bezüge, Rauheit, Welligkeit, Grundprofil, Oberflächenfehler und Kanten festgelegt.
Diese Einteilung ist nicht logisch. Eine Ableitung der geometrischen Eigenschaften aus
den aktuell definierten Regeln für die Spezifikation, den idealen Geometrieelementen
und den Ansätzen zur Definition von Merkmalen [Cha12, Nie12, Hen12 ] unterstützt die
Darstellung der Spezifikationsmöglichkeiten anschaulicher.
Bild 45 : Neue Unterteilung der geometrischen Eigenschaften
Im Kapitel 4.3.1 sind die idealen Geometrieelemente als Punkt, Linie, Fläche und
Volumen beschrieben. Eine weitere Detaillierung enthält Tabelle 6 im Kapitel 4.3.2 mit
den Invarianzklassen für die verschiedenen Geometrieelemente und deren
Situationselemente. Es sind Punkt, Gerade , Schraubenlinie , Kreis , Ebene , Zylinder ,
Kegel, Kugel, Torus, Prisma und komplexe Geometrieelemente beschrieben. Die neue
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
72
Unterteilung der geometrischen Eigenschaften im Bezug zu den Geometrieelementen
ist in Bild 45 dargestellt. Die Schraubenlinie und die komplexen Geometrieelemente
werden nicht mit betrachtet.
Eine entscheidende Neuerung gegenüber der bisherigen Betrachtungsweise ist die
Einteilung in Nicht-Größenmaßelemente und Größenmaßelemente. Das Größenmaß ist
eine spezielle Eigenschaft von Größenmaßelementen. Die Geometrieelemente können
entsprechend der nicht-gebundenen Invarianzgrade mit Angaben zu
Oberflächenbeschaffenheit, Form-, Richtungs-, Orts- und Lauftoleranzen begrenzt
werden. Dabei müssen die Richtungs-, Orts- und Lauftoleranzen am Bauteil zu einem
Bezug, der das Koordinatensystem des Bauteils definiert, festgelegt werden (Bild 46 ) .
Lauftoleranzen können nur für Größenmaßelemente festgelegt werden.
Bild 46: Richtung und Ort eines Geometrieelementes zu einem Bezug [nach Zha11]
Der theoretisch genaue Abstand (TED) legt die Nennposition des Geometrieelementes
gegenüber dem Koordinatensystem des Bauteils fest. Mit einer Toleranzzone werden
die Abweichungen von dieser Nennposition begrenzt.
Die Notwendigkeit, zwischen einem Maß als Abstand und dem Größenmaß eines
Größenmaßelementes zu unterscheiden, führte zur Definition des Abstandes in der DIN
EN ISO 14405 Teil 2 [14405-2] als: „Maß zwischen zwei geometrischen Elementen, die
nicht als Maßelemente angesehen werden", dabei kann „der Abstand zwischen zwei
vollständigen Geometrieelementen oder einem vollständigen und einem abgeleiteten
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
73
Geometrieelement oder zwischen zwei abgeleiteten Geometrieelementen festgelegt
sein". Für Nicht-Größenmaßelemente wird der Abstand direkt für das Geometrieelement
definiert. Für Größenmaßelemente wird der Abstand als Nennposition seines
abgeleiteten Geometrieelements, welches die Eigenschaften eines Nicht-
Größenmaßelementes hat, festgelegt.
Die in der Allgemeinen GPS-Matrix enthaltenen geometrischen Eigenschaften können
der neuen Unterteilung zugeordnet werden. Kanten und Winkel sind Eigenschaften von
Flächen. Der Radius wird als Kreissegment beschrieben. Oberflächendefekte, Rauheit,
Welligkeit, Grundprofil und Primärprofil gehören zur Oberflächenbeschaffenheit, wobei
die Welligkeit auch in der Form enthalten ist. Im Ordnungssystem für
Gestaltabweichungen aus dem Jahr 1982 (Bild 47 ) [4760] ist der Zusammenhang von
Form, Welligkeit und Rauheit dargestellt.
Bild 47: Ordnungssystem für Gestaltabweichungen [4760]
Mit der Plus-Minus-Tolerierung, die bereits zu Beginn der Arbeit vorgestellt wurde, wird
nicht zwischen Größenmaß und Abständen unterschieden. Zum besseren Verständnis
dieser Begriffsunterscheidung wurden in Bild 48 Abstände und ein Größenmaß
eingetragen.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
74
Bild 48: Unterscheidung von Größenmaß und Abstand
Dieser neue Ansatz zur Unterteilung der geometrischen Eigenschaften sollte die
Grundlage für eine neue GPS-Matrix sein. Die nachfolgenden Abschnitte orientieren
sich an dieser neuen Unterteilung.
5.2 Größenmaßelemente
5.2.1 Definition Größenmaß am Größenmaßelement
Als Größenmaß eines Größenmaßelementes wird z. B. der Durchmesser eines
Zylinders oder einer Kugel oder der Abstand zweier paralleler gegenüberliegender
Ebenen an einem Prisma bezeichnet [14405-1]. Diese Definitionen wurden bereits in
Kapitel 4.3.2 unter Maßparameter beschrieben. Für diese Größenmaßelemente können
verschiedene Größenmaße definiert werden.
Die Eintragung der Größenmaße erfolgt nach den Regeln der DIN 406-11 [406-11] und
ISO 129 [129 ]. Ein Größenmaß wird entsprechend dieser Normen über einer Maßlinie
oder an einer Hinweislinie angetragen. Toleranzen können auf verschiedene Arten
dargestellt werden. Einige Möglichkeiten enthalten die nachfolgenden Ausführungen.
Für weitere Eintragungsvarianten wird auf die angeführten Normen verwiesen.
Entsprechend dem Unabhängigkeitsprinzip gilt auf allen Zeichnungen ohne den Hinweis
auf andere Festlegungen das Zweitpunktmaß als örtliches Größenmaß für den
Standardspezifikationsoperator [14405-1]. Mit Modifikationssymbolen kann diese
Festlegung zur Interpretation der Toleranz verändert werden. Die in der Norm DIN EN
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
75
ISO 14405 Teil 1 [14405-1] festgelegten Spezifikations-Modifikationssymbole für
Größenmaße enthält die Tabelle 13 .
Tabelle 13: Modifikationssymbole für Größenmaße und deren Beschreibung [14405-1]
Die Erläuterungen der einzelnen Größenmaße folgen in den weiteren Abschnitten.
5.2.2 Örtliche Größenmaße von Größenmaßelementen
Als örtliche Größenmaße sind Zweipunktmaß, sphärisches Maß, Querschnittsmaß und
Teilbereichsmaß definiert, die „ per Definition ein mehrdeutiges Ergebnis der
Auswertung" zulassen [14405-1]. Das Zweipunktmaß gilt ohne zusätzliche
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
76
Kennzeichnung, wenn das Unabhängigkeitsprinzip gilt oder wenn nach dem
Größenmaß und der Toleranz das Modifikationssymbol LP (siehe Bild 49) eingetragen
ist. Das Zweipunktmaß ist definiert als: „Abstand zwischen zwei einander
gegenüberliegenden Punkten auf dem Maßelement."
Bild 49: Spezifikation des Zweipunktmaßes
Bei einer Toleranz von 10mm ± 0,1mm muss das reale Zweipunktmaß im Bereich von
9,9 mm bis 10,1 mm am Bauteil liegen, um die Toleranz einzuhalten. Im Bild 50 sind
mehrere Zweipunktmaße und die Toleranzgrenzen dargestellt. Es wird verdeutlicht,
dass das Zweipunktmaß rechtwinklig zur mittleren Linie des assoziierten Zylinders
bestimmt werden muss und die Verbindungslinie zwischen den Punkten den
assoziierten Kreismittelpunkt berührt. Dies ist in der DIN EN ISO 14660-2 [14660-2]
definiert. Der assoziierte Zylinder entspricht dem Zylinder der kleinsten
Abweichungsquadrate (siehe Globale Größenmaße).
Bild 50 : Mehrere Zweipunktmaße an einem Zylinder (di: Durchmesser; Ni, und Mi :
Messpunkte an der Stelle i) [nach Cha12]
Der „ Durchmesser der größten einbeschriebenen Kugel" ist definiert als das sphärische
Maß. Es kann durch Eintragung des Modifikationssymbols LS festgelegt werden.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
77
Bild 51: Definition sphärisches Maß (Sød1-n : Kugeldurchmesser am Punkt P1-n )
[14405-1]
Das Querschnittsmaß wird von assoziierten Geometrieelementen oder berechneten
Maßen abgeleitet. Es ist definiert als „globales Maß für einen gegebenen Querschnitt
des erfassten Geometrieelements".
Tabelle 14: Weitere Spezifikations-Modifikationssymbole und deren Beschreibung
[14405-1]
Die globalen Maße werden im nächsten Kapitel weiter ausgeführt. Für die Spezifikation
des Querschnittsmaßes und des Teilbereichsmaßes sind darüber hinaus weitere
Spezifikations-Modifikationssymbole notwendig, die in Tabelle 14 zusammengefasst
sind. Die Hüllbedingung, gekennzeichnet mit einem hinter der Maßeintragung, ist eine
abhängige Maßtoleranz und wird im Kapitel 5.7.2 erläutert.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
78
Im Bild 52 ist das Querschnittsmaß aus dem durch Assoziation gebildeten maximal
einbeschriebenen Geometrieelement bestimmt.
Bild 52: Beispielhafte Darstellung des Querschnittsgrößenmaßes [14405-1]
In der technischen Zeichnung würde diese Spezifikation die Eintragung der
Modifikatoren GX und ACS hinter dem Größenmaß erfordern. Weitere Möglichkeiten der
Spezifikation des Querschnittsgrößenmaßes enthält Tabelle 15. In dieser Tabelle sind
auch die Möglichkeiten zur Spezifikation von Teilbereichsgrößenmaßen aufgezeigt. Das
Teilbereichsgrößenmaß ist definiert [14405-1] als: „globales Maß für einen gegebenen
Teilbereich des erfassten Geometrieelements". Die Eintragung in der Zeichnung erfolgt
mit der Angabe des Assoziationskriteriums und der Länge, für die dieses Größenmaß
gilt, getrennt durch einen Schrägstrich (siehe Tabelle 14 und Tabelle 15 ).
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
79
Tabelle 15: Spezifikations-Modifikationssymbole für örtliche Maße [14405-1]
Neben den örtlichen Maßen müssen die globalen Größenmaße betrachtet werden.
5.2.3 Globale Größenmaße von Größenmaßelementen
Die globalen Größenmaße werden hinsichtlich direkt und indirekt unterschieden und
führen zu einem eindeutigen Ergebnis. Das direkte globale Größenmaße ist definiert
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
80
[14405-1] als „Maß des assoziierten Geometrieelements, das vom selben
geometrischen Typ ist, wie das Maßelement". Die Operation Assoziation wurde bereits
im Kapitel 4.4.5 beschrieben. In dieser Norm werden drei Assoziationskriterien für die
Größenmaßdefinition verwendet. Es wird unterschieden in Größenmaß nach der
Methode der kleinsten Quadrate, größtes einbeschriebenes Größenmaß und kleinstes
umschriebenes Größenmaß. Beispielhaft sind diese Größenmaße am Zylinder im Bild
53, Bild 54 und Bild 55 dargestellt.
Bild 53: Darstellung des Größenmaßes nach der Methode der kleinsten Quadrate an
einem Zylinder
Bild 54: Darstellung des kleinsten umschriebenen Größenmaßes an einem Zylinder
Bild 55: Darstellung des größten einbeschriebenen Größenmaßes an einem Zylinder
Indirekte globale Größenmaße werden in berechnete Größenmaße und
Rangordnungsmaße unterschieden. Die berechneten Größenmaße sind definiert als:
„Maß, erhalten unter Anwendung mathematischer Formeln, das das intrinsische
Merkmal eines Geometrieelements einem anderen Maß (anderen Maßen) desselben
Geometrieelements zuordnet." Derzeit in der DIN EN ISO 14405 Teil 1 [14405-1]
definiert sind der flächen-, umfangs- und volumenbezogene Durchmesser.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
81
Ein Rangordnungsmaß kennzeichnet ein Größenmaßmerkmal, welches durch
mathematische Regeln aus einer „homogene(n) Menge von Werten bezüglich eines
örtlichen Maßes" an einem Größenmaßelement erhalten wird [14405-1]. Mit
Rangordnungsmaßen können z. B. indirekte globale Größenmaße durch örtliche
Größenmaße näher beschrieben werden.
d Werte des örtlichen Größenmaßes
1 Menge der Werte des örtlichen Größenmaßes
2 Abszisse bezüglich der Position entlang der Achse
3 größtes Maß (= 10,497) 4 kleinstes Maß (= 9,542)
5 Mittelwert des Maßes (= 10,011) 6 Median des Maßes (= 9,969)
7 mittlerer Wert der Spanne (= 10,020) 8 Spanne des Maßes (= 0,955)
Bild 56: Darstellung der verschiedenen Rangordnungsmaße für einen Zylinder [14405-1]
Die im Bild 57 zusammengefassten Rangordnungsmaße sind beispielhaft in Bild 56 für
einen Zylinder dargestellt.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
82
Bild 57: Einteilung der Rangordnungsmaße mit Kurzbeschreibung entsprechend der
Definitionen in DIN EN ISO 14405 Teil 1 [14405-1]
Das folgende Bild 58 gibt einen Überblick über die in der DIN EN ISO 14405 Teil 1
[14405-1] definierten Größenmaße für Größenmaßelemente.
Bild 58: Überblick über die in DIN EN ISO 14405 Teil 1 [14405-1] definierten
Größenmaße
Seit vielen Jahren existiert ein System, die Paarungsfunktion von zwei
Größenmaßelementen mit einem Passungssystem zu vereinfachen. Dafür werden
örtliche und globale Größenmaße definiert.
Rangordnungsmaß
Größtes
Größter
Wert der
Menge von
Werten
Kleinstes
Kleinster
Wert der
Menge von
Werten
Mittelwert
Mittelwert
der Menge
von Werten
Median
Median der
Menge von
Werten
Mittlerer Wert der
Spanne
Mittelwert des
größten und des
kleinsten Wertes
Spanne
Differenz aus
größtem und
kleinstem
Wert
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
83
5.2.4 Toleranzsystem für Größenmaßelemente
Für Zylinder und zwei gegenüberliegende parallele Flächen wurde ein besonderes
Toleranzsystem in der DIN EN ISO 286 Toleranzsystem für Längenmaße – Teil 1:
Grundlagen für Toleranzen, Abmaße und Passungen [286-1] und Teil 2: Tabellen der
Grundtoleranzgrade und Grenzabmaße für Bohrungen und Wellen [286-2] definiert.
Grundgedanke dieses Systems ist die Vereinfachung der Paarung von zwei
Größenmaßelementen, die das gleiche Nennmaß haben und verschiedene
Funktionsanforderungen erfüllen müssen.
Es werden Passungen in Spiel-, Übergangs- und Übermaßpassung unterschieden. Als
Passung ist der „Zusammenhang zwischen einem äußeren und einem inneren
Maßelement (Bohrung und Welle der gleichen Art), die zusammengefügt werden" ,
beschrieben [286-1]. Zur Vereinfachung wird in diesem Abschnitt das innere
Größenmaßelement Zylinder als Bohrung und das äußere Größenmaßelement Zylinder
als Welle bezeichnet. Zusätzlich wurden die Einheitswelle, für die das obere Nennmaß
Null ist, und die Einheitsbohrung mit dem unteren Nennmaß Null eingeführt. Die
Toleranzgrenzen werden als Mindestmaß (lower limit of size) LLS und Höchstmaß
(upper limit of size) ULS bezeichnet.
Bild 59: Ausschnitt aus der Tabelle der Grundtoleranzgrade [286-1]
Die Festlegung der Toleranz erfolgt über den Toleranzgrad IT (International Tolerance),
mit der Gradnummer und dem Grundabmaß. Mit der Gradnummer werden
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
84
Grundtoleranzen für Nennmaße festgelegt (siehe Bild 59). Die Größe des
Toleranzintervalls wird aus dem Nennmaß und dem Toleranzgrad bestimmt.
Das Grundabmaß legt die Lage des Toleranzfeldes gegenüber dem Nennmaß fest und
wird mit einem Buchstaben gekennzeichnet. Die Kennzeichnung erfolgt mit:
Großbuchstaben für Bohrungen (A … ZC) und
Kleinbuchstaben für Wellen (a … zc).
Das Toleranzsystem für die Einheitsbohrung (Bild 60) und Einheitswelle (Bild 61) bildet
die Grundlage des ISO-Passungssystems.
Bild 60: Toleranzsystem für Einheitsbohrung [nach 286-1]
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
85
Bild 61: Toleranzsystem für Einheitswelle [nach 286-1]
Dieses Toleranzsystem wird auch als Lehren- und Passungssystem bezeichnet und, wie
der Begriff bereits ausdrückt, auch zur Vereinfachung der Verifikation mit Lehren als
idealgeometrische Elemente entwickelt, die das Paarungsverhalten abbilden.
Mit der Einführung des Unabhängigkeitsprinzips muss das Größenmaßelement
besonders gekennzeichnet werden, damit die Funktion der Paarung ausgedrückt
werden kann. Wie bereits im Zusammenhang mit den Größenmaßen und in Kapitel
5.7.2 weiter beschrieben, wird dafür die Hüllbedingung mit dem hinter der
Größenmaßtoleranz eingetragen (Bild 62). Die Eintragung des Grundabmaßes und des
Toleranzgrades erfolgt nach dem Nennmaß.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
86
Bild 62: Einheitsbohrung und Einheitswelle mit alternativer Darstellung und der
Eintragung der Hüllbedingung
Die Richtung, der Ort und Lauf von Größenmaßelementen in Beziehung zu anderen
Geometrieelementen erfordert die Festlegung eines theoretisch genauen Abstandes der
Toleranzzone zu einem Bezugssystem (siehe Kapitel 5.5). Zusätzlich können die
Eigenschaften des Größenmaßelementes durch Angaben zur
Oberflächenbeschaffenheit und zulässigen Formabweichung zusätzlich eingeschränkt
werden. Form-, Richtungs-, Orts- und Lauftoleranzen werden im GPS-System mit einem
Toleranzrahmen und weiteren Symbolen in der technischen Zeichnung gekennzeichnet.
5.3 Kennzeichnung der tolerierten Elemente, Toleranzzonen,
Toleranzrahmen, Symbole und Bezüge
5.3.1 Toleranzrahmen und grundlegende Symbole
In der DIN EN ISO 1101:2008 [1101] sind die Vorgaben zur Spezifikation und teilweise
zur Assoziation von Form-, Richtungs-, Orts- und Laufabweichungen festgelegt. Der
Toleranzrahmen ist das grundlegende Element für die Zeichnungseintragung. Dieser ist
aus fünf Feldern zusammengesetzt (Bild 63) [1101]. Im ersten Feld wird die Toleranzart
mit einem Symbol eingetragen. Im zweiten Feld wird die Weite der Toleranzzone
festgelegt. Mit einem Durchmessersymbol oder einem zusätzlichen S (sphere) für
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
87
kugelförmige Toleranzzone kann diese Angabe bezüglich der Form der Toleranzzone
erweitert werden.
Bild 63: Toleranzrahmen mit der Beschreibung der fünf Felder
In den Feldern drei bis fünf werden die Bezüge durch Großbuchstaben gekennzeichnet.
Wie in Bild 63 dargestellt, ist festgelegt, dass im dritten Feld der primäre, im vierten der
sekundäre und im fünften der tertiäre Bezug eingetragen wird. Die alphabetische
Reihenfolge der Buchstaben ist nicht festgelegt. Ein gemeinsamer Bezug ist durch einen
Bindestrich zwischen zwei Bezügen gekennzeichnet und kann in jedem Bezugsfeld des
Toleranzrahmens stehen.
Die Symbole der geometrischen Eigenschaften, die mit diesem Toleranzrahmen
spezifiziert werden können, enthält Tabelle 16.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
88
Tabelle 16: Überblick über die Symbole zur Tolerierung der geometrischen
Eigenschaften in der Norm DIN EN ISO 1101 mit dem Abschnitt im Dokument [1101]
Die Weite der Toleranzzone entspricht der zulässigen Grenze. Liegt die reale
Oberfläche innerhalb der Zone, entspricht das Bauteil der Spezifikation.
5.3.2 Arten von Toleranzzonen
Definiert sind die Zonen in DIN EN ISO 1101 [1101] als: „ Raum, der durch eine oder
mehrere geometrisch ideale Linien oder Flächen begrenzt und durch ein Längenmaß,
Toleranz genannt, gekennzeichnet ist ." In der folgenden Tabelle 17 sind die
Toleranzzonen zusammengefasst.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
89
Tabelle 17: Zonen und deren grafische Darstellung [nach 1101]
Fläche innerhalb eines Kreises
Fläche zwischen zwei konzentrischen Kreisen
Fläche zwischen zwei koaxialen Kreisen
Fläche zwischen zwei abstandsgleichen Linien
Fläche zwischen zwei parallelen geraden Linien
Raum innerhalb eines Zylinders
Raum zwischen zwei koaxialen Zylindern
Raum zwischen zwei abstandsgleichen Flächen
Raum zwischen zwei parallelen Ebenen
Raum innerhalb eines Quaders oder Prismas
Raum innerhalb einer Kugel
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
90
In der Norm [1101] wird zusätzlich festgelegt, dass „das tolerierte Element innerhalb
dieser Toleranzzone jede beliebige Form und jede beliebige Richtung haben darf, es sei
denn, es wird eine einschränkende Angabe, z. B. als Wortangabe, gemacht." Zudem ist
geregelt, dass die „Toleranz für den gesamten Bereich des tolerierten Elementes gilt",
außer es wird ausdrücklich anders festgelegt.
5.3.3 Theoretisch genauer Abstand (TED)
Der Ort eines Nicht-Größenmaßelementes wird mit einem theoretisch genauem Abstand
oder Winkel (TED - theoretically exact dimension), ausgehend von einem Bezug,
gekennzeichnet [1101]. Auf der technischen Zeichnung werden TEDs in einem eckigen
Rahmen dargestellt und dürfen nicht toleriert werden. Es ist festgelegt, dass die
Toleranzzone symmetrisch zum theoretisch genauen Abstand liegt, außer es ist eine
ungleich verteilte Toleranzzone gesondert gekennzeichnet (siehe Tabelle 19). Alle
Maße einer technischen Zeichnung, die keine Größenmaße sind, sind als TED zu
kennzeichnen.
5.3.4 Kennzeichnung des tolerierten Elementes
Das tolerierte Element wird durch eine Hinweislinie vom Toleranzrahmen zum Bauteil
gekennzeichnet [1101]. Soll eine Ebene oder Linie toleriert werden, dann endet die
Hinweislinie auf der Kontur oder Maßhilfslinie (Bild 64). Zur Tolerierung eines zentralen
Elementes ist die Hinweislinie des Toleranzrahmens fluchtend zur Maßlinie einzutragen
oder mit dem Symbol A (im Kreis) (Tabelle 19) zu kennzeichnen (Bild 65). Das gleiche
gilt für die Eintragung von Bezügen, die durch ein Rechteck mit einem Bezugsdreieck
das Bezugselement kennzeichnen (siehe Tabelle 18) [5459].
Bild 64 : Kennzeichnung des tolerierten Elementes [1101, 1101(E)]
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
91
Bild 65: Kennzeichnung der Tolerierung eines zentralen Elementes [1101, 1101(E)]
Die Eintragung des Toleranzrahmens in der 2D-Ansicht beeinflusst die Lage der
Toleranzzone [1101]. Die Weite der Toleranzzone gilt senkrecht zur spezifizierten Form
des Geometrieelementes, auch wenn die Hinweislinie dies nicht ausdrückt. Für zentrale
Elemente gilt, dass die Richtung der Weite der Toleranzzone in der Richtung der
Hinweislinie liegt und bei zwei Toleranzzonen diese senkrecht zueinander stehen (Bild
66).
a) b)
Bild 66: Richtungsabhängigkeit der Toleranzzone: a) Zeichnungseintragung [1101], b)
Toleranzzonen
Soll die gleiche Weite der Toleranzzone für mehrere Geometrieelemente festgelegt
werden, kann dies durch die Verbindung der Hinweislinien mit einem Toleranzrahmen
erfolgen (siehe Bild 67a). Wird eine gemeinsame Toleranzzone festgelegt, dann wird
der Toleranzwert um das Symbol CZ (common zone) ergänzt (Bild 67b). Diesen und
weitere Modifikatoren enthält Tabelle 18.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
92
a) b)
Bild 67 : Für mehrere Geometrieelemente gilt: a) gleicher Wert b) gemeinsame Zone
[1101]
Tabelle 18: Zusätzliche Symbole [1101]
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
93
Die Symbole (vgl. Tabelle 19) für Richtungs- und Sammlungselement sowie Schnitt- und
Orientierungsebene wurden zur eindeutigen Tolerierung am 3D-Modell neu entwickelt
[1101(E)]. Damit können z. B. projektionsabhängige Ausrichtungen der Toleranzzonen
festgelegt werden, die in 2D durch die Eintragung in der entsprechenden Ansicht
erfolgen [1101, 1101(E), Grö11].
Tabelle 19 : Neue Symbole in E DIN EN ISO 1101:2012 [1101(E)]
5.3.5 Bezüge
Im GPS-System sind die Regeln zur Bezugsbildung in der DIN EN ISO 5459 aus dem
Jahr 2011 [5459] definiert. Sie sind idealgeometrische Elemente, die den Ort und die
Richtung von Toleranzzonen oder virtuellen Bedingungen durch die Bindung von
Invarianzgraden in einem Koordinatensystem festlegen. Das Ziel der Bezugsbildung ist
die Bindung aller sechs Invarianzgrade (Bild 20).
Am realen Geometrieelement, das als Bezugselement bezeichnet wird, wird durch
Assoziation ein idealgeometrisches Element oder abgeleitetes Element gebildet, das
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
94
den Bezug darstellt (Bild 68). Als Bezug wird im Rahmen dieser Arbeit ein Einzelbezug
entsprechend der Definition in der DIN EN ISO 5459 [5459] verstanden.
Bild 68: Bezug durch Zuordnung aus dem Bezugselement abgeleitet [nach Nie12]
Ein Bezug kann ein Punkt, eine Gerade, eine Ebene, jeweils auch als zentrales
Geometrieelement, sein. Die Assoziationskriterien für die Bildung der Bezüge sind in der
Norm DIN EN ISO 5459 [5459] festgelegt. Ein Bezug kann auch durch eine oder
mehrere Bezugsstellen definiert werden. Beispielhaft ist die Bildung einer zentralen Linie
eines Zylinders als Bezug durch unterschiedliche Assoziationsskriterien im Bild 69
dargestellt.
a) b)
Bild 69: Zentrale Linien als Bezug, aus a) Hüllzylinder und b) Pferchzylinder berechnet
[nach Nie12]
Entsprechend des assoziierten Geometrieelementes werden mehr oder weniger
Invarianzgrade gebunden. Durch die zentrale Linie eines Zylinders als Bezug werden
zwei translatorische Invarianzgrade rechtwinklig zu der zentralen Linie und die zwei
möglichen rotatorischen Invarianzgrade gebunden (Bild 70).
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
95
Bild 70: Freiheitsgrade, gebunden durch die zentrale Linie eines Zylinders [Nie12]
Soll der Bezug aus mehr als einem Geometrieelement gebildet werden, kann ein
gemeinsamer Bezug definiert werden. Dabei wird ein Bezug aus mehreren
Geometrieelementen gebildet. Der gemeinsame Bezug ist in Tabelle 20 dem
Bezugssystem gegenübergestellt. Bei diesem stehen mehrere Einzelbezüge in
Verbindung, die zusammen das Koordinatensystem für die Toleranzzonen und das
Bauteil darstellen [Nie12, 5459].
Mit einem Drei-Ebenen -Bezugssystem (Bild 71) werden z. B. alle sechs Invarianzgrade
eines Bauteiles gebunden. Alle drei Ebenen stehen definitionsgemäß rechtwinklig
zueinander. Die Reihenfolge der zur Bezugsbildung ausgewählten Geometrieelemente
hat deshalb Einfluss auf die Lage des Bezugssystems am wirklichen Bauteil, da
Formabweichungen am wirklichen Geometrieelement die Assoziation des idealen
Geometrieelementes beeinflussen. Das hat dazu geführt, dass ein primärer, sekundärer
und tertiärer Bezug und Nebenbedingungen bezüglich der Richtung und des Ortes
definiert wurden [5459].
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
96
Bild 71: Drei-Ebenen-Bezugssystem [5459]
Der primäre Bezug ist der erste Bezug des Bezugssystems und wird nicht durch
Nebenbedingungen beeinflusst. Der sekundäre Bezug wird durch das zweite
Geometrieelement gebildet und durch eine Nebenbedingung der Richtung,
hervorgerufen durch den primären Bezug, beeinflusst. Die Nebenbedingung der
Richtung ist eine Einschränkung bezüglich der rotatorischen Freiheitsgrade. Der tertiäre
Bezug wird durch Nebenbedingungen, hervorgerufen durch den primären und
sekundären Bezug, beeinflusst.
Bild 72: Bezugsstellen [5459]
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
97
Bezugsstellen werden verwendet, wenn nicht das gesamte Geometrieelement für die
Bildung des Bezugs genutzt werden kann oder soll [5459]. Bild 72 zeigt die Hilfsmittel
für die Anwendung von Bezugsstellen.
Tabelle 20: Gegenüberstellung Bezugssystem und gemeinsamer Bezug [5459]
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
98
Tabelle 20 stellt dar, welche Konsequenzen sich ergeben, wenn der primäre und der
sekundäre Bezug getauscht werden. Diese Festlegung erfolgt durch die Eintragung der
Bezüge (Großbuchstaben) an der entsprechenden Position im Toleranzrahmen.
In der Norm DIN EN ISO 5459 [5459] sind weitere umfangreiche Ausführungen zu den
Bezügen in Form von Regeln dargestellt und durch Beispiele erläutert, die hier aufgrund
des begrenzten Rahmens nicht aufgeführt werden.
Mit der Definition von Zonen und Bezügen sowie den Festlegungen zu Symbolen und
der Zeichnungseintragung können die geometrischen Eigenschaften eines Bauteils
bezüglich Form-, Orts-, Richtungs- und Laufabweichungen spezifiziert werden. Neben
den Normen DIN EN ISO 1101 [1101] DIN EN ISO 5458 [5458], DIN EN ISO 5459
[5459] haben mehrere Autoren die Tolerierung der Form, Orts-, Richtungs- und
Lauftoleranzen mit dem GPS-System ausführlich beschrieben [Hen11, Jor11 , Sch11,
Wec01, Tru97, Nie12 , Cha12, Kle12]. Deshalb wird in den folgenden Ausführungen die
Spezifikation der einzelnen Gestaltabweichungen nur im Überblick vorgestellt.
5.4 Form
Formtoleranzen begrenzen die Formabweichungen eines Geometrieelementes
gegenüber seiner idealen Gestalt. Formtoleranzen haben keinen Bezug. Damit sind der
Ort und die Richtung der Toleranzzone im Raum nicht festgelegt. Zu den
Formtoleranzen gehören die in der Tabelle 21 aufgelisteten Toleranzarten. Mit der
Formtoleranz wird definitionsgemäß auch die Welligkeit eines Bauteils mit begrenzt,
obwohl auch bei der Tolerierung der Oberflächenbeschaffenheit (siehe Kapitel 5.8)
Kenngrößen zur Einschränkung der Welligkeit definiert sind.
Ausnahmeregeln bei der Festlegung der Richtung der Toleranzzone ergeben sich bei
den Geradheits- und die Rundheitstoleranzen. Es ist festgelegt [1101], dass bei der
Geradheit die Toleranzzone parallel zur Zeichnungsebene gilt. Bei der
Rundheitstoleranz ist die Weite der Toleranzzone rechtwinklig zur zentralen Linie des
Zylinders definiert.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
99
Je nach Geometrieelement und Toleranzart ist die Toleranzzone festgelegt. In Tabelle
21 erfolgte eine Zusammenstellung der anwendbaren Toleranzzonen für jede
Toleranzart und die Geometrieelemente, für die diese Toleranzart anwendbar ist.
Tabelle 21: Übersicht über Formtoleranzen mit Toleranzzonen
Gerade, Ebene,
Zylinder (Mantellinie,
zentrale Linie)
Profil einer
beliebigen
Linie
Kante, Radius,
Kugelausschnitt,
Freiformfläche
Profil einer
beliebigen
Fläche
Kante, Radius,
Halbkugel,
Freiformfläche
Am Beispiel des im Bild 6 gezeigten Radius wird die Formtolerierung erläutert. Der
Radius von 7,5 mm ist im Bild 73 als TED eingetragen. Die Toleranzzone wird gebildet
aus zwei abstandsgleichen Flächen (hier im Schnitt dargestellt). Der Abstand von 2 mm
ergibt sich aus dem imaginären Abrollen einer Kugel mit dem Durchmesser von 2 mm
auf der Nenngeometrie. Die Toleranz ist eingehalten, wenn alle Oberflächenbestandteile
innerhalb der Toleranzzone liegen.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
100
Bild 73: Radiustolerierung mit Profil einer beliebigen Fläche [Nie12]
In diesem Beispiel ist der Ort des Mittelpunktes gegenüber den Kanten nicht festgelegt.
Damit ist die Tolerierung nicht eindeutig. Im Abschnitt 5.5.2 wird mit der Festlegung von
Bezügen der Ort der Toleranzzone eindeutig beschrieben.
5.5 Richtung, Ort und Lauf
5.5.1 Richtungstoleranzen
Richtungstoleranzen eines Geometrieelementes begrenzen dessen Richtungs- und
Formabweichungen. Der Ort der Toleranzzone ist nicht festgelegt. Innerhalb der
Richtungstoleranz kann die Form des Geometrieelementes beliebig sein.
Richtungstoleranzen erfordern die Festlegung eines Bezuges.
Zu den Richtungstoleranzen gehören die in der Tabelle 22 aufgelisteten Toleranzarten.
Bei der Anwendung der Rechtwinkligkeits- und Neigungstoleranz ist zu beachten, dass
die Toleranzzone die Richtung des Geometrieelementes im Raum begrenzt, aber nur in
den Freiheitsgraden, die durch die Toleranzzone gebunden werden [Die12]. Zur
eindeutigen Spezifikation sind alle Freiheitsgrade des tolerierten Geometrieelementes
zu binden.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
101
Tabelle 22: Übersicht über Richtungstoleranzen und zugehörigen Toleranzzonen
Ebene, Zylinder
(Mantellinie,
zentrale Linie)
Ebene (zentrale
Linie), Zylinder
(zentrale Linie)
Ebene (zentrale
Linie), Zylinder
(zentrale Linie)
Bei der Tolerierung der Parallelität im Bild 74 wird verdeutlicht, dass die Toleranzzone
parallel zum Bezug liegt. Bei der Neigungstolerierung wird der Winkel mit einem TED
angegeben.
a) b)
Bild 74: Begrenzung der Formabweichung mit der Richtungstoleranz am Beispiel der
Parallelität einer zentralen Linie zu einer Fläche: a) Spezifikation [1101], b) Darstellung
der Toleranzzone [Zha11]
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
102
Weitere Beispiele für die Anwendung der Richtungstolerierung enthalten die o. g.
Literaturquellen.
5.5.2 Ort
Ortstoleranzen eines Elementes begrenzen die Orts-, Richtungs- und Formabweichung.
Zu den Ortstoleranzen gehören die Positions-, Konzentrizitäts-, Koaxialitäts- und
Symmetrietoleranzen sowie das Profil einer Linie und das Profil einer Fläche, wenn
diese mit Bezug angegeben werden. Die Tolerierung ist in der DIN EN ISO 1101 [1101]
festgelegt. Weitere Ausführungen zu den Positionstoleranzen enthält die DIN EN ISO
5458 [5458]. In der Tabelle 23 sind den Ortstoleranzen die möglichen Toleranzzonen
und Geometrieelemente, für die die Toleranzart angewendet werden kann, zugeordnet.
Am Beispiel einer Flächenformtolerierung wird im Bild 75 die Begrenzung der Form- und
Richtungsabweichung durch die Ortstoleranz verdeutlicht.
a) b)
Bild 75: Begrenzung der Form- und Richtungsabweichung durch die Ortstolerierung: a)
Spezifikation, b) Interpretation [Zha11]
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
103
Tabelle 23: Übersicht über Ortstoleranzen
Ebene (zentrale
Linie), Zylinder
(zentrale Linie),
Kugel (zentraler
Punkt)
Zylinder (zentraler
Punkt)
Zylinder (zentrale
Linie)
Profil einer beliebigen
Linie mit Bezug
Kante, Radius,
Halbkugel,
Freiformfläche
Profil einer beliebigen
Fläche mit Bezug
Kante, Radius,
Halbkugel,
Freiformfläche
Abstände, Radien und Kanten können mit Ortstoleranzen eindeutig toleriert werden. Bild
76 greift die Spezifikation des Radius (Bild 6 und Bild 73) wieder auf und zeigt, dass mit
der Festlegung von Bezügen der Ort des Radiusmittelpunktes eindeutig zu den Kanten
festgelegt werden kann.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
104
Bild 76: Radiustolerierung mit Bezugssystem [Nie12]
Der Ort von Größenmaßelementen kann mit der Positionstolerierung begrenzt werden.
Im Bild 77 ist der Ort der Toleranzzone zur Fläche mit dem Bezug A begrenzt. Mit den
Regeln für die Bezugsbildung wird die Formabweichung an der Fläche durch das
anliegende Element ausgeglichen. Weitere Einschränkungen sind nötig, um alle
Freiheitsgrade der Position der zentralen Linie der Bohrung zu binden.
Bild 77: Positionstolerierung eines abgeleiteten Geometrieelementes zu einer Fläche
[Nie12]
Koaxialität und Konzentrizität werden mit dem gleichen Symbol gekennzeichnet.
Deshalb muss bei der Konzentrizität der Hinweis ACS (any cross section) als jeder
beliebige Querschnitt über dem Toleranzrahmen ergänzt werden. Koaxialitäts- und
Konzentrizitätsabweichungen werden auch durch Lauftoleranzen eingeschränkt.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
105
5.5.3 Lauf
Lauftoleranzen sind in der DIN EN ISO 1101 [1101] definiert und werden für
rotationssymmetrische Bauteile angewendet. Tabelle 24 gibt einen Überblick über die
Lauftoleranzen, die damit verbundenen Toleranzzonen und das Anwendungsspektrum.
Der Rundlauf wird für einen Querschnitt des Zylinders an jeder Stelle definiert und
beinhaltet die Konzentrizitäts- und Rundheitsabweichungen eines Zylinders, wobei die
Größe der anderen Abweichungen nicht von der Rundlaufabweichung direkt abgeleitet
werden können. Planlauf und Gesamtplanlauf beziehen sich auf die Stirnfläche. Die
Toleranzzone steht rechtwinklig zur zentralen Linie als Bezug.
Tabelle 24: Lauftoleranzen, Toleranzzonen und Anwendungsspektrum
Lauf in vorgegebener
Richtung
Mit den bisher beschriebenen Spezifikationsmöglichkeiten für Größenmaße, Form-,
Richtungs-, Orts- und Laufabweichungen können die Invarianzgrade jedes einzelnen
Geometrieelementes eingeschränkt werden.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
106
Zur Vereinfachung der Zeichnungseintragung wurden Allgemeintoleranzen entwickelt,
die sowohl Größenmaß-, als auch Form-, Orts-, Richtungs- und Laufabweichungen
eines Bauteils mit einer einzigen Angabe auf der technischen Zeichnung festlegen.
5.6 Allgemeintoleranzen
Das Ziel der Entwicklung von Allgemeintoleranzen waren vollständig tolerierte Bauteile,
wobei nicht jedes einzelne Geometrieelement einzeln toleriert wird, sondern durch
Klassen. Die Toleranzen für die verschiedenen geometrischen Eigenschaften werden
allgemein festgelegt. Allgemeintoleranzen sind in der Norm DIN EN ISO 2768 Teil 1
[2768-1] für Längen- und Winkelmaße und im Teil 2 [2768-2] für Form und Lage
(Richtung, Ort und Lauf) für spanend bearbeitete Bauteile definiert. Für Schweißteile
sind die Allgemeintoleranzen in der DIN EN ISO 13920 [13920] festgelegt.
Mit dem Hinweis ISO 2768 und der Angabe der Toleranzklasse neben oder im
Schriftfeld gelten diese Toleranzen für alle Größenmaße, Abstände und Form-,
Richtungs-, Orts- und Laufabweichungen, die nicht weiter in der Zeichnung toleriert sind.
Ausführlich sind diese und weitere Normen, das Ziel der Allgemeintoleranzen und deren
Konsequenzen in [Hen11, Nie12] beschrieben. An dieser Stelle soll hauptsächlich
darauf hingewiesen werden, dass nichttolerierte geometrische Eigenschaften damit
entsprechend werkstattüblicher Genauigkeit toleriert werden können, aber die Fertigung
und Prüfung die versteckten Angaben explizit nachsehen müssen. Speziell bringen
Angaben zu Allgemeintoleranzen auch Probleme bei der Ableitung automatisierter
Fertigungs- und Prüfpläne. Empfohlen wird deshalb, funktionsrelevante Eigenschaften
eindeutig ohne Allgemeintoleranzen zu spezifizieren. Für Nicht-Größenmaßelemente
führen die Allgemeintoleranzen aufgrund der Plus-Minus-Angaben zu den aufgezeigten
Mehrdeutigkeiten. Nur für Größenmaßelemente ohne zusätzliche Einschränkungen ist
die Anwendung der Allgemeintoleranzen zu empfehlen, da mit diesen keine
Abhängigkeiten zwischen den geometrischen Eigenschaften eingeschränkt werden
können.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
107
5.7 Tolerierung von Abhängigkeiten der geometrischen
Eigenschaften
5.7.1 Zusammenhang
Standardmäßig gilt im GPS-System das Unabhängigkeitsprinzip (siehe Kapitel 3.3). Im
funktionalen Zusammenwirken mehrerer Bauteile stellt es nicht immer die
funktionsgerechte Spezifikation dar. Deshalb wurden weitere Möglichkeiten definiert, die
z. B. das Paaren von Bohrungen und Wellen oder Stiften eindeutig beschreiben. Es
werden im Folgenden die Hüllbedingung und die Maximum-/Minimum-Material-
Bedingungen erläutert, die Abhängigkeiten zwischen den Dimensionen eines
Geometrieelementes und dessen Form-, Orts- und Richtungseigenschaften darstellen.
Bild 78: Abhängige Tolerierungsmöglichkeiten
Bild 78 stellt dar, dass die Hüllbedingung als abhängige Größenmaßtolerierung und
Maximum- und Minimum-Material-Bedingungen als abhängige Form-, Richtungs- und
Ortstoleranzen gekennzeichnet werden und entsprechend an der Größenmaßtoleranz
oder im Toleranzrahmen eingetragen werden.
5.7.2 Hüllbedingung
Die Hüllbedingung stellt sicher, dass Wellen und Bohrungen miteinander gepaart
werden können. Mit der Eintragung des Symbols hinter dem Größenmaß gilt für das
Größenmaßelement ein Zusammenhang zwischen dem Größenmaß und der Form des
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
108
Größenmaßelementes. Die Hüllbedingung und die Eintragung ist in der DIN EN ISO
14405-1 [14405-1] definiert als: „gleichzeitige Verwendung einer Kombination aus dem
Zweipunktmaß als Spezifikationsoperator, angewendet auf die
Minimummaterialbedingung der Maßtoleranz, und entweder dem kleinsten
umschriebenen Maß oder dem größten einbeschriebenen Maß als
Spezifikationsoperator, angewendet auf die Maximummaterialbedingung der
Maßtoleranz."
Tabelle 25: Gegenüberstellung der Hüllbedingung für Innen- und Außenzylinder
Größter einbeschriebener Zylinder
mit einem Durchmesser 9,9 mm
darf nicht unterschritten werden
Kleinster umschriebener Zylinder
mit einem Durchmesser 10,1 mm
darf nicht überschritten werden
Zweipunktmaß d von 10,1 mm darf
nicht überschritten werden
Zweipunktmaß d von 9,9 mm darf
nicht unterschritten werden
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
109
Tabelle 25 stellt die Tolerierung der Hüllbedingung mit den entsprechenden
Größenmaßmerkmalen und Toleranzgrenzen gegenüber. Die Definition entspricht dem
Taylorschen Grundsatz [1938]. Das Minimummaterialmaß bezeichnet die
Toleranzgrenze, bei der das Größenmaßelement am wenigsten Material einnimmt. Bei
einem Innenzylinder entspricht das dem größten zulässigen Leervolumen und bei einem
Außenzylinder dem kleinsten zulässigen Zylinder, entsprechend der vorgegebenen
Toleranz. Das Maximummaterialmaß kennzeichnet die zweite Toleranzgrenze
entsprechend der maximalen Ausdehnung.
Die Eintragung der Hüllbedingung mit dem Symbol erfolgt, wie in Tabelle 25 gezeigt,
entweder direkt hinter der Größenmaßtoleranz oder für die gesamte Zeichnung mit dem
Hinweis „Maße nach ISO 14405 " in der Nähe des Schriftfeldes der Zeichnung.
Bild 79: Ersatz des Symbols für die Hüllbedingung
Die Bedeutung von kann gleichbedeutend mit der Eintragung des Zweipunktmaßes
und dem größten einbeschriebenen oder kleinsten umschriebenen Maß (Bild 79 ) für ein
Größenmaßelement ersetzt werden. Auch bei der Maximum-/Minimum-Material-
Bedingung wird eine Abhängigkeit zwischen den Größenmaßtoleranzen und den Form-,
Orts- und Richtungstoleranzen erzeugt.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
110
5.7.3 Maximum-/Minimum-Material-Bedingungen
Maximum-Material-Bedingung (MMR), Minimum-Material-Bedingung (LMR) und
Reziprozitätsbedingung (RPR) sind in der DIN EN ISO 2692 [2692] definiert. Die MMR
beschreibt die Kombination zweier unabhängiger Toleranzanforderungen in einer
gemeinsamen Anforderung für die Paarungsfunktion [2692]. Diese Bedingung darf nur
angewendet werden, wenn es sich um reines Fügen handelt. Bei kinematischen Ketten
und für Geometrieelemente, die Kräfte übertragen müssen, darf diese Bedingung nicht
angewendet werden.
Wird für ein Bauteil eine Mindestwandstärke gefordert, dann kann die Minimum-Material-
Bedingung eingesetzt werden. Zusätzlich zu MMR und LMR kann auch die RPR
angewendet werden, womit die Maßtoleranz überschritten werden darf.
Ziel der Maximum-Material-Bedingung ist die Erweiterung der Form-, Richtungs- oder
Ortstoleranz bei Nichtausnutzung der Maßtoleranz am wirklichen Größenmaßelement,
ohne die Paarung mit dem Gegenstück zu beeinflussen. Soll diese Regel gelten, dann
wird hinter der Weite der Toleranzzone im Toleranzrahmen das Symbol eingetragen.
Die Anwendung ist begrenzt auf die Verbindung des Maßes eines
Größenmaßelementes zur Form-, Richtungs- oder Ortstoleranz des abgeleiteten
Geometrieelementes dieses Größenmaßelementes. Die Maximum-Material-Bedingung
kann für tolerierte Elemente oder Bezüge angewendet werden. Für den Bezug wird das
Symbol hinter dem Bezugsbuchstaben im Toleranzrahmen eingetragen.
Die Minimum-Material-Bedingung wird eingesetzt, wenn eine Mindestwandstärke
gefordert ist oder sichergestellt werden soll, dass für eine Weiterbearbeitung des
Bauteils ausreichend Material am Bauteil, z. B. nach dem Gießen, verfügbar ist. LMR
bezieht sich auf das Maß eines Größenmaßelementes und a uf die Form des
Größenmaßelementes sowie den Ort seines abgeleiteten Geometrieelementes. Die
Eintragung der Minimum-Material-Bedingung erfolgt mit dem Symbol entweder hinter
dem tolerierten Element oder am Bezugsbuchstaben im Toleranzrahmen.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
111
Die Reziprozitätsbedingung ist nur für das tolerierte Element anwendbar und nutzt die
Toleranzgrenzen noch weiter aus. Eingetragen wird diese Bedingung mit dem Symbol R
(im Kreis) hinter dem Symbol oder .
Für das Verständnis der Wirkung der Maximum-Material-Bedingung, Minimum-Material-
Bedingung und Reziprozitätsbedingung sind in der DIN EN ISO 2696 [2692] weitere
Begriffe und Regeln festgelegt, die im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter ausgeführt
werden sollen.
Zur vollständigen Spezifikation geometrischer Eigenschaften werden abschließend die
Festlegungen zur Spezifikation der Oberflächenbeschaffenheit aufgezeigt.
5.8 Oberflächenbeschaffenheit
5.8.1 Überblick
Die Rauheit und Welligkeit einer Oberfläche werden entsprechend Bild 47 als
Gestaltabweichungen eines Geometrieelementes betrachtet, die der Formabweichung
überlagert sind. Gleiten, Rollen, Haften, Dichten und weitere Funktionsfälle werden sehr
stark von der Oberflächenbeschaffenheit beeinflusst, weshalb eine große Anzahl an
Kenngrößen und Festlegungen entwickelt wurde.
Die Rauheit der Oberfläche wurde viele Jahre ausschließlich am Profil definiert [4287,
4288]. Seit der Veröffentlichung der DIN EN ISO 25178 Teil 2 [25178-2] im Jahr 2012
sind diese Festlegungen und Kenngrößen für die 3D-Oberflächenspezifikation erweitert
worden.
Oberflächenunvollkommenheiten, definiert in der DIN EN ISO 8785 [8785], sind
unbeabsichtigte oder zufällige Elemente auf einer Oberfläche, die durch Lagerung,
Herstellung oder Benutzung des Bauteils entstanden sind und getrennt von der heute
definierten Rauheit und Welligkeit einer Oberfläche betrachtet werden.
Zusätzlich wird der Begriff Oberflächentextur als „wiederho lte oder zufällige Abweichung
von der geometrischen Oberfläche in dreidimensionaler Topographie der Oberfläche"
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
112
definiert [8785]. Als Anmerkung wird dazu aufgeführt, dass die Oberflächentextur die
Rauheit, Welligkeit, den Oberflächencharakter, Oberflächenunvollkommenheiten und
Formabweichungen in einem Teilbereich der Oberfläche beinhaltet.
5.8.2 Oberflächenunvollkommenheiten
Oberflächenunvollkommenheiten können, aber müssen nicht die Funktion einer
Oberfläche beeinflussen [8785]. Deshalb ist es notwendig, die Anzahl und Art der
zulässigen Unvollkommenheiten festzulegen. Die Merkmale und Kenngrößen der
Oberflächenunvollkommenheiten werden mit dem Symbol SIM und einem Index
gekennzeichnet (Tabelle 27). Eine beispielhafte Begrenzung der
Oberflächenunvollkommenheiten veranschaulicht Bild 80.
Bild 80: Beispiele für die Kennzeichnung der Oberflächenunvollkommenheiten [Nie12]
Die Unvollkommenheiten sind zu einer Bezugsoberfläche definiert, die durch die
höchste Spitze der Oberfläche verläuft und äquidistant zur berechneten Gaußoberfläche
(siehe Kapitel 5.8.3) liegt [8785]. Die Größe der Bezugsfläche ist abhängig von der
Ausdehnung der Oberflächenunvollkommenheit. Speziell kann die Anzahl der
Oberflächenunvollkommenheiten zu einer Auswertefläche A festgelegt werden, die den
Bereich für die Auswertung begrenzt.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
113
Tabelle 26: Merkmale und Kenngrößen der Oberflächenunvollkommenheiten [8785]
Benennung der Eigenschaften
der
Oberflächenunvollkommenheit
Größtes Maß, gemessen parallel zur
Bezugsoberfläche
Größtes Maß gemessen senkrecht
zur Länge und parallel zur
Bezugsoberfläche
Größte Tiefe, gemessen von und
senkrecht zur Bezugsoberfläche
Abstand zwischen der
Bezugsoberfläche und dem tiefsten
Punkt, gemessen von und senkrecht
zur Bezugsoberfläche
Größte Höhe, gemessen von und
senkrecht zur Bezugsoberfläche
Abstand zwischen der
Bezugsoberfläche und dem
höchsten Punkt, gemessen von und
senkrecht zur Bezugsoberfläche
Fläche einer einzelnen
Oberflächenunvollkommenheit,
projiziert auf die Bezugsoberfläche
Fläche, die der Summe der
einzelnen Flächen innerhalb
vereinbarter Grenzen entspricht
Anzahl über die gesamte Fläche
innerhalb der vereinbarten Grenzen
Anzahl über eine festgelegte
Auswertefläche A
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
114
Es werden 31 verschiedene Oberflächenunvollkommenheiten unterschieden (Tabelle
27), die ausführlicher in der Norm DIN EN ISO 8785 [8785] beschrieben sind.
Tabelle 27: Arten von Oberflächenunvollkommenheiten [8785]
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
115
Oberflächenunvollkommenheiten spielen bei der Bewertung von Rauheit eine wichtige
Rolle. Riefen und Kratzer verfälschen die erfasste Oberfläche und führen zu unsicheren
Rauheitswerten. In der DIN EN ISO 4288 [4288] ist festgelegt, dass die
Unvollkommenheiten der Oberfläche nicht in die Bewertung der Rauheit einbezogen
werden dürfen.
5.8.3 Rauheit und Welligkeit eines Profils
Die Spezifikation der Rauheit und Welligkeit zur Eintragung in der technischen
Zeichnung ist in der Norm DIN EN ISO 1302 [1302] für das Profil festgelegt. Die Normen
DIN EN ISO 4287 [4287] und DIN EN ISO 4288 [4288] beinhalten die Definitionen der
Kenngrößen. Gekennzeichnet wird die Forderung an eine Oberfläche in der technischen
Zeichnung mit dem Symbol in Tabelle 28.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
116
Tabelle 28: Symbole zur Eintragung der Rauheit
APA
(Any Process
Allowed)
Grundsymbol: Es darf nur dann allein benutzt
werden, wenn es „betrachtete Oberfläche" bedeutet
oder wenn seine Bedeutung durch eine zusätzliche
Angabe erklärt wird.
MRR
(Material
Removal
Required)
Erweitertes Symbol: Kennzeichnung für eine
materialabtragend bearbeitete Oberfläche ohne
nähere Angaben. Dieses Symbol darf nur dann allein
verwendet werden, wenn seine Bedeutung ist:
„Oberfläche, die materialabtragend bearbeitet werden
muss".
NMR
(No Material
Removed)
Erweitertes grafisches Symbol: Eine Oberfläche,
bei der eine materialabtragende Bearbeitung
unzulässig ist. Dieses Symbol kann auch in
Zeichnungen angewendet werden, die für einen
bestimmten Arbeitsvorgang angefertigt sind, um
deutlich zu machen, dass eine Oberfläche in dem
Zustand des vorhergehenden Arbeitsganges zu
belassen ist, unabhängig davon, ob dieser Zustand
durch materialabtragende Bearbeitung oder auf
andere Weise erreicht wurde.
Eine einzelne Anforderung an die Rauheit oder Welligkeit der Oberfläche wird unter dem
Symbol an der Position a (Bild 81) eingetragen. Mehrere Anforderungen stehen
untereinander. Über dem Symbol kann das Fertigungsverfahren oder z. B. die Art der
Beschichtung vorgeschrieben werden. Ist eine Bearbeitungszugabe notwendig, dann
steht diese Information vor dem Symbol.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
117
a eine einzelne Anforderung an die Oberflächenbeschaffenheit
a und b zwei oder mehr Anforderungen an die Oberflächenbeschaffenheit
c Fertigungsverfahren
d Oberflächenrillen und -ausrichtung
e Bearbeitungszugabe
Bild 81: Kennzeichnung der Anforderungen an die Oberfläche [1302]
An der inneren unteren Position des Symbols können zusätzliche Angaben zur Richtung
der Bearbeitung festgelegt werden. Diese als Oberflächenrillen bezeichneten
Möglichkeiten enthält Tabelle 29 .
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
118
Tabelle 29: Oberflächenrillen [1302]
Kenngrößen sind definiert an verschiedenen Profilen und Kurven sowie über bestimmte
Längen. Es wird unterschieden in Primärprofil (P-Profil), Welligkeitsprofil (W-Profil) und
Rauheitsprofil (R-Profil). Der Zusammenhang der Profile wird im Bild 82 gezeigt.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
119
Bild 82: Unterscheidung der Oberflächenprofile
Als Kurven sind die Amplitudendichtekurve und die Materialtraganteilskurve
beschrieben. Bezüglich der Länge wird unterschieden zwischen Einzelmessstrecke,
Messstrecke und Taststrecke. Tabelle 30 zeigt die R-Kenngrößen mit der Strecke, für
die sie definiert sind. In der DIN EN ISO 4287 werden P-, W- und R-Kenngrößen
entsprechend dem Profil, aus dem sie berechnet werden, definiert. Alle in der DIN EN
ISO 4287 [4287] definierten Kenngrößen sind für das P-, W- und R-Profil anwendbar.
Tabelle 30: Beispiele für Kenngrößen und zugehörige Strecken
Beispiele für R-Kenngrößen die davon abgeleitet sind
Rz, Ra, Rp, Rv, Rq, Rsk, Rku, Rsm
Standardmäßig wird nur die obere Toleranzgrenze der Kenngröße festgelegt. Die untere
Toleranzgrenze ist Null. Mit der Angabe U für „upper limit" als obere Grenze und L für
„lower limit" als untere Grenze können auch beide Grenzwerte verschieden von Null
festgelegt werden. Die Position des Buchstabens zeigt Bild 84 .
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
120
Für die Kenngrößen, die an der Einzelmessstrecke definiert sind, ist festgelegt, dass das
arithmetische Mittel aus fünf Einzelmessstrecken zur Bewertung berechnet wird. Diese
standardmäßige Festlegung ist durch den Abstand von zwei Leerzeichen zwischen der
Toleranzangabe (in µm) und der Kenngröße gekennzeichnet. Die Länge der
Einzelmessstrecke ist durch Festlegungen in der Norm DIN EN ISO 4288 [4288] einem
Rauheitsbereich zugeordnet. Dabei wird zwischen periodischen und aperiodischen
Oberflächen unterschieden (Bild 83).
Bild 83: Einzelmessstrecken für die Rauheit [nach 4288]
Die Länge der Einzelmessstrecke entspricht der Übertragungscharakteristik des Filters,
der zur Trennung der Rauheit von der Welligkeit benötigt wird. Sollen die
Standardfestlegungen nicht gelten, dann kann die Länge der Einzelmessstrecke, wie im
Bild 84 gezeigt, eingetragen werden und zusätzlich die Anzahl der auszuwertenden
Einzelmessstrecken festgelegt werden.
Standardmäßig gilt die 16%-Regel für die Auslegung der Toleranzgrenze, die besagt,
dass die Oberfläche angenommen wird, wenn nicht mehr als 16% der Werte außerhalb
der Grenze liegen. Mit dem Zusatz „max" wird diese Regel außer Kraft gesetzt und kein
Wert darf die Toleranzgrenze überschreiten.
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
121
Bild 84: Angabe der Anforderungen an die Oberflächenbeschaffenheit [1302]
Das Oberflächenprofilelement (Bild 85 ) bildet die Grundlage für die Definition und die
Berechnung der Oberflächenkenngrößen. Ausgehend von einer Mittellinie, die
entsprechend des auszuwertenden Profils unterschiedlich gebildet wird [4287], wird die
maximale Ausprägung als Spitze Zp (p für peak) und in entgegengesetzter Richtung als
Tal Zv (v für valley) ausgewählt. Beide zusammen ergeben die maximale Höhe des
Profils. Der Schnittpunkt mit der Mittellinie kennzeichnet die Breite des Profilelementes
Xs. Auf diese Weise werden Pt, Wt und Rt als größte Höhe des Profils über die
Messstrecke, Pz, Wz und Rz als größte Höhe innerhalb der Einzelmessstrecke usw.
definiert (siehe [4287]).
Bild 85: Oberflächenprofilelement [4287]
Die Verteilung der Amplituden im Profil wird durch die Amplitudendichtekurve
dargestellt. Aus einem gemessenen Rauheitsprofil wurden im Bild 86 die Verteilung der
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
122
Amplituden und die Materialtraganteilskurve berechnet, an denen weitere Kenngrößen
beschrieben sind.
Bild 86: Gemessenes Profil mit Amplitudendichte- und Materialtraganteilskurve
Die Spezifikation einer Rauheit zeigt beispielhaft Bild 87. Entsprechend dem Symbol
wird ein Materialabtrag durch das Verfahren Drehen gefordert. Die Kenngröße Rz soll
über fünf Einzelmessstrecken ausgewertet werden. Die obere Grenze ist mit 3,1 µm
festgelegt und die 16%-Regel gilt. Die Länge der Einzelmessstrecke beträgt 0,8 mm und
wurde aus der Tabelle im Bild 83 abgeleitet.
Bild 87: Beispiel für eine Oberflächenspezifikation
Spezielle Rauheitskenngrößen sind für Oberflächen mit plateauartigen
funktionsrelevanten Eigenschaften in der DIN EN ISO 13565 Teil 1 bis 3 [13565-1,
13565-2, 13565-3] und für Motifkenngrößen in der DIN EN ISO 12085 [12085]
festgelegt. Diese gelten ebenfalls nur für ein Oberflächenprofil.
5.8.4 Rauheit einer Fläche
Unzureichende Definitionsmöglichkeiten und die Entwicklung der
Oberflächenmesstechnik, insbesondere der optischen Messtechnik, haben dazu geführt,
dass im September 2012 die Norm DIN EN ISO 25178 Teil 2 Begriffe und
Oberflächenkenngrößen [25178-2] einer neuen Normenreihe zur flächenhaften
Oberflächenbeschaffenheit veröffentlicht wurde. In dieser Norm sind die Definitionen
und Parameter für die Ermittlung der Oberflächenbeschaffenheit durch flächenhafte
Verfahren festgelegt. Eine Vielzahl neuer Kenngrößen ist darin enthalten, die teilweise
Kapitel 5 Allgemeine GPS-Normen
123
aus den 2D-Kenngrößen und der räumlichen Materialtraganteilskurve abgeleitet wurden.
Es wird prinzipiell unterschieden in:
Höhen-/Amplitudenparameter
Räumliche Parameter
Hybridparameter
Funktionsbezogene Parameter des flächenhaften Materialanteils
Volumenparameter für leere und materialgefüllte Bereiche und
Strukturorientierte Parameter.
Der bei der 2D-Rauheit durch die Einzelmessstrecke oder Messstrecke festgelegte
Auswertebereich wird bei der flächenhaften Betrachtung durch den Filter bestimmt. Der
Auswertebereich ist quadratisch. Diese Regelungen enthält die DIN EN ISO 25178 Teil
3 [25178-3]. Die Spezifikation beinhaltet dafür die Angabe der Filterwerte.
Die Eintragung der Kenngrößen in der technischen Zeichnung oder am Modell soll in
der DIN EN ISO 25178 Teil 1 festgelegt werden, die zum heutigen Zeitpunkt jedoch nur
als nichtveröffentlichter Entwurf vorliegt. Geplant ist die Nutzung des gleichen Symbols
mit der Ergänzung eines A (areal) für Fläche über dem Symbol.
Bild 88: Vorschlag für die Kennzeichnung von 3D-Oberflächenparametern [25178-1]
In Anbetracht der Vielfalt der definierten Kenngrößen und Regeln wird an dieser Stelle
für weitere Informationen auf die Normenreihe DIN EN ISO 25178 ff. verwiesen.
Die Anwendung des GPS-Systems setzt die Kenntnisse der Grund-, Globalen- und
Allgemeinen GPS-Normen voraus, die auch im Rahmen dieser Arbeit dargestellt
wurden.
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
124
6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
geometrischer Eigenschaften mit dem GPS-System
6.1 Bisherige Ansätze
Für die Spezifikation geometrischer Eigenschaften zur Abbildung der funktionalen
Anforderungen existieren verschiedene Vorgehensweisen, wie die Regeln und
Festlegungen angewendet werden sollten. Eine Möglichkeit der Unterstützung des
Konstrukteurs bei der geometrischen Spezifikation von Funktionseigenschaften ist die
Zuordnung der Form-, Richtungs- und Ortstoleranzen zu verschiedenen
Geometrieelementen. In Form einer Matrix 1 für Kanten und Flächen (Bild 89) und einer
Matrix 2 für zentrale Elemente und Größenmaße (Bild 90) wurde an der TU Chemnitz
[Lei03] diese Vorgehensweise grafisch dargestellt.
Bild 89: Matrix 1 für Kanten und Flächen in Verbindung mit den Toleranzarten [Lei03]
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
125
Bild 90: Matrix 2 für Achsen und Mittelebenen sowie Körper in Verbindung mit den
Toleranzarten [Lei03]
Diese Art der Hilfestellung ist ein guter Ansatz, führt aber nicht zu einer systematischen
und vor allem vollständigen Spezifikation, da Oberflächenangaben und Dimensionen
nicht in Zusammenhang dazu betrachtet werden.
In Klein [Kle12] wird die Tolerierung über einen Fragenkatalog angeleitet. Folgende
Fragestellungen müssen beantwortet werden:
(1) „Welcher Tolerierungsgrundsatz soll gelten?
(2) Welche Norm der Allgemeintoleranzen ist anzuwenden?
(3) Welche sind die wesentlichen funktionswichtigen Elemente?
(4) Worauf kommt es bei den funktionswichtigen Elementen an?
(5) Welche Elemente sollten als Bezug gewählt werden?
(6) Welche Lagetoleranzen werden benötigt?
(7) Wie groß sind die Lagetoleranzen festzusetzten?
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
126
(8) Wo sind Einzeleintragungen von Formtoleranzen nötig?
(9) Wie groß sollen die Formtoleranzen sein?
(10) Kann eine Material-Bedingung ausgenutzt werden?"
Während der Tolerierung werden diese Fragen weiter untersetzt. Als Beispiel wird das
Thema Bezug für ein Element näher betrachtet. Folgende Fragen werden dafür
formuliert [Kle12]:
„Auf welche Elemente sollten die Lageabweichungen bezogen werden?
Auf welchem Element liegt das Bauteil bei der Fertigung auf?
Auf welchem Element liegt es bei der Prüfung auf?
Müssen die Bezugselemente selbst auch toleriert werden?"
In Henzold [Hen11] wird ebenfalls durch Listen die Richtungs- und Ortstolerierung, die
Formtolerierung und die Tolerierungsart abgefragt. Bei der Richtungs- und
Ortstolerierung muss entschieden werden:
Welche Geometrieelemente sind miteinander verbunden?
Ist die Allgemeintoleranz ausreichend? Wenn nein:
Ist ein Geometrieelement als Bezug festzulegen?
Sollte durch die Wahl der gemeinsamen Toleranzzone auf die Festlegung von
Bezugselementen verzichtet werden?
Sollten ein Bezugssystem bzw. Bezugsstellen festgelegt werden?
Welche Eigenschaften sind zu tolerieren?
Sind Abhängigkeiten zutreffend?
Welche Weite hat die Toleranzzone?
Bei der Formtolerierung muss entschieden werden:
Welche Eigenschaft ist zu tolerieren?
Ist die Hüllbedingung ausreichend, um die Formabweichungen einzuschränken?
Ist die Allgemeintoleranz ausreichend? Wenn nein:
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
127
Ist die Formabweichung durch eine Richtungs- oder Ortstoleranz bereits
ausreichend begrenzt? Wenn nein:
Wie groß ist die Formtoleranz?
Bezüglich der Tolerierungsart sind entscheidende Fragen:
Sind Passungen zu erfüllen?
Sind Maximum- oder Minimum-Material-Bedingungen anzuwenden?
Ist eine Gewichtsbegrenzung zu realisieren?
Welche Art der Funktion soll realisiert werden: Presspassung, Kinematiken,
Optik, elektrische Kontakte, Einschraub- oder Einstecklöcher?
Sind die Teile flexibel?
Darüber hinaus empfiehlt Henzold [Hen11], wie auch in der ASME Y14.5 [Y14.5]
festgelegt ist, abgeleitete Geometrieelemente von Größenmaßelementen mit
Positionstoleranzen und Nicht-Größenmaße mit Profilformtoleranzen zu begrenzen.
Interessant ist auch ein Ansatz von Zhang Heng [Heg12], der auf der Dekomposition
und Rekonstruktion von Baugruppen (assembly) und Bauteilen (part) aufbaut (Bild 91 )
und ausgehend von der Nenngeometrie die Komponenten (feature), Geoemtrieelemente
(surface, line, point) und Funktionseigenschaften (functional requirement FR) identifiziert
und toleriert.
Bild 91: Dekomposition und Rekonstruktion der Struktur und Funktionsanforderungen
[Heg12]
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
128
Die aus diesem Ansatz abgeleitete Spezifikation erfolgt über eine sogenannte
Wachstums-Entwicklungs-Theorie (growth design theory).
Leonard [Leo12] hat ebenfalls erkannt, dass eine Vorgehensweise zur geometrischen
Spezifikation notwendig ist, und stellt verschiedene Kriterien auf, die diese
Vorgehensweise mit den dafür festgelegten Regeln erfüllen muss:
Regelbasierte Spezifikationsalgorithmen: Können für jede Geometrie angewendet
werden.
Widerspruchsfrei: Jede beliebige Kombination von Eintragungen am Modell ist
sinnvoll.
Eineindeutig: Eine Toleranzeintragung hat eine Bedeutung.
Losgelöst: Alle geometrischen Eigenschaften sollten unabhängig voneinander
eingeschränkt werden können.
Einfach: Eine einfache Sprache, um Widersprüche zu vermeiden.
Vielfältig: Verschiedene Arten der geometrischen Eigenschaften sollten
aufgezeigt werden, um die unterschiedlichen Funktionen abbilden zu können.
Allgemeintoleranzen: Auch als Defaultfestlegungen bezeichnet, sollten sie eine
Spezifikation des gesamten Bauteils ermöglichen, so als wären alle
geometrischen Eigenschaften nicht funktionsrelevant.
Funktionsgerecht: Abweichungen, die am Modell toleriert werden, sollten die
Funktion bestmöglich darstellen.
Umgesetzt wurden diese Forderungen in einem sogenannten vereinfachten
geometrischen Toleranzmodell, wie in Bild 92 gezeigt. Die Grundlage ist die Partition
und Assoziation idealer Geometrieelemente am realen Bauteil und der Vergleich mit
einer Lehrenkonstruktion, abgeleitet aus den Toleranzen.
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
129
Vereinfachtes Toleranzmodell
Schritte der
Vorgehensweise
(a) Ziel
(b) Reales Bauteil
(i) Partition und Assoziation
(e) Lehrenkonstruktion
(c) Assoziiertes Bauteil
(f) Lehre mit allgemeinen
Orts- und
Richtungstoleranzen
(k) Partition
(g) Lehre für die Toleranz a
(d) Assoziation
(h) Lehre für die Toleranz b
(m) Verifikation
Bild 92 : Vereinfachtes geometrisches Toleranzmodell [Leo12] mit Auflistung der
einzelnen Schritte
Weiterführende Untersuchungen sind notwendig, um den Einsatz des vereinfachten
Toleranzmodells bewerten zu können.
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
130
Auf der Grundlage des GPS-Systems haben Per Bennich und Henrik Nielsen eine 8-
Punkte-Toleranzprozedur (IfGPS 8-point tolerancing procedure™ ) [Nie12 ] entwickelt .
Diese acht Schritte enthält die Tabelle 31.
Tabelle 31: IfGPS 8-point tolerance procedure ™ [Nie12]
IfGPS 8-point tolerancing procedure™
IfGPS 8-Punkte-Toleranzprozedur™
1. Establishment of datum systems
1. Bezugssystem festlegen
2. Tolerancing of features of size
2. Tolerierung der
Größenmaßelemente
3. Positioning of features with fixed tolerances
3. Eintragung der Toleranzen, die
durch das Bezugssystem in allen
Invarianzgraden gebunden sind
4. Eintragung der Toleranzen, bei
denen nicht alle Invarianzgrade durch
das Bezugssystem gebunden sind
5. Unrelated form tolerances
5. Formtoleranzen, die ohne Bindung
von Invarianzgraden durch eine
Beziehung zum Bezugssystem
eingetragen werden
6. Combination of tolerances
6. Abhängigkeiten von Toleranzen
7. Surface texture tolerances
7. Oberflächenbeschaffenheit
Diese Vorgehensweise wurde an einer Baugruppe, dargestellt im Bild 93, umgesetzt.
Zur funktionsgerechten Spezifikation ist es notwendig, die funktionsbestimmenden
Geometrieelemente zu identifizieren. Die Einzelteile im Bild 93 wurden dafür bezüglich
der funktionsentscheidenden Geometrieelemente gekennzeichnet; ein sinnvoller Ansatz,
um aus funktionsorientierter Sicht, die geometrischen Eigenschaften festzulegen
[Ebe12].
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
131
Bild 93 : Baugruppe mit Einzelteilen, an denen die Funktionsflächen gekennzeichnet sind
[Nie12]
In den technischen Zeichnungen für die Aufnahme (Bild 94) und die Welle (Bild 95 )
wurde die IfGPS 8-point tolerancing procedure™ für eine vollständige Spezifikation
umgesetzt.
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
132
Bild 94 : Vollständig tolerierte Welle [Nie12]
Die Spezifikation in den einzelnen Schritten entsprechend der 8 Punkte wird detailliert in
„The ISO Geometrical Product Specifications Handbook" [Nie12] hergeleitet.
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
133
Bild 95 : Vollständig tolerierte Aufnahme [Nie12]
Diese Zeichnungen spiegeln die derzeit im GPS-System vorhandenen Möglichkeiten der
funktionsgerechten Spezifikation wider.
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
134
6.2 Handlungsempfehlung
Entsprechend der Zielstellung, eine funktionsgerechte Spezifikation geometrischer
Eigenschaften von Bauteilen mit dem GPS-System festlegen zu können, wurde das im
Folgenden vorgestellte Spezifikationsmodell (Bild 96) abgeleitet. Die in den bisherigen
Ansätzen aufgezeigten Ideen wurden in diesen Schritten mit aufgenommen und
systematisiert.
Bild 96: Funktionsgerechtes geometrisches Spezifikationsmodell
Das Spezifikationsmodell definiert sechs Schritte, die vom Nennmodell ausgehen:
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
135
(I) Festlegungen am Nennmodell
1. Aufbau der Nenngestalt
2. Festlegung eines funktionsgerechten Bezugssystems und weiterer Bezüge
3. Festlegung der Nennwerte zum Bezugssystem und den weiteren Bezügen
(II) Festlegungen am Nicht-idealen Oberflächenmodell
4. Festlegung der Nebenbedingungen für Bezugselemente
5. Identifikation von Größenmaßelementen unter funktionalen Gesichtspunkten
mit Definition des Größenmaßes und dem Ort des Größenmaßelementes zum
Bezugssystem
6. Begrenzung der Nicht-Größenmaßelemente.
Ausgangsbasis der funktionsgerechten Spezifikation ist das Nennmodell mit den
Nennwerten für die Dimension des Bauteils. Neu bei der vorgestellten Vorgehensweise
ist, dass ein Bezugssystem bereits im Nennmodell mit festgelegt werden muss, um die
Nennwerte funktionsorientiert einzutragen. Das Bezugssystem legt z. B. die Schnittstelle
zu anderen Bauteilen fest und sollte rein auf Basis der Funktion ausgewählt werden.
Kontaktflächen, Führungselemente oder z. B. Fixierungselemente sollten als primärer,
sekundärer und tertiärer Bezug gekennzeichnet werden, wobei die verschiedenen
Funktionseigenschaften die Reihenfolge festlegen. Zusätzliche Bezüge können
ebenfalls definiert werden. Dafür bieten das Nennmodell und der Ansatz der
Dekomposition und Rekonstruktion eine gute Ausgangsbasis.
Der nächste Schritt erfordert die Visualisierung eines nicht-idealen Oberflächenmodells,
welches durch die Herstellung Abweichungen aufweisen wird. Abgeleitet aus den
Funktionsgrenzen sind diese Abweichungen durch Toleranzen einzuschränken. Mit der
Festlegung der Funktionsgrenzen bei der Spezifikation können alle Einschränkungen
dieser Grenzen, die durch die nachfolgenden Operationen am Bauteil entstehen,
abgeleitet werden, ohne die Funktion des Bauteils zu gefährden.
Die als Bezug definierten Geometrieelemente stellen Funktionselemente oder zur
Funktionsdefinition notwendige Elemente dar. Je nach Funktionsfall kann ggf. für die
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
136
Bezugselemente eine zusätzliche Einschränkung durch Rauheits- und/oder
Formtoleranzen nötig sein. Sollen z. B. Maximum-Material-Bedingungen gelten, kann
auch diese Festlegung getroffen werden. Die ggf. weiter einschränkenden
Nebenbedingungen für den sekundären und tertiären Bezug sind in diesem Schritt
einzutragen.
Im nächsten Schritt werden die Größenmaßelemente betrachtet und zuerst bezüglich
der zu erfüllenden Funktion bewertet. Werden diese Größenmaßelemente genutzt, um
das Paaren sicherzustellen, dann kann dafür die Hüllbedingung an gewendet werden,
die eine Abhängigkeit des Maßes zur Form- und Richtungsabweichung des
Größenmaßelementes festlegt. Anderenfalls gilt das Zweipunktmaß. Es können auch
weitere Einschränkungen entsprechend der DIN EN ISO 14405 Teil 1 oder bezüglich
der Form und Richtung des Größenmaßelementes vorgenommen werden. Wie das
Beispiel im Bild 97 verdeutlicht, können zwei gegenüberliegende parallele Flächen auch
als Nicht-Größenmaßelemente betrachtet werden, wenn keine Paarungsfunktion
gewährleistet werden muss.
Im fünften Schritt werden auch die noch nicht gebundenen Invarianzgrade der
Größenmaßelemente zum Bezugssystem begrenzt. Aus den Ausführungen zu den
heutigen Spezifikationsmöglichkeiten wird deutlich, dass Ortstoleranzen zu den
größtmöglichen Einschränkungen für ein Geometrieelement führen und deshalb für eine
vereinfachte Spezifikation die Übersichtlichkeit der technischen Zeichnung bestmöglich
erhalten. Mit der Festlegung einer Toleranzzone für die Positionstoleranz am
abgeleiteten Geometrieelement des Größenmaßelementes und einem TED, der dem
Nennwert aus dem Nennmodell entspricht, wird die Ortsabweichung des
Größenmaßelementes gegenüber dem Bezugssystem begrenzt.
Abschließend sind für alle weiteren Geometrieelemente, die den Nicht-
Größenmaßelementen entsprechen, die Zone der zulässigen Abweichungen und der
Ort dieser Zone gegenüber dem Bezugssystem einzuschränken. Wird dafür die
Profilformtolerierung angewendet, können auch Radien, Kanten und beliebige Formen
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
137
auf gleiche Weise toleriert werden. Die Nennwerte des Nennmodells werden wieder als
TED gekennzeichnet.
Müssen aus funktionellen Gründen spezielle Anforderungen an die Geometrieelemente
gestellt werden, dann können zusätzliche Einschränkungen durch Angaben zur
Oberflächenbeschaffenheit, Form-, Orts- oder Richtungstoleranzen eingetragen werden.
Diese Vorgehensweise ist in dem Spezifikationsmodell für die funktionsgerechte
geometrische Spezifikation (Bild 96) zusammengestellt. Bei den erweiterten
Möglichkeiten sind verschiedene Zusammenhänge zusätzlich zu beachten.
Richtungstoleranzen haben keinen Ort und sind deshalb nur zur Einschränkung von
Ortstoleranzen oder Größenmaßelementen zu verwenden. Für Lauftoleranzen sind nur
zentrale Linien als Bezug auswählbar. Gleiches gilt für die Symmetrietoleranz, wobei
sowohl zentrale Linien als auch Flächen als Bezug verwendet werden können.
Beispielhaft ist die funktionsgerechte Spezifikation im Bild 97 umgesetzt. Das
Bezugssystem, gebildet aus der Grundfläche und Seitenfläche gemeinsam mit einer
Bohrung, wird aus dieser Funktion des vereinfachten Hydraulikventils abgeleitet.
Profilform- und Positionstoleranzen sind gegenüber diesem Bezugssystem festgelegt.
Der Radius wurde ebenfalls mit einer Profilformtoleranz zu weiteren Bezügen
angegeben . Beispielhaft ist auch die Oberflächenbeschaffenheit weiter eingeschränkt.
Die farbig markierten Bezüge unterstützen die Veranschaulichung der Tolerierung.
Kapitel 6 Vorgehensweise zur funktionsgerechten Spezifikation
138
Bild 97 : Funktionsgerechte Tolerierung von Abständen und Größenmaßelementen in
einem Bezugssystem
Weiterführende Einschränkungen sind am Bauteil in Bild 97 nicht auszuschließen, aber
aus Gründen der Übersicht vernachlässigt. Die Komplexität ist eine derzeit ungelöste
Problematik des GPS-Systems.
Kapitel 7 Bewertung des GPS-Systems
139
7 Bewertung des GPS-Systems
Die Auseinandersetzung mit den Normen im GPS-System und der darüber hinaus
vorhandenen Literatur gestattet die Darstellung gegebener Defizite, um weiterführende
Forschungs- und Entwicklungsaufgaben für die Normungsgremien als auch die
Forschungseinrichtungen darzulegen.
Die Notwendigkeit, geometrische Eigenschaften von Bauteilen zu spezifizieren und
sicherzustellen, dass diese Eigenschaften hergestellt und nachgewiesen werden
können, erfordert ein einheitliches System, um vergleichbare Ergebnisse erzielen zu
können. Die Arbeit zeigt auf, dass umfangreiche Möglichkeiten vorhanden sind und
funktionsgerechte Spezifikationen damit erreicht werden können. Die Entwicklung von
Modellen und damit in Verbindung stehenden Geometrieelementen und Operationen ist
ein gelungener Ansatz für ein ganzheitliches System.
Als entscheidende Begrenzungen bezüglich der Anwendung und Akzeptanz dieses
GPS-Systems sind die umfangreichen Festlegungen in vielen verschiedenen Normen
herausgestellt, deren aktueller Stand entweder gar nicht bekannt oder aufgrund der
komplizierten Sprache nur schwer verständlich ist. Es existiert aktuell keine
Zusammenstellung, die die Inhalte aufbereitet und die Verknüpfungen der Normen
untereinander dokumentiert. Ansätze, die Matrix und die damit verbundenen Normen als
interaktives Modul zu gestalten, sind nicht in deutscher Sprache vorhanden und seit
dem Jahr 2006 unverändert [GPS06].
Speziell die GPS-Grundnormen befinden sich derzeit in einem großen
Wandlungsprozess, was zu häufigen Überschneidungen von Definitionen und
Festlegungen führt. Das GPS-System lebt jedoch von der Symbolik und Sprache, die
dafür festgelegt ist. Die Unbeständigkeit bei der Übersetzung der englischen Begriffe
führt zu Unklarheiten in den Normen. Selbst während der Erstellung dieser Arbeit
wurden neue Begriffe in den Normen festgelegt, die nicht alle integriert werden konnten.
Anlage 1 enthält deshalb eine Liste mit den Begriffen, wie sie in den ISO-Normen
festgelegt sind und übersetzt wurden.
Kapitel 7 Bewertung des GPS-Systems
140
In den Normen wird als weiterer entscheidender Nachteil nicht klar zwischen den
Funktionseigenschaften, den Herstellanforderungen und den Verifikationsverfahren
unterschieden. Das kann darin begründet sein, dass die Herstellung im
Dualitätsgedanken Spezifikation – Verifikation nicht enthalten ist. Für den
Konformitätsnachweis des Bauteils sind jedoch zwei Betrachtungsweisen nötig.
Einerseits werden in der Entwicklung und Einzelfertigung die Eigenschaften des Bauteils
direkt bewertet, aber andererseits werden in einer Serienfertigung aus
produktionstechnischer Sicht die Eigenschaften des Bauteils mit der Überwachung des
Herstellprozesses sichergestellt. Festlegungen zur Verifikation in der Spezifikation, wie
sie heute als Ergänzung zur DIN EN ISO 1101 entwickelt werden [Grö11], sind aus
diesem Grund nicht zu befürworten.
Der Ansatz, die möglichen Abweichungen eines Bauteils am nicht-idealen
Oberflächenmodell darzustellen, führt heute noch nicht zur beabsichtigten Verbesserung
der Spezifikation, weil die Vorstellung, wie das nicht-ideale Oberflächenmodell aussieht,
der Auslegung des Entwicklers überlassen wird. Aufgrund der fehlenden Betrachtung
des Herstellverfahrens ist eine Simulation schwer abzuleiten. Nur wenige
Forschungsarbeiten haben die Simulation des nicht-idealen Oberflächenmodells bisher
fokussiert. Unlängst veröffentlicht wurde ein Ansatz von Zhang [Zha12], der
Abweichungen mit der Monte Carlo Methode und anderen Werkzeugen simuliert.
Aus der Zuordnung der geometrischen Eigenschaften zu den Geometrieelementen wird
empfohlen, die Allgemeine GPS-Matrix zu überarbeiten, um die neu gewonnenen
Erkenntnisse zur Zuordnung der geometrischen Eigenschaften abzubilden. Es ist zu
untersuchen, inwieweit eine Unterteilung in Nicht-Größenmaßelemente und
Größenmaßelemente als Grundlage festgelegt werden könnte, da z. B. das Größenmaß
nur für Größenmaßelemente angewendet wird. Prinzipiell sollten zum jetzigen Zeitpunkt
Größenmaß, Oberflächenbeschaffenheit, Form, Richtung, Ort und Lauf als
geometrische Eigenschaften ausreichen. Bezüge und der theoretisch genaue Abstand
sollten als übergeordnete Festlegungen beschrieben werden, weil sie dem Nennmodell
bereits zugeordnet werden können. Aus der Beschreibung, z. B. des Kettengliedes 3,
kann nicht klar abgeleitet werden, welche Normen eingegliedert werden müssen. Hier
Kapitel 7 Bewertung des GPS-Systems
141
sollte eindeutiger erläutert werden, was definiert werden soll. Somit würde sich auch die
Struktur der einzelnen Normen besser aufbauen lassen.
Für einzelne geometrische Eigenschaften fehlen noch umfassende Festlegungen zur
Spezifikation und Verifikation, die über die dargestellten Ansätze hinausgehen.
Besonders für Kanten und Radien sind Spezifikationsmöglichkeiten für die funktionalen
Anforderungen zu definieren [Die12/1, Grö12/1].
Die schon umfangreich im GPS-System beschriebenen Defaultfestlegungen sollten
weiter ausgeführt werden, um die Vereinfachung der Spezifikation zu unterstützen.
Derzeit sind noch nicht für alle Spezifikations- und Verifikationsoperatoren Defaults
festgelegt. Zudem fehlt auch eine Zusammenstellung, was heute bereits als Default
wofür festgelegt ist. In den Defaultfestlegungen sollten auch die Allgemeintoleranzen
integriert werden, die entsprechend den aktuellen Normen und der Unterscheidung in
Größenmaß und Abstände überarbeitet werden müssen.
Ein Modell zur Spezifikation der Anforderungen aus Sicht der Herstellung ist derzeit
nicht definiert. Ansätze, die funktionale Spezifikation in eine fertigungsbasierte
Spezifikation zu übertragen, sind Gegenstand aktueller Forschung [Ans12, Cau12].
Wie im Kapitel 4.7 aufgezeigt, entstehen bereits in der Spezifikationsphase
Mehrdeutigkeiten und Unsicherheiten, die einen größeren Einfluss auf die
Funktionsfähigkeit eines Bauteils haben können. Derzeit existieren jedoch noch keine
Methoden, diese Mehrdeutigkeiten zu bewerten oder anzugeben. Diese Thematik wird
auch von Whitehouse [Whi12] aufgegriffen. Die Interaktion der Anforderungen an die
Funktions-, Spezifikations- und Verifikationsoperatoren ist im Bild 98 dargestellt.
Kapitel 7 Bewertung des GPS-Systems
142
Bild 98: Funktions- und Fertigungsverknüpfung [Whi12]
Mit dem Maturity Model wird ebenfalls die Thematik der Bewertung von Spezifikations-
und Verifikationsoperator aufgegriffen [Wec12/1].
Die Arbeit hat den Aspekt der funktionsgerechten Spezifikation umfangreich aufgezeigt.
Welche aktuellen Festlegungen zur Verifikation definiert sind, sollte ebenso
aufgearbeitet werden, um die neuen Ansätze und Messverfahren zu verbinden.
Kapitel 8 Zusammenfassung
143
8 Zusammenfassung
Im System der Geometrischen Produktspezifikation und Verifikation sind die
Festlegungen und Regeln zur Erstellung Technischer Produktspezifikationen und dem
Nachweis der Konformität des Bauteils gegenüber dieser Spezifikation definiert. Das
System basiert auf internationalen Normen, die die Grundlage einheitlichen und
weltweiten Handels bilden.
Der Ausgangspunkt des GPS-Systems ist eine Normenhierarchie, die Globale GPS-
Normen, GPS-Grundnormen, Allgemeine GPS-Normen und Ergänzende GPS-Normen
unterteilt. Aufbauend auf dem Normensystem wurden die Inhalte der Normen in den
einzelnen Kapiteln dargestellt. Grundlegende Regeln, wie z. B. das
Unabhängigkeitsprinzip, das Dualitätsprinzip oder die Defaultfestlegungen wurden
erläutert.
Mit Modellen, Geometrieelementen und Operationen werden Spezifikationsoperatoren
und Verifikationsoperatoren beschrieben, die die Mehrdeutigkeit und Unsicherheiten bei
der Spezifikation reduzieren. Entscheidend für die Spezifikation geometrischer
Eigenschaften sind die Betrachtung des Nennmodells mit den idealgeometrischen
Eigenschaften und die Betrachtung des nicht-idealen Oberflächenmodells mit der
Darstellung von Abweichungen, die aufgrund nicht-idealer Herstellprozesse entstehen.
Verschiedene Arten von Geometrieelementen und deren Invarianzgrade, die durch die
Spezifikation zusätzlich eingeschränkt werden müssen, wurden dargestellt.
Mehrdeutigkeiten spiegeln den Grad der Umsetzung der Funktionsanforderungen in
einer Spezifikation wider. Unsicherheiten zeigen auf, ob eindeutig spezifiziert wird und
wie gut der Nachweis mit der Spezifikation übereinstimmt. Für Messunsicherheiten ist
diese Vorgehensweise mit dem GUM bereits seit mehreren Jahren etabliert.
Die funktionsgerechte Spezifikation geometrischer Eigenschaften bildet den
Hauptbetrachtungsgegenstand der Arbeit. Dafür wurden die in den Allgemeinen GPS-
Normen dargestellten Regeln und Festlegungen aufgezeigt. Aufbauend auf den
geometrischen Eigenschaften, die den Geometrieelementen zugeordnet wurden, wird
Kapitel 8 Zusammenfassung
144
zwischen Nicht-Größenmaßelementen und Größenmaßelementen unterschieden. Für
Größenmaßelemente, wie z. B. Zylinder oder zwei parallele gegenüberliegende Flächen
eines Prismas werden neben dem ISO-Toleranzsystem die umfangreichen
Möglichkeiten der Spezifikation des Größenmaßes erklärt.
Nicht-Größenmaßelemente, z. B. Linien, Ebenen oder Radien, sollten zukünftig mit
Ortstoleranzen und nicht mit der Plus-Minus-Tolerierung begrenzt werden, wie in der
Problemstellung an verschiedenen Beispielen aufgezeigt wurde. Es konnte abgeleitet
werden, dass mit Ortstoleranzen und theoretisch genauen Abständen die Begrenzung
der Nicht-Größenmaßelemente eindeutiger und einfacher erfolgen kann. Somit kann
auch der Ort der Größenmaßelemente, über deren abgeleitete zentrale
Geometrieelemente, eindeutig gegenüber einem Bezugssystem, das aus funktionaler
Sicht am Bauteil definiert wird, begrenzt werden.
Aus den erarbeiteten Spezifikationsmöglichkeiten und den bisher in der Literatur
vorhandenen Ansätzen wurde folglich ein funktionsgerechtes Spezifikationsmodell
entwickelt, das auf dem Nennmodell und dem nicht-idealen Oberflächenmodell aufbaut.
In sechs Schritten werden die geometrischen Eigenschaften eines Bauteils betrachtet
und spezifiziert. Ausgehend von der Modellebene wurden eine Bauteilebene, eine
Elementebene und erweiterte Elementebenen definiert, die die grundlegenden
Spezifikationsanforderungen beinhalten. Dieses System kann aufgrund der Verknüpfung
des Nennmodells mit dem nicht-idealen Oberflächenmodell als Basis für eine
rechnerunterstütze Spezifikation genutzt werden.
Abschließend erfolgte die Bewertung des Systems der Geometrischen
Produktspezifikation und Verifikation. Besonders kritisch ist die Unübersichtlichkeit und
Komplexität des GPS-Systems herausgestellt worden. Darüber hinaus konnten
verschiedene Ansätze aufgezeigt werden, diese Defizite zukünftig zu beseitigen.
Kapitel 9 Verzeichnisse
145
9 Verzeichnisse
9.1 Literaturverzeichnis
9.1.1 Normen
DIN EN ISO 1:2002-10, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Referenztemperatur für geometrische Produktspezifikation und -prüfung
(ISO 1:2002)
ISO 129:2004-09, Technical drawings - Indication of dimensions and
tolerances - Part 1: General principles
DIN EN ISO 286-1:2010-11, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
ISO- Toleranzsystem für Längenmaße - Teil 1: Grundlagen für Toleranzen,
Abmaße und Passungen (ISO 286-1:2010)
DIN EN ISO 286-2:2010-11, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
ISO- Toleranzsystem für Längenmaße - Teil 2: Tabellen der
Grundtoleranzgrade und Grenzabmaße für Bohrungen und Wellen (ISO
286-2:2010)
DIN 406-11:1992-12, Technische Zeichnungen - Maßeintragung Teil 11:
Grundlagen der Anwendung
DIN 406-12:1992-12, Technische Zeichnungen - Maßeintragung Teil 12:
Eintragung von Toleranzen für Längen- und Winkelmaßen
DIN 820-1:2009-05, Normungsarbeit - Teil 1: Grundsätze
DIN 820-15:2010-07, Normungsarbeit - Teil 15: Übernahme internationaler
Dokumente von ISO und IEC - Gestaltung der Dokumente
DIN EN ISO (E) 1101:2012-08, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Geometrische Tolerierung - Tolerierung von Form, Richtung, Ort und Lauf
DIN EN ISO 1101:2008-08, Geometrische Produktspezifikation (GPS) –
Geometrische Tolerierung – Tolerierung von Form, Richtung, Ort und Lauf
(ISO 1101:2004)
DIN EN ISO 1302:2002-06, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Angabe der Oberflächenbeschaffenheit in der technischen
Produktdokumentation (ISO 1302:2002)
ISO/R 1938:1971-04, ISO-System für Toleranzen und Passungen; Prüfung
einfacher Werkstücke
DIN EN ISO 2692:2007-04, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Form- und Lagetolerierung - Maximum-Material-Bedingung (MMR),
Minimum-Material-Bedingung (LMR) und Reziprozitätsbedingung (RPR)
(ISO 2692:2006)
Kapitel 9 Verzeichnisse
146
DIN ISO 2768-1:1991-06, Allgemeintoleranzen; Toleranzen für Längen-
und Winkelmaße ohne einzelne Toleranzeintragung; Identisch mit ISO
2768-1:1989
DIN ISO 2768-2:1991-04, Allgemeintoleranzen; Toleranzen für Form und
Lage ohne einzelne Toleranzeintragung; Identisch mit ISO 2768-2:1989
DIN EN ISO 4287:2010-07, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Oberflächenbeschaffenheit: Tastschnittverfahren - Benennungen,
Definitionen und Kenngrößen der Oberflächenbeschaffenheit (ISO
4287:1997 + Cor 1:1998 + Cor 2:2005 + Amd 1:2009)
DIN EN ISO 4288:1998-04, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Oberflächenbeschaffenheit: Tastschnittverfahren - Regeln und Verfahren
für die Beurteilung der Oberflächenbeschaffenheit (ISO 4288:1996)
DIN 4760: 1982-06: Gestaltabweichungen; Begriffe, Ordnungssystem
DIN EN ISO 5458:1999-02, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Form- und Lagetolerierung - Positionstolerierung (ISO 5458:1998)
DIN EN ISO 5459:2011-12, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Geometrische Tolerierung - Bezüge und Bezugssysteme (ISO 5459:2011)
DIN EN ISO 8015:2011-09, Geometrische Produktspezifikation (GPS) –
Grundlagen – Konzepte, Prinzipien und Regeln (ISO 8015:2011)
DIN EN ISO 8785:1999-10, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Oberflächenunvollkommenheiten - Begriffe, Definitionen und Kenngrößen
(ISO 8785:1998)
DIN EN ISO 12085:1998-05, Geometrische Produktspezifikationen (GPS) -
Oberflächenbeschaffenheit: Tastschnittverfahren - Motifkenngrößen (ISO
12085:1996)
DIN EN ISO 12180-1:2011-07, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Zylindrizität - Teil 1: Begriffe und Kenngrößen der Zylinderform (ISO 12180-
1:2011)
DIN EN ISO 12181-1:2011-07, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Rundheit - Teil 1: Begriffe und Kenngrößen der Rundheit (ISO 12181-
1:2011)
DIN EN ISO 12780-1:2011-07, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Geradheit - Teil 1: Begriffe und Kenngrößen der Geradheit (ISO 12780-
1:2011)
DIN EN ISO 12781-1:2011-07, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Ebenheit - Teil 1: Begriffe und Kenngrößen der Ebenheit (ISO 12781-
1:2011)
DIN V 13005:1999-06, Leitfaden zur Angabe der Unsicherheit beim
Messen
Kapitel 9 Verzeichnisse
147
DIN EN ISO 13565-1:1998-04, Geometrische Produktspezifikationen
(GPS) - Oberflächenbeschaffenheit: Tastschnittverfahren - Oberflächen mit
plateauartigen funktionsrelevanten Eigenschaften - Teil 1: Filterung und
allgemeine Meßbedingungen (ISO 13565-1:1996)
DIN EN ISO 13565-2:1998-04, Geometrische Produktspezifikationen
(GPS) - Oberflächenbeschaffenheit: Tastschnittverfahren - Oberflächen mit
plateauartigen funktionsrelevanten Eigenschaften - Teil 2: Beschreibung
der Höhe mittels linearer Darstellung der Materialanteilkurve (ISO 13565-
2:1996)
DIN EN ISO 13565-3:2000-08, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Oberflächenbeschaffenheit: Tastschnittverfahren; Oberflächen mit
plateauartigen funktionsrelevanten Eigenschaften - Teil 3: Beschreibung
der Höhe von Oberflächen mit der Wahrscheinlichkeitsdichtekurve (ISO
13565-3:1998)
DIN EN ISO 13920:1996-11, Schweißen - Allgemeintoleranzen für
Schweißkonstruktionen - Längen- und Winkelmaße; Form und Lage (ISO
13920:1996)
DIN EN ISO 14253-1:1999-03, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Prüfung von Werkstücken und Meßgeräten durch Messen Teil 1:
Entscheidungsregeln für die Feststellung von Übereinstimmung oder
Nichtübereinstimmung mit Spezifikationen (ISO 14253:1998)
DIN EN ISO 14405-1:2011-04, Geometrische Produktspezifikation (GPS) –
Dimensionelle Tolerierung – Teil 1: Längenmaße (ISO 14405-1:2010)
DIN EN ISO 14405-2:2012-03, Geometrische Produktspezifikation (GPS) –
Dimensionelle Tolerierung – Teil 2: Andere als lineare Maße (ISO 14405-
2:2011)
DIN EN ISO 14406:2011-04, Geometrische Produktspezifikation (GPS) –
Erfassung (ISO 14406:2010)
ISO/TR 14638:1995-12, Geometrical product specification (GPS) -
Masterplan
DIN EN ISO 14660-1:1999-11, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Geometrieelemente - Teil 1: Grundbegriffe und Definitionen (ISO 14660-
1:1999)
DIN EN ISO 14660-2:1999-11, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Geometrieelemente - Teil 2: Erfaßte mittlere Linie eines Zylinders und
eines Kegels, erfaßte mittlere Fläche, örtliches Maß eines erfaßten
Geometrieelementes (ISO 14660-2:1999)
ISO 16610 ff.:2012, Geometrical product specifications (GPS) - Filtration
DIN EN ISO 16610-1:2012-10, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Filterung - Teil 1: Überblick und grundlegende Konzepte (ISO/DIS 16610-
1:2012)
Kapitel 9 Verzeichnisse
148
ISO (E) 17450-2:2012-10, Geometrical product specifications (GPS) —
General concepts — Part 2: Basic tenets, specifications, operators,
uncertainties and ambiguities
DIN EN ISO 17450-1:2012-04, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Grundlagen - Teil 1: Modell für die geometrische Spezifikation und Prüfung
(ISO 17450-1:2011)
DIN EN ISO (E) 17450-2:2009-07, Geometrische Produktspezifikation und
-prüfung (GPS) – Allgemeine Begriffe – Teil 2: Grundlegende Lehrsätze,
Spezifikationen, Operatoren und Unsicherheiten (ISO/DIS 17450-2:2009)
DIN EN ISO 22432:2012-03, Geometrische Produktspezifikation (GPS) –
Zur Spezifikation und Prüfung benutzte Geometrieelemente (ISO
22432:2011)
ISO/TR 23605:2009-12, Technical product specification (TPS) - Application
guidance - International model for national implementation
DIN EN ISO 25178-1:2013-02, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Oberflächenbeschaffenheit: Flächenhaft - Teil 1: Eintragung von
Oberflächenbeschaffenheit
DIN EN ISO 25178-2:2012-09, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Oberflächenbeschaffenheit: Flächenhaft - Teil 2: Begriffe und Oberflächen-
Kenngrößen (ISO 25178-2:2012)
DIN EN ISO 25178-3:2012-11, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Oberflächenbeschaffenheit: Flächenhaft - Teil 3: Spezifikationsoperatoren
(ISO 25178-3:2012)
DIN EN ISO 25378:2011-12, Geometrische Produktspezifikation (GPS) -
Merkmale und Bedingungen - Begriffe (ISO 25378:2011)
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Übersicht (ISO/TR 14638:1995)
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Tätigkeiten - Allgemeine Begriffe (ISO/IEC Guide 2:2004)
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Kapitel 9 Verzeichnisse
152
9.2 Abbildungsverzeichnis
Interaktion Funktion, Herstellung und Verifikation [nach ISOCD,
Wec12/1]….………………………………………………………………….
Darstellung der Geometrie…………………………………………………
3D-Modell mit Nennwerten………………………………………………...
Längentolerierung nach a) DIN 406 [406-12] und b) mit
Allgemeintoleranzen nach DIN EN ISO 2768 Teil 1 [2768-1] …………
Interpretation einer Stufentolerierung [Nie12]……………………………
Interpretation der Plus-Minus-Tolerierung eines Radius [Nie12]………
Interpretation der Plus-Minus-Tolerierung einer Kante [Nie12]………..
Interpretation der Position einer Bohrungsachse [Nie12]………………
Konsequenzen der Unabhängigkeit der Dimensionen …………………
Normenhierarchie im GPS-System……………………………………….
Normungsebenen mit Wirkungsbereich der Norm [Ney06]……………
GPS-Matrix Modell [32950]………………………………………………..
Normenhierarchie mit Zuordnung der Normennummer zu
den Normenarten [nach 8015 und Cha12]……………………………….
Beispiele für die Modellierung der Nenngestalt aus
Standardgeometrieelementen [Zha11, Nie12]…………………………...
Nennmodell und Nennmodell mit Nennwerten [Die12]………………….
Nicht-ideales Oberflächenmodell (Hautmodell)………………………….
Konzeptdiagramm für Operationen, Operatoren und Unsicherheiten
[17450-2(D)]………………………………………………………………….
Beispiele für GPS-Spezifikationselemente……………………………….
Eintragung eines abgewandelten GPS-Spezifikationsoperators
[8015]…………………………………………………………………………
Sechs Invarianzgrade eines Bauteils [Nie12]……………………………
Beispiele für das Größenmaß für lineare Größenmaßelemente
[Nie12]………………………………………………………………………..
Größenmaß für Winkel- und Kegelelemente [Nie12]……………………
Kapitel 9 Verzeichnisse
153
O-Ring zur Veranschaulichung des Begriffs „einparametrige Familie"
[22432]..
Eigenschaften idealer Geometrieelemente am Beispiel eines Torus
[17450-1, 22432]…………………………………………………………….
Beispiele für zentrale Punkte: a) Mittelpunkt zweier Punkte, b)
nominaler Mittelpunkt eines Kreises, c) berechneter Mittelpunkt eines
Kreises [22432]………………………………………………………………
Extrahierte zentrale Linie eines Zylinders [14660-2] ………….…………
Extrahierte zentrale Fläche [14660-2] …………………………………….
Versetzte Linie [22432]……………………………………………………..
Partition des Nennmodells………………………………………………….
Nicht-ideales Oberflächenmodell und Partition des nicht-idealen
Oberflächenmodells…………………………………………………………
Extraktion von Punkten an einem Geometrieelement des nicht-
idealen Oberflächenmodells……………………………………………….
Filterung eines Profils [17450-1] …………………………………………..
Assoziationskriterien am Kreis [nach 12181-1] ………………………….
Beispiel einer Assoziation am Zylinder [17450-1] ………………………..
Sammlung zweier idealer Zylinder [17450-1] …………………………….
Konstruktion einer Geraden durch den Schnitt zweier idealer Ebenen
[17450-1] ……………………………………………………………………..
Matrixstruktur der Definition der Geometrieelemente [14660-1] ……….
Beziehung der Definition der Geometrieelemente [14660-1] …………..
Vergleich zwischen der nominalen Konstruktion und der
Konstruktionsabsicht [17450-1] ……………………………………………
Parallele Spezifikations- und Verifikationsprozeduren [17450-1] ………
Zusammenhang zwischen Unsicherheiten und Operatoren
(Ausschnitt aus Bild 17) [17450-2(D)]……………………………………..
Spezifikationsunsicherheit vergrößert die Toleranzzone [nach Nie12]
Einschränkung der Konformitätszone durch die Messunsicherheit
beim Hersteller [nach Nie12]……………………………………………….
Kapitel 9 Verzeichnisse
154
Erweiterung der Konformitätszone durch die Messunsicherheit beim
Lieferanten [nach Nie12]……………………………………………………
Neue Unterteilung der geometrischen Eigenschaften………………….
Richtung und Ort eines Geometrieelementes zu einem Bezug [nach
Zha11]………………………………………………………………………...
Ordnungssystem für Gestaltabweichungen [4760]………………………
Unterscheidung von Größenmaß und Abstand………………………….
Spezifikation des Zweipunktmaßes……………………………………….
Mehrere Zweipunktmaße an einem Zylinder (di: Durchmesser; Ni, und
Mi: Messpunkte an der Stelle i) [nach Cha12]……………………………
Definition sphärisches Maß (Sød1-n: Kugeldurchmesser am Punkt P1-n )
[14405-1] ……………………………………………………………………..
Beispielhafte Darstellung des Querschnittsgrößenmaßes [14405-1] ….
Darstellung des Größenmaßes nach der Methode der kleinsten
Quadrate an einem Zylinder………………………………………………..
Darstellung des kleinsten umschriebenen Größenmaßes an einem
Zylinder……………………………………………………………………….
Darstellung des größten einbeschriebenen Größenmaßes an einem
Zylinder
Darstellung der verschiedenen Rangordnungsmaße für einen Zylinder
[14405-1] ……………………………………………………………………..
Einteilung der Rangordnungsmaße mit Kurzbeschreibung
entsprechend der Definitionen in DIN EN ISO 14405 Teil 1 [14405-1]..
Überblick über die in DIN EN ISO 14405 Teil 1 [14405-1] definierten
Größenmaße…………………………………………………………………
Ausschnitt aus der Tabelle der Grundtoleranzgrade [286-1] …………...
Toleranzsystem für Einheitsbohrung [nach 286-1] ………………………
Toleranzsystem für Einheitswelle [nach 286-1] ………………...………..
Einheitsbohrung und Einheitswelle mit alternativer Darstellung und
der Eintragung der Hüllbedingung…………………………………………
Toleranzrahmen mit der Beschreibung der fünf Felder…………………
Kennzeichnung des tolerierten Elementes [1101, 1101(E)]…………….
Kapitel 9 Verzeichnisse
155
Kennzeichnung der Tolerierung eines zentralen Elementes [1101,
1101(E)]………………………………………………………………………
Richtungsabhängigkeit der Toleranzzone: a) Zeichnungseintragung
[1101], b) Toleranzzonen…………………………………………………...
Für mehrere Geometrieelemente gilt: a) gleicher Wert b) gemeinsame
Zone [1101]…………………………………………………………………..
Bezug durch Zuordnung aus dem Bezugselement abgeleitet [nach
Nie12]…………………………………………………………………………
Zentrale Linien als Bezug, aus a) Hüllzylinder und b) Pferchzylinder
berechnet [nach Nie12]……………………………………………………..
Freiheitsgrade, gebunden durch die zentrale Linie eines Zylinders
[Nie12]………………………………………………………………………..
Drei-Ebenen-Bezugssystem [5459]…………………………………….…
Bezugsstellen [5459]………………………………………………………..
Radiustolerierung mit Profil einer beliebigen Fläche [Nie12]….………..
Begrenzung der Formabweichung mit der Richtungstoleranz am
Beispiel der Parallelität einer zentralen Linie zu einer Fläche: a)
Spezifikation [1101], b) Darstellung der Toleranzzone [Zha11]………..
Begrenzung der Form- und Richtungsabweichung durch die
Ortstolerierung: a) Spezifikation, b) Interpretation [Zha11]……………..
Radiustolerierung mit Bezugssystem [Nie12]…………………………….
Positionstolerierung eines abgeleiteten Geometrieelementes zu einer
Fläche [Nie12]……………………………………………………………….
Abhängige Tolerierungsmöglichkeiten……………………………………
Ersatz des Symbols für die Hüllbedingung……………………………….
Beispiele für die Kennzeichnung der Oberflächenunvollkommenheiten
[Nie12]………………………………………………………………………..
Kennzeichnung der Anforderungen an die Oberfläche [1302]…………
Unterscheidung der Oberflächenprofile…………………………………..
Einzelmessstrecken für die Rauheit [nach 288]…………. ……………...
Angabe der Anforderungen an die Oberflächenbeschaffenheit [1302]..
Oberflächenprofilelement [4287]…………………………………………..
Kapitel 9 Verzeichnisse
156
Gemessenes Profil mit Amplitudendichte- und
Materialtraganteilskurve…………………………………………………….
Beispiel für eine Oberflächenspezifikation……………………………….
Vorschlag für die Kennzeichnung von 3D-Oberflächenparametern
[25178-1] ……………………………………………………………………..
Matrix 1 für Kanten und Flächen in Verbindung mit den
Toleranzarten [Lei03]……………………………………………………….
Matrix 2 für Achsen und Mittelebenen sowie Körper in Verbindung
mit den Toleranzarten [Lei03]…………………………… .. ……………….
Dekomposition und Rekonstruktion der Struktur und
Funktionsanforderungen [Heg12]…………………………….. …...……...
Vereinfachtes geometrisches Toleranzmodell [Leo12] mit Auflistung
der einzelnen Schritte……………………………………………………….
Baugruppe mit Einzelteilen, an denen die Funktionsflächen
gekennzeichnet sind [Nie12]……………………………… .. ……………...
Vollständig tolerierte Welle [Nie12]………………………………………..
Vollständig tolerierte Aufnahme [Nie12]……………………..……………
Funktionsgerechtes geometrisches Spezifikationsmodell………………
Funktionsgerechte Tolerierung von Abständen und
Größenmaßelementen in einem Bezugssystem…………………………
Funktions- und Fertigungsverknüpfung [Whi12]…………………… .. …..
Kapitel 9 Verzeichnisse
157
9.3 Tabellenverzeichnis
Aufbau der Allgemeinen GPS-Matrix [32950]…………………….…
Bild der wirklichen Oberfläche und der Oberflächenmodelle [nach
22342] …………………………………………………………....
Übersicht der Definitionen der Spezifikationsoperatoren
und -operationen mit Verweis auf die Normenkapitel
[17450-2(D)]…………………………………...………………………...
Übersicht der Definitionen der Verifikationsoperatoren
(Prüfungsoperatoren) und –operationen mit Verweis auf die
Normenkapitel [17450-2(D)]………………………………………...…
Geometrieelemente, abgeleitet aus den verschiedenen
Oberflächenmodellen……………………………………………
Invarianzklassen, Typen und Situationselemente idealer
Geometrieelemente [17450-1] …………………………………..…….
Beispiele intrinsischer Merkmale [25378]……...………………….…
Situationselemente [17450-1, 22432]……………………………..….
Arten nominaler abgeleiteter Geometrieelemente [22432]………...
Geometrieelemente und mögliche Assoziationskriterien
[Kef12]……………………………………………………………….…...
Möglichkeiten der Einschränkung der freien Parameter eines
Geometrieelementes [nach 25378]…………………………………...
Allgemeine GPS-Matrix mit Kennzeichnung der Kettenglieder für
die Spezifikation [nach 32950]……………………………………...…
Modifikationssymbole für Größenmaße und deren Beschreibung
[14405-1] ………………………………………………………………...
Weitere Spezifikations-Modifikationssymbole und deren
Beschreibung [14405-1] ………………………………………….…….
Spezifikations-Modifikationssymbole für örtliche Maße
[14405-1] ………………………………………………………….……..
Kapitel 9 Verzeichnisse
158
Überblick über die Symbole zur Tolerierung der geometrischen
Eigenschaften in der Norm DIN EN ISO 1101 mit dem Abschnitt
im Dokument [1101] ………………………………………………..….
Zonen und deren grafische Darstellung [nach 1101]…………….…
Zusätzliche Symbole [1101]…………………………………………...
Neue Symbole in E DIN EN ISO 1101:2012 [1101(E)]……………..
Gegenüberstellung Bezugssystem und gemeinsamer Bezug
[5459]……………………………………………………………………..
Übersicht über Formtoleranzen mit Toleranzzonen…………….…..
Übersicht über Richtungstoleranzen und zugehörigen
Toleranzzonen……………………………………………………….….
Übersicht über Ortstoleranzen………………………………………...
Lauftoleranzen, Toleranzzonen und Anwendungsspektrum………
Gegenüberstellung der Hüllbedingung für Innen- und
Außenzylinder……………………………………………………………
Merkmale und Kenngrößen der Oberflächenunvollkommenheiten
[8785]……………………………………………………………………..
Arten von Oberflächenunvollkommenheiten [8785]…………………
Symbole zur Eintragung der Rauheit…………………………………
Oberflächenrillen [1302]………………………………………………..
Beispiele für Kenngrößen und zugehörige Strecken………..………
IfGPS 8-point tolerance procedure ™ [Nie12]……………………….
9.4 Anlagenverzeichnis
Anlage 1: Terminologietabelle NA 152-03-02 AA N 2169
... • different geometrical elements (cylinder, prism, sphere, freeform) acc. to [15] • surfaces facing up and down • different feature sizes • internal features (cooling channels or holes) with regard to removing excess powder • sufficient distance between features for access for 3D scanning • feasible and scalable for all AM processes • feature reduction where possible (3-5 feature variations per element) to reduce measurement time and cost. ...
Additive Manufacturing (AM) processes have the potential to produce near
Additive manufacturing processes have the potential to produce near-net shaped complex final parts in various industries such as aerospace, medicine, or automotive. Powder bed based and nozzle based processes like laser metal deposition (LMD), laser powder bed fusion (LPBF), and electron beam melting (EBM) are commercially available, but selecting the most suitable process for a specific application remains difficult and mainly depends on the individual know-how within a certain company. Factors such as the material used, part dimension, geometrical features, as well as tolerance requirements contribute to the overall manufacturing costs that need to be economically reasonable compared to conventional processes. Within this contribution, the quantitative analysis of basic geometrical features such as cylinders, thin walls, holes, and cooling channels of a special designed benchmark demonstrator manufactured by LMD; LPBF and EBM are presented to compare the geometrical accuracy within and between these processes to verify existing guidelines, connect the part quality to the process parameters, and demonstrate process-specific limitations. The fabricated specimens are investigated in a comprehensive manner with 3D laser scanning and CT scanning with regard to dimensional and geometrical accuracy of outer and inner features. The obtained results will be discussed and achievable as-built tolerances for assessed demonstrator parts will be classified according to general tolerance classes described [DIN ISO 2768-1, Allgemeintoleranzen—Teil 1: Toleranzen für Längen- und Winkelmaße ohne einzelne Toleranzeintragung (1991). Accessed 26 February 2018; DIN ISO 2768-2, Allgemeintoleranzen—Teil 2: Toleranzen für Form und Lage ohne einzelne Toleranzeintragung (1991). Accessed 26 February 2018].
- Yiqing Yan
ISO Geometrical Product Specifications (GPS) is an international standard for dimensioning, tolerancing and verifying of geometrical features. The ISO GPS standard includes 143 individual standards and two of them are among the most important GPS standards: DIN EN ISO 5459 datums and datum systems and DIN EN ISO 1101 tolerances of form, orientation, location and run-out. A fundamental analyzed and consistent systematology is missing in these two standards, which is in order to define completed definitions of datums and tolerance symbols for all the geometrical features. Moreover, ISO is mainly considered only classical mechanical engineering with regular geometry features. Freeform geometries are rarely considered in ISO. Therefore there are definition gaps, deficits and contradictions that exist between and within the ISO GPS standards. This causes the misunderstandings, interpretation spaces and irreproducibility of the definitions of datums and tolerances for geometrical features in theory and practice. This work focuses on developing a new systematology to complement and enhance the definitions of datums and tolerances for all geometrical features in all areas based on the ISO GPS standards. This systematology is developed by analyzing the origin and physical behavior of the datum features and toleranced features on a theoretical level. The analysis method is completely new compared to ISO GPS thinking model. As a result, an improved and completed systematology with extended definitions of datums and tolerances for geometrical features based on the most important ISO GPS standards (DIN EN ISO 5459, 1101, 1660 and 5458) is developed, which fills the definition gaps and eliminates the deficits and contradictions. This new developed systematology covers almost all application areas, which is not only in the classical mechanical engineering sector, but also for industry with freeform geometry. It offers not only theoretical-oriented definitions and examples of datums and tolerances, but also practice-oriented definitions and examples. Two of the developed proposals have already been included in ISO/DIS 5459: 2017 draft.
- Heng Zhang
- Yanlong Cao
- Yanding Wei
- Jiangxin Yang
To assure feasibility and economy of mechanical product design, tolerance design should be incorporated into conceptual structure design phase. The completion of the evolving procedures from functional requirement to tolerance scheme resolution in the early stage, greatly promotes selection of structure scheme and optimization of cost. The paper provides a concurrent design methodology for functional tolerance using the principle of decomposition and reconstitution using growth design based on functional surfaces. A concurrent design methodology is given, including growth design-supported structure-tolerance design process, assembly information model and TTRS-based tolerance representation model. A recursive design method for function to structure mapping is proposed, and the tolerance design in every step of the iteration is focused on. Geometric variation model is introduced to infer key parts and key features, helping forming tolerance specification while assuring rationality and sufficiency of structure decomposition. In the whole process, structure and tolerance are constrained to each other and an optimization framework is put forward.
Dimensional metrology is an essential part of modern manufacturing technologies, but the basic theories and measurement methods are no longer sufficient for today's digitized systems. The information exchange between the software components of a dimensional metrology system not only costs a great deal of money, but also causes the entire system to lose data integrity. Information Modeling for Interoperable Dimensional Metrology analyzes interoperability issues in dimensional metrology systems and describes information modeling techniques. It discusses new approaches and data models for solving interoperability problems, as well as introducing process activities, existing and emerging data models, and the key technologies of dimensional metrology systems. Written for researchers in industry and academia, as well as advanced undergraduate and postgraduate students, this book gives both an overview and an in-depth understanding of complete dimensional metrology systems. By covering in detail the theory and main content, techniques, and methods used in dimensional metrology systems, Information Modeling for Interoperable Dimensional Metrology enables readers to solve real-world dimensional measurement problems in modern dimensional metrology practices.
- Bernard Anselmetti
Functional tolerancing described in definition drawing of mechanical parts constitutes a contract to be respected by manufacturers. Process engineers have to choose process plans able to manufacture part respecting functional requirements and have to determine manufacturing specifications for each phase. Tolerance zone transfer method offers a three-dimensional algorithm of manufacturing specifications generation with International Organization for Standardization (ISO) standards. Analysis line method, developed in this article, establishes the calculus relation of the results of the tolerance chains according to the tolerances of manufacturing specifications to allow the tolerance synthesis. In this paper, the analysis line method is presented using an example. The aim is to show the hypotheses made during transfers in the context of ISO standards of tolerancing and to define accurately the datum reference frames used and deviations between these frames at particular points named analysis points.
In order to respect the functional drawing of a part, the process planer first has to choose the manufacturing process and then establish the manufacturing specifications to fulfill on the part after each phase. This paper introduces the tolerance zone transfer method, which is based on a vectorial representation of tolerance zones. For each functional requirement, it consists in analyzing the tolerance zone mobilities and the datum function. The transfer determines by iteration manufacturing specifications for each phase. Operations on degrees of freedom allow us to specify the right need using the ISO standards of tolerancing.
Analyse und Bewertung des Systems der Geometrischen Produktspezifikation und -prüfung bezüglich vollständiger Produktspezifikationen
- P Richter
Richter, P.: Analyse und Bewertung des Systems der Geometrischen Produktspezifikation und -prüfung bezüglich vollständiger Produktspezifikationen, Bachelorarbeit, Technische Universität Chemnitz 2012
Funktionsorientierte Tolerierung von Form-und Lageabweichungen -Eindeutige Produktdokumente für die effiziente Konformitätsbewertung nach DIN EN ISO 1101 (DAM 1 und 2)
- S Gröger
Gröger, S.: Funktionsorientierte Tolerierung von Form-und Lageabweichungen -Eindeutige Produktdokumente für die effiziente Konformitätsbewertung nach DIN EN ISO 1101 (DAM 1 und 2). In: DIN Tagung GPS 2011, 22./23.02.2011, Berlin, ISBN 978-3-410-21714-5
- W Schütte
Schütte, W.: Form-und Lagetoleranzen. In: Rieg, F., Steinhilper, R., Hrsg. Handbuch Konstruktion, München, Carl Hanser Verlag, 2012 [Sri12] Srinivasan, V. Reflections on the Role of Science in the Evolution of Dimensioning and Tolerancing Standards, 12th CIRP Conference on Computer Aided Tolerancing, 18th-19th April, 2012, Huddersfield, UK [TC213] http://isotc213.ds.dk/, 06.01.2013
Discrete Shape Modeling for Skin Model Representation, 12th CIRP Conference on Computer Aided Tolerancing
- M Zhang
Zhang, M., et al.: Discrete Shape Modeling for Skin Model Representation, 12th CIRP Conference on Computer Aided Tolerancing, 18th-19th April, 2012, Huddersfield, UK [Zym12] Zymnossek, J.: Verständigungs-und Grundnormen – Grundlage für Technik und Wissenschaft, DIN Mitteilungen, 01/2012
Geometrische Produktspezifikation (GPS) - Oberflächenbeschaffenheit: Tastschnittverfahren -Regeln und Verfahren für die Beurteilung der Oberflächenbeschaffenheit (ISO 4288:1996) [4760] DIN 4760: 1982-06: Gestaltabweichungen; Begriffe, Ordnungssystem [5458] DIN EN ISO
[4288] DIN EN ISO 4288:1998-04, Geometrische Produktspezifikation (GPS) - Oberflächenbeschaffenheit: Tastschnittverfahren -Regeln und Verfahren für die Beurteilung der Oberflächenbeschaffenheit (ISO 4288:1996) [4760] DIN 4760: 1982-06: Gestaltabweichungen; Begriffe, Ordnungssystem [5458] DIN EN ISO 5458:1999-02, Geometrische Produktspezifikation (GPS) - Form-und Lagetolerierung -Positionstolerierung (ISO 5458:1998)
- Geometrische Tolerierung-Bezüge Und Bezugssysteme
Geometrische Tolerierung -Bezüge und Bezugssysteme (ISO 5459:2011) [8015] DIN EN ISO 8015:2011-09, Geometrische Produktspezifikation (GPS) – Grundlagen – Konzepte, Prinzipien und Regeln (ISO 8015:2011)
Posted by: vernitajeavonse014603.blogspot.com
Source: https://www.researchgate.net/publication/279845142_Funktionsgerechte_Spezifikation_geometrischer_Eigenschaften_mit_dem_System_der_Geometrischen_Produktspezifikation_und_-verifikation
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